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03.01.2008 / / Lesezeit: ~ 4 min

Autor/-in: Johan Allaert

Das Wunder von Brüssel

Wer das Studentenleben kennt, weiß wovon ich rede:
Lange Nächte, viel Alkohol, verschlafen in die Vorlesung, Stress und Spaß im Wechsel. Aber was kann passieren wenn ein junger Mann aus einem kleinen „Städtchen im Walde“ plötzlich in eine Millionenstadt kommt? Vom unschuldigen Landleben in das frivole Stadtleben.

Wer das Studentenleben kennt, weiß wovon ich rede:
Lange Nächte, viel Alkohol, verschlafen in die Vorlesung, Stress und Spaß im Wechsel. Aber was kann passieren wenn ein junger Mann aus einem kleinen „Städtchen im Walde“ plötzlich in eine Millionenstadt kommt? Vom unschuldigen Landleben in das frivole Stadtleben.


Meine Eltern zogen, als ich sechs Jahre alt war, von Belgien in eine kleine Garnisonstadt in Nordhessen. Wir lebten als Belgier in eigens dafür gebauten Siedlungen und gingen in Belgische Schulen. Weil damals noch fast alle Belgier römisch-katholisch waren, gehörte es zur Tradition, dass mein kleiner Bruder und ich jeden Sonntag mit Mama in die Kirche gingen (Vater besuchte gleichzeitig das Casino, man kann auch „Militärkneipe“ sagen). Dieser Kirchenbesuch war dann auch das einzig christliche, das ich in meiner Kindheit kennen lernte.

Wir wuchsen sehr behütet auf, hatten ganztags Schule und danach gab es nur eines: Fußball. Es gab zwei Fernsehprogramme (eigentlich drei, denn wir konnten - weil Nahe an der Zonengrenze - das DDR-Fernsehen empfangen). Alles unschuldige Programme, keine „Ruf mich an“-Sendungen, kein Sex, also kein Vergleich mit den „Angeboten“ heute.

Vor dem Schlafengehen betete ich immer ein „Vater Unser“ oder ein „Gegrüßt seist du Maria“ und ab und zu habe ich selber eine Messe gelesen, ganz heimlich auf meinem Zimmer. Ich glaubte irgendwie an Gott, hatte jedoch überhaupt keine Vorstellung von ihm. Wir kannten nur den Kathechismus, eine Bibel kannten wir nicht. Es war sogar für Laien damals ein verbotenes Buch.

Ich wurde älter und blieb mit meinen Fragen alleine. Ich hatte das Gefühl, meine Gebete gehen nur bis zur Decke, von einer Erhörung ganz zu schweigen.

Dann kam ich mit 18 zum Studium nach Brüssel. Ich kam mir vor als wäre ich auf einem anderen Planeten. Es dauerte dann auch nicht lange, bis ich immer mehr Alkohol in Studentenverbindungen trank, die Kinos mit Filmen ab 18 besuchte, die erste Frau nackt sah, so auch im Rotlichtviertel landete und dort die Etablissements besuchte. Zum Glück hat damals eine Eigenschaft meiner Mutter vieles verhindert: Die Sparsamkeit! Während einige Kommilitonen ihr ganzes Geld in der Stadt verprassten, konnte ich es immer gut in Grenzen halten.

Ich hatte damals eine gute Freundin, ab dem dritten Semester ein kleines Auto, etwas Geld, viele Feten, und auch das Studium lief gut. Trotzdem war in mir eine Unruhe. Irgendetwas fehlte in meinem Leben. Ich fing an meine Freundin zu betrügen, weil ich dachte sonst etwas zu verpassen, aber glücklicher wurde ich auch nicht. Ich hatte eine tolle Clique, viel Spaß und trotzdem fuhr ich oft Nachts ganz einsam und leer nach Hause.

Im letzten Studienjahr passierte etwas merkwürdiges. Ein Mädchen unserer Clique fing an über das „verbotene“ Buch – die Bibel – zu reden. Mein erster Gedanke war: Sekte! Denn nur Protestanten lesen in der Bibel. Was hier hart und politisch unkorrekt klingt, ist in Belgien bis heute Denkart. „Protestanten sind schlecht.“ – „Warum?“ – „Weiß ich nicht, das hat man uns immer so gelehrt.“

Bald glaubten auch andere Freunde von mir an diesen Jesus. Bis ich selbst eines Tages in einer Bibelstunde landete. Ich bekam eine Bibel und ein Liederbuch auf den Schoß. Sie sangen ein Lied: “Und er stand auf, und er sprang auf und pries den Herrn!“ Das taten sie tatsächlich auch. Plötzlich standen sie auf, hüpften in die Luft und klatschen in die Hände. Ich saß dazwischen und dachte: „Wo bin ich hier bloß gelandet?“ Trotzdem verlief der Abend recht gut, ich diskutierte mit ihnen - und anschließend gingen wir zur Party.

Am nächsten Abend war ich bei meiner Freundin. Wir waren alleine Zuhause und „nutzten die Gelegenheit“: Aber während wir miteinander schliefen, hatte ich das Gefühl dass jemand zuschaute. Ich drehte mich um, sah aber niemanden. Das geschah ein paar Mal, bis mein Blick auf ein Kruzifix das an der Wand fiel. Ich erschrak total, sprang auf, zog mich an, sagte schnell „Tschüß“ und stürmte aus dem Haus. Zu Hause holte ich die Pornohefte hervor und fing an sie zu verbrennen. Ich war wie von Sinnen.

Dieser Zustand dauerte das ganze Wochenende an und ich hatte nur einen Gedanken:
Ich muss am Montag zu meinen Freunden.

In den nächsten zwei Wochen folgten unendlich lange Gespräche über den Glauben. Ich wollte auch diesen Frieden und diese Freude haben – und vor allem diese Gewissheit, dass es einen Gott gibt!

Ich fing an zu beten, aber es passierte nichts. Dann fragte mich ein Freund, ob ich bereit sei, mein ganzes Leben und alles was dazu gehört Gott zu geben. Das war der Knackpunkt, denn es gab nach einigem Nachdenken Bereiche in meinem Leben worüber ich gerne die Kontrolle behalten wollte...

Doch am 16.12.1980 um ca. 02.00 Uhr nachts geschah das Wunder von Brüssel: ich übergab mein Leben Jesus. Ich hatte im gleichen Moment das Gefühl als ob ich leer lief, von oben nach unten. Der ganze Dreck wurde rausgespült. Ströme von Freude durchfluteten meinen Körper, ich weinte und dankte Gott von ganzem Herzen. Ich hatte das Gefühl gleich vor Freude zu explodieren.

Das sahen am nächsten Tag auch meine Kollegen Offiziersanwärter. In den nächsten Monaten kamen drei meiner Kollegen zum Glauben. Das Wunder von Brüssel überrollte danach wie ein Tsunami die Belgische Armee: In elf Monaten kamen 17 Soldaten aller Ränge zum Glauben an Jesus Christus.

Es entstand eine Gemeinde von Soldaten und ihren Ehefrauen. Rund 13 Jahre später wurde die „Union christlicher Soldaten in Belgien“ durch meinen Glaubensbruder im Hauptquartier der Belgischen Armee in Anwesenheit der Militärpresse und Christensoldaten aus vielen Nationen gegründet. Und es entstand ein Gebetskreis im Hauptquartier in Brüssel.

Das Wunder von Brüssel geht immer weiter. Ich bin so dankbar dass ich ein kleiner Stein sein durfte der, ins Wasser geworfen, weite Kreise gezogen hat und noch zieht.

Preist den Herrn!

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