
15.05.2010 / Leben als Vater / Lesezeit: ~ 2 min
Autor/-in: Andreas MeißnerVäter eben
Der Vatertag ist gefeiert. Was nun, liebe Väter? Es bleibt viel zu lernen im Leben als Vater. Eine persönliche Retrospektive.
Du begegnest ihnen überall. Als Kind ist einer von ihnen einfach da: Entweder ist er nur dieser Mann deiner Mutter oder, wenn’s gut geht, ist er dein wirkliches Gegenüber. Das dich versteht, ermahnt, mit dir Blödsinn macht, dir Taschengeld zusteckt oder mit dir bolzt. Deine Tränen abwischt oder Computer spielt. Dir zeigt, wie man(n) ein Loch in die Wand bohrt oder Papierflieger faltet.
Andauerndes Training
Später wirst du vielleicht selbst einer dieser Spezies. Bekommst das schreiende Etwas in die Hände gedrückt und hast Sorge, nichts kaputt zu machen. Fühlst dich hilflos, weil du nicht wie andere Familienmitglieder das Baby einfach “andocken” kannst, um es zu stillen, fährst es aber gerne spazieren, damit seine Mutter mal zur Ruhe kommt. Du lehrst ihn das Sprechen. Vor allem, dass “Papa” zuerst gelernt wird, ehe “Mama” dran ist - was dir natürlich nicht gelingen wird.
Noch später wird dein Argumentationsvermögen trainiert. Am Beispiel der abendlichen Nach-Hause-Komm-Zeiten. An der Höhe des Taschengeldes. Zum Thema Ausleihen des Familienautos. Zum Begutachten der weiblichen Begleiter deines Sohnes, des neuen Freundes deiner Tochter. Und du merkst in all diesen Trainingsprozessen: Du wirst ruhiger mit der Zeit. Traust deinem Sprössling immer mehr Initiative zu. Musst nicht selber alles regeln. Und bist erstaunt: Gott hat deinen Kindern ja auch einen Verstand und noch viel mehr gegeben.
Einfach da sein
Spätestens wenn es wieder neue Schreihälse gibt, eine neue Generation gezeugt wird und heranwächst, merkst du, dass du eine neue Beförderungsstufe erreicht hast. Du bist dann einer dieser “Großen Väter”. Darfst ein wenig ins zweite Glied zurücktreten. Hast deinen Job eigentlich ganz gut erledigt. Zumindest wenn du siehst, dass deine Kinder ganz gut im Leben zurecht kommen. Du kannst dich zurücknehmen und (endlich!) auch mal mehr an deine brachliegenden Hobbys und Sehnsüchte denken.
Aber du stehst jederzeit in den Startlöchern, wenn Not am Mann ist, wenn’s in der Familie brennt, wenn ein Babysitter oder Autofahrer gebraucht wird. Oder einer, der nur dasitzt und zuhört. Ohne Ratschläge geben zu müssen. Ohne ständig die “Jungen” volltexten zu müssen. Du bist einfach da. Verfügbar. Mit deinen Erfahrungen, mit deinem Tank voller Liebe und mit deinen Gebeten. Nicht nur für die, die gerade in Not sind, sondern auch für alle anderen. Enkelkinder sind da, um bebetet zu werden. So wird ein unsichtbarer Schutzwall – immer wieder neu – errichtet. Weil wir vor Gott für sie einstehen. Väter eben.
Ihr Kommentar
Kommentare (8)
Leben als Vater fällt nicht vom Himmel.(An Himmelfahrt geht die Reise ja genau anders herum.) Ich bin zweifacher Vater und vierfacher Großvater. Selbstverständlich war mir diese Rolle nie ganz. Immer … mehrhabe ich nach einem Drehbuch gesucht. Bin ich jetzt ein brauchbares Vorbild, ein Halt, ein Richtungeber, ein Ratgeber für alle Lebenslagen, ein solider Ernährer der Familie? Immer blieben Fragen offen. Eigentlich habe ich wie ein schlecht vorbereiteter Schauspieler meine Rolle improvisiert. Dennoch scheint sie gelungen zu sein. Aus den Kindern ist "etwas geworden". Wie sie mein Vatersein bewerten, würde ich manchmal gern wissen. Ob sie mich brauchen, erfuhr ich früher aus Notrufen, wenn ihnen das Geld ausging. Oder sie sonst in einer Klemme waren. Später mußte ich schon mal das andauernde Schweigen unterbrechen, um mal "Puls zu fühlen". Vatersein eine Aufgabe wohl lebenslänglich. Mit zeitweisen Glücksgefühlen, aber auch viel Ungewissheit und Verunsicherung. So einfach wie in der 9. von Beethoven ist es leider nicht: "Brüder überm Sternenzelt muß ein lieber Vater wohnen." Auch ein irdischer Vater wüßte es gern.
Kein Wunder dass sie Dich "Der Papa" nennen...
Wieder mal ein super Text der die Vaterschaft auf den Punkt bringt. Solche Väter brauchten wir viiiiel mehr auf der Welt! *seufz*
Ein Artikel, den ich in allen Punkten unterschreiben kann. Ich war gerne Vater.
Nur eines stört mich: Der ERF ist ein christliche Institution - das geht auch aus diesem Artikel hervor - aber warum … mehrmacht er diese "weltliche" Welle des Vatertags mit? Ein Artikel über die Väter: in Ordnung! Aber wir feiern Christi Himmelfahrt!!! Schade, dass das so langsam untergeht. Leider auch in vielen christlichen Medien. Ein Scherpunktthema zu Cristi Himmelfahrt in dieser Zeit und einen Artikel über die Väter zu einer Anderen. Das fände ich in Ordnung. Aber diese Reduzierung beim ERF befremdet mich doch.
wirklich klasse geschrieben und gut auf den punkt gebracht. Meine Frau und ich haben genau darüber vorhin noch gesprochen, echt lustig dann den Artikel als Zusammenfassung des Gepräches zu lesen.
Gottes Segen
@johannes müller:
jesus ging zu seinem vater zurück - ein wirklicher vatertag für gott... - einfach mal eine andere sicht des "klassischen" vatertags (den ich z.b. noch nie "gefeiert" habe...)
lieber gruss, a.m.
Ein sehr schöner einfühlsamer Artikel. Leider habe ich es bisher nur bis zur Stufe "Vater" geschafft. Vielleicht werde ich ja doch noch "geadelt". Zumindest bin ich Gott dankbar, dies Erlebnis genießen zu dürfen.
voll schön!
Vatertag??? Ich dachte wir hätten Jesu Himmelfahrt gefeiert!