
14.04.2023 / Wochenrückblick / Lesezeit: ~ 3 min
Autor/-in: Regina König„Cannabis ist keine harmlose Droge“
…der Freitagstalk der ERF Aktuell-Redaktion.
Einen Joint rauchen – das soll keine Straftat mehr sein. Die Ampelkoalition hat in dieser Woche ihre Pläne vorgestellt, wie sie den Besitz und Konsum von Cannabis schrittweise legalisieren will. Das Vorhaben ist umstritten. Niedersachsens Bundesärztekammerpräsidentin Dr. Martina Wenker sprach sich heute (14.4.) vehement gegen die Legalisierung aus: „Die Legalisierung wird das deutsche Gesundheitssystem zusätzlich belasten.“ Wie reagieren Diakonie und Caritas auf die Ampel-Pläne? Und was sagen Kinder- und Jugendärzte? Darüber sprechen im Freitagstalk Katja Völkl und Regina König von der ERF Aktuell-Redaktion.
ERF: Regina, kurz zusammengefasst: was plant die Bundesregierung zur Legalisierung von Cannabis?
Regina König: Der Besitz von 25 Gramm soll straffrei sein und du darfst drei eigene Cannabispflanzen sozusagen auf deinem Balkon züchten. Der Verkauf der Droge sollte nach dem Willen der Ampel eigentlich über lizensierte Geschäfte stattfinden, das hat die EU allerdings abgelehnt. Nun soll die Abgabe über Cannabis-Vereine und Clubs laufen, die den Stoff an ihre Mitglieder abgeben dürfen, jedoch nur in bestimmten Mengen. Und es darf kein Gewinn erzielt werden.
ERF: Und die Abgabe ist nur an Erwachsene erlaubt.
Regina König: Und damit auch an 18-jährige. Und genau das kritisiert der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte. Denn: das Gehirn entwickelt sich noch bis zum 25. Lebensjahr. Da der Konsum von Cannabis das Gehirn in der Entwicklungsphase schädigen kann, solle aus medizinischen Gründen die Droge erst ab dem 25. Lebensjahr legalisiert werden, sagte Verbandssprecher Jakob Maske der «Stuttgarter Zeitung». Zudem gehe aus dem aktuellen Entwurf nicht hervor, wie Kinder und Jugendliche tatsächlich geschützt werden sollen.
ERF: Auch der Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin, Burkhard Rodeck, äußerte Kritik an den Plänen der Bundesregierung.
Regina König: Ja, gegenüber der „Rheinischen Post“ sagt Rodeck, die Erfahrungen mit Alkohol zeigten, dass es für Jugendliche kein Problem sei, an legalisierte Drogen zu kommen. Er befürchtet deshalb nach der Legalisierung einen erhöhten Cannabis-Konsum bei Kindern und Jugendlichen.
ERF: Und auch Niedersachsens Ärztekammer-Präsidentin Martina Wenker warnt vor der Freigabe.
Regina König: Wie der epd berichtet, betonte die Lungenfachärztin heute (14.4.) in Hannover: «Cannabis ist keine harmlose Droge». Eine Legalisierung berge große gesundheitliche Risiken. Martina Wenker verwies zudem auf Erfahrungen aus Ländern, die Cannabis bereits freigegeben hätten wie die USA, Kanada und Portugal. Dort sei nach der Legalisierung der Konsum der Droge um etwa 30 Prozent gestiegen. Dabei seien 25 Prozent mehr psychische Störungen aufgetreten, die durch den Genuss hervorgerufen wurden.
ERF: Was halten die christlichen Wohlfahrtsverbände von den Plänen der Bundesregierung?
Regina König: Aktuelle Reaktionen zum Gesetzentwurf liegen bis jetzt nicht vor. Allerdings gab es im Vorfeld Stellungnahmen. So forderte die Caritas 2021 u.a., dass die Legalisierung nur einhergehen darf mit der Begleitung wissenschaftlicher Forschungsinstitute, um z.B. feststellen zu können, ob es nachweislich zu einer „Austrocknung des Schwarzmarktes“ komme. Und die Abgabe dürfe nur an Personen ab 21 Jahren stattfinden. Grundsätzlich befürworten die Verbände eine Entkriminalisierung der Konsumenten; sie fürchten aber, dass der Kinder- und Jugendschutz nicht genug im Fokus steht.
ERF: Cannabis soll schrittweise legalisiert werden – wir bleiben dran an diesem Thema.
Regina König: Hinweisen möchte ich dabei noch auf ein Papier der Diakonie Sachsen mit dem Titel „Cannabis – die neue Volksdroge?!“ Dieses Papier gibt einen detaillierten Überblick über die politische Debatte, über Erfahrungen anderer Länder und es wird erklärt, was Cannabis mit meinem Körper macht und: was die Diakonie Sachsen fordert, wie z.B. die Förderung von Prävention.
ERF: Herunterladen können Sie sich dieses Papier in unserer Audiothek unter www.erfplus.de. Das war der Freitagstalk, und damit verabschieden sich Regina König und Katja Völkl. Ein friedliches Wochenende wünschen wir Ihnen.
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