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© Bundesarchiv, Bild 183-R99859, via Wikimedia Commons CC-BY-SA 3.0

27.02.2023 / Interview / Lesezeit: ~ 3 min

Autor/-in: Oliver Jeske

Ein Feuer, das die Geschichte veränderte

Folgerungen aus dem Brand des deutschen Reichstags für heute.

 

 

Das Gebäude des Reichstags in Berlin ist als Sitz des deutschen Bundestags ein Ort der Freiheit und der Demokratie. Doch das war nicht immer so: Vor 90 Jahren, am 27. Februar 1933, missbrauchte Aldolf Hitler das Gebäude des Reichstags für seine Machtinteressen. Anlass war eine mutmaßliche Brandstiftung.Ein Ereignis mit Bedeutung bis heute, meint ERF Hauptstadtkorrespondent Oliver Jeske.
 

Der Tag, als der Reichstag brannte

ERF: Oliver, was genau ist eigentlich damals geschehen?

Oliver Jeske: Das können die Historiker bis heute mit letzter Sicherheit nicht sagen. Gesichert ist nur: Das politische Zentrum der Weimarer Republik brannte in der Nacht vom 27. auf den 28. Januar 1933 lichterloh. Der Sitzungssaal war zerstört. Offiziell sprach man von Brandstiftung.

 

ERF: Und wer war der Schuldige?

Oliver Jeske: Vor Ort verhaftet wurde ein politisch links orientierter Arbeiter namens Marinus van der Lubbe. Bis zu seiner Hinrichtung behauptete er standhaft, alleiniger Täter gewesen zu sein.


Der Brand und seine verhängnisvollen Folgen

ERF: Ob jetzt ein oder mehrere Täter hinter dem Reichstagsbrand am 27. Februar 1933 standen: Auf jeden Fall hatte das ganze verhängnisvolle Folgen für die deutsche Geschichte.

Oliver Jeske: Adolf Hitler war zu dem Zeitpunkt gerade frisch gewählter Reichskanzler. Seine Propaganda-Maschinerie stellte den Reichbrand als ein Werk der Kommunisten dar. Polizei und SA gingen mit größter Brutalität gegen Kommunisten und SPD-Politiker vor. Viele wurden inhaftiert oder sogar ermordet.

Hitler räumte also seine politischen Gegner aus dem Weg. Er verkaufte seine Verbrechen als Wiederherstellung von Recht und Ordnung in Deutschland.


Die Lehren aus dem Reichstagsbrand

ERF: Und das führte dann zu seinem Erfolg bei den Reichstagswahlen 1933 wenige Tage später und schließlich zu dem Ermächtigungsgesetz, welches den Nationalsozialisten uneingeschränkte Macht gab. Oliver, was für Lehren ziehst du aus dem Reichstagsbrand von 1933 denn für heute?

Oliver Jeske: Die Weimarer Republik, die mit Hitler endete, war an ihrem Ende geprägt von hoher Arbeitslosigkeit. Das trieb viele Menschen in den rechten und linken Extremismus. Und die Nazis präsentierten Sündenböcke – zum einen die Kommunisten und vor allem Juden. Millionen Menschen endeten in den Konzentrationslagern: Neben Juden auch Sinti und Roma, Homosexuelle und Regimegegner.

 

ERF: Was können wir denn heute für Lehren aus der Entstehungsgeschichte des Dritten Reiches ziehen?

Oliver Jeske: Heute haben wir es aktuell nicht mit hoher Arbeitslosigkeit zu tun. Aber wir hören zum Beispiel von Diskussionen, ob es denn genug Wohnraum für alle Menschen gibt, die bei uns in Deutschland Zuflucht suchen.

Mir ist es wichtig, da ganz klar zu trennen: Die Probleme sind Hunger, Krieg und Vertreibung in dieser Welt. Nicht die Menschen, die zu uns kommen, sind das Problem. Wer so denkt, macht sie zu Sündenböcken, und redet radikalen politischen Kräften das Wort.


Vorsicht bei einfachen Antworten auf komplizierte Fragen

ERF: Ist dieser Vergleich unserer Situation heute mit der im 3. Reich nicht möglicherweise zu krass?

Oliver Jeske: Ich frage mich schon: Was gibt uns Sicherheit, dass sich Geschichte hier und heute nicht wiederholen könnte? Meine Antwort: Ein nüchterner Blick. Und den gewinne ich durch die Bibel. Sie hat eine sehr realistische Sicht von dieser Welt: In ihr wird es immer Krieg und Leid geben, bis Gott selbst die Umstände ändern wird. Und deshalb gehen bei mir die Alarmglocken an, wenn nationalistisch gesinnte Kräfte einfache Antworten geben wollen auf komplizierte Fragen.

ERF: Oliver Jeske mit seinen Reflektionen zum heutigen 27. Februar. Vor 90 Jahren brannte der Reichstag in Berlin. Danke für das Gespräch.

 Oliver Jeske

Oliver Jeske

  |  Redakteur Aktuelles

Sprachlich Hannoveraner, seit einem Vierteljahrhundert in Berlin zu Hause, liebt er Jesus, Tanzen mit seiner Frau, Nordsee-Spaziergänge mit seinen Söhnen und leckeren Fisch. Von Gott ist er fasziniert, weil der ihn immer wieder überrascht und im wahrsten Sinne des Wortes beGEISTert.

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