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28.07.2010 / Gedenktag / Lesezeit: ~ 2 min

Autor/-in: Hanna Hoepfner

Ein Theologe mit Herz

Franz August Neander war Professor für Kirchengeschichte, aber auch ein Theologe mit Herz. Vor 160 Jahren ist er gestorben.

Am 17. Januar 1789 wird David Mendel in Göttingen geboren. Sein Vater ist jüdischer Kaufmann. Dementsprechend wächst Mendel in der jüdischen Tradition auf. Allerdings entschließt er sich mit 17 Jahren, den jüdischen Glauben abzulegen. Er konvertiert zum Christentum.


Grund dafür ist seine Begegnung mit begeisterten Christen. David Mendel will ein sichtbares Zeichen für seinen Übertritt setzen: Deshalb legt der geborene David Mendel seinen mosaischen Namen ab. Seinen neuen Nachnamen Neander sucht er sich in Anlehnung an den Kirchenlieddichter Joachim Neander aus: Dieser ist uns heute als Textdichter von „Lobet den Herren, den mächtigen König der Ehren“ bekannt.

Allein rationaler Glaube reicht nicht
In seinem neuen Glauben inspiriert ihn der protestantische Theologe Friedrich Schleiermacher. Mendel liest seine Werke mit Interesse. So kommt es auch, dass er dessen theologische Prinzipien später vertritt. Seine Hauptaussagen sind: Die Religion ist fester Bestandteil des Menschen. Sie ist gleichwertig mit dem Verstand. Nur sie versteht es, dem Menschen den „Sinn und Geschmack für das Unendliche“ zu vermitteln.


Nach seiner Konversion beginnt Neander das Studium der Kirchengeschichte: Zunächst in Göttingen und später in Heidelberg. Nach der Habilitierung geht er nach Berlin: Dort arbeitet er als Professor.


Seine Professorentätigkeit nimmt er mit Leidenschaft wahr. Er will den Studenten klar machen, dass Kirchengeschichte äußerst aktuell ist: Man sollte aus der Kirchenhistorie Schlüsse für die aktuelle Lage ziehen. Neander animiert die Studenten, sich privat zu treffen: Mit Hilfe sogenannter „Erbauungskränzchen“ sollen sie sich über den Glauben austauschen. Er steht der Erweckungstheologie nahe. Diese grenzt sich vom allein rationalen Glauben ab. Die Glaubensrichtung ruft zur erneuerten Frömmigkeit auf.

Ungewöhnlicher Vertreter seines Zeitalters
Im Laufe seines Lebens verfasst Neander eine Vielzahl von theologischen Schriften, darunter sein Hauptwerk „Allgemeine Geschichte der Religion und Kirche“. Hierin erläutert er, wie die Kirchengeschichte als „Schule“ verstanden werden kann: Aus jeder Erfahrung entsteht eine Entwicklung hin zum Besseren. Er zeigt: Gottes Kraft wird in der Entwicklung der Kirche offenbar.


Neander ist durchaus als ungewöhnlicher Vertreter seines Zeitalters zu bewerten: In seiner Zeit wurde die Vernunft hoch gehalten. Er jedoch plädiert für kindlichen Glauben. Liest man seine Werke, so erkennt man schnell: Vordergründig ist er nicht Wissenschaftler, sondern ein Theologe mit Herz. Er selber sagt auch: „Das Herz macht den Theologen“.


Am 14.Juli 1850, also vor 160 Jahren, verstarb Neander dann in Berlin.

 

August Neander bei wikipedia

August Neander in der ADB

Zeitgenössischer Nachruf auf Neander
 

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