
01.10.2022 / ERF Global Hope / Lesezeit: ~ 5 min
Autor/-in: Rebecca SchneebeliVom Mikro ins Flüchtlingscamp
Mit ermutigenden Sendungen und praktischer Hilfe bringt TWR Ukraine Hoffnung zu ihren Landsleuten.
Seit weit über einem halben Jahr sind die Nachrichten, die aus der Ukraine zu uns herüberkommen, erschreckend. Russlands Angriffskrieg verlangt den Ukrainern einiges ab. Viele haben Angehörige verloren, erlebt, wie ihre Wohnungen und Häuser dem Erdboden gleichgemacht wurden, und mussten fliehen. Verzweiflung und Not prägen seit dem 24. Februar 2022 das Leben der meisten Ukrainerinnen und Ukrainer. Und doch geben etliche nicht auf. Zu ihnen gehört auch das Team unseres Partners TWR Ukraine. Ihr Motto: Jetzt erst recht!
Obwohl die Strapazen des Krieges an ihnen genauso zehren wie an ihren Landsleuten und alle unter ihnen bereits Freunde, Bekannte oder Familienangehörige verloren haben, geben sie nicht auf, ihren Landsleuten Hoffnung zu bringen. Denn sie wissen, ihre Hoffnung in und auf Jesus ist unabhängig von äußeren Umständen. Ein Teammitglied von TWR Ukraine formuliert es so:
Jetzt in diesen Kriegszeiten fühlen wir eine noch größere Verantwortung für die Inhalte, die wir gestalten. Das motiviert uns, noch mehr zu tun, noch mehr relevante Inhalte in einer hohen Qualität zu produzieren. Jeden Monat setzen wir uns neue Ziele, Pläne und Projekte.
Zwischen normalem Redaktionsalltag und Ausnahmezustand
Einige aktuelle Informationen und Berichte wollen wir Ihnen hier schon weitergeben. Sehr erfreulich ist, dass alle Teammitglieder noch am Leben sind. Das ist keine Selbstverständlichkeit in einem seit Monaten andauernden Krieg. Auch das Studio und Büro in Kiew ist bislang unversehrt geblieben, sodass die Teammitglieder, die sich im Großraum Kiew aufhalten, es wieder nutzen können. Dies erleichtert ihnen die Arbeit, dennoch ist ihr Redaktionsalltag weiterhin alles andere als normal.
Denn auch wenn das Team in seinen Social Media Videos scheinbar aus einem warmen und gemütlichen Studio heraus anderen Menschen im Kriegsgebiet Mut und Hoffnung zuspricht, so sind sie doch genauso vom Krieg betroffen wie die Menschen um sie herum. Ein Mitarbeiter beschreibt seine redaktionelle Arbeit so:
Nachdem wir eine Woche vor Ostern nach Kiew zurückgekehrt sind, bin ich meine Ziele und Aufgaben von vorher wieder angegangen: einen Podcast und andere neue Programmformate zu erarbeiten. Aber der Krieg ist nicht vorbei. Es gibt ständig Bombenwarnungen in Kiew, immer wieder gehen die Sirenen los und ich sitze mittendrin und schreibe an neuen Sendungen.
Der Krieg ist nicht vorbei. Es gibt ständig Bombenwarnungen in Kiew, immer wieder gehen die Sirenen los und ich sitze mittendrin und schreibe an neuen Sendungen. – Mitarbeiter TWR Ukraine
Nicht nur durch die Bombenwarnungen ist das Team mitten im Geschehen, sie engagieren sich auch ganz praktisch, um anderen zu helfen. In der Sommerzeit haben viele aus dem Team ihre Urlaubstage genutzt, um Binnenflüchtlingen zu helfen. Sie haben beim Häuserbau angepackt, Medizin für Soldaten verpackt und Essen zubereitet. Eine Mitarbeiterin beschreibt ihre Tätigkeit in dem Flüchtlingscamp so: „Ich habe tausende von Fleischbällchen gebraten.“ Jeden Morgen ging es früh los und oft war die Arbeit erst spät am Abend getan.
Mit Freude und Engagement war das Team im Einsatz. Und das ist längst nicht alles. Der Leiter des Teams wird aktuell in mehr Gemeinden und Kirchen eingeladen, als er besuchen kann. Soweit es ihm möglich ist, nutzt er diese Gelegenheit, um Menschen auch ganz persönlich Mut und Hoffnung zuzusprechen. Erst letztens hat er bei einer Familienkonferenz zum Thema „Herausforderungen für Familien im Krieg“ mitgewirkt. Denn er ist fest überzeugt: „Gerade mitten im Krieg sind wir gerufen, Familien zu dienen.“
„Wir können über alles nur noch im Kontext des Krieges reden.“
Der Krieg beeinflusst nicht nur die äußeren Arbeitsbedingungen für das Team, er ist auch ein Thema, vor dem ihre Sendungen und Programme nicht haltmachen. In einem Video, das auf der National Partner Conference der europäischen TWR Partner gezeigt wurde, beschreibt eine Mitarbeiterin von TWR Ukraine es folgendermaßen: „Wir können über alles nur noch im Kontext des Krieges reden.“
Sie meint damit: Selbst wenn viele Alltagsthemen für die Menschen weiterhin eine wichtige Bedeutung haben, so steht doch oft die Frage ganz oben: Wie gehen wir damit jetzt in diesen Kriegstagen um? Partnerschaft, Familie, menschliche Konflikte, christlicher Glaube, beruflicher Alltag, körperliche Behinderung, chronische Krankheit – all diese Themen sind seit Kriegsbeginn für die Menschen nicht weniger relevant geworden, aber die Erfahrungen des Krieges überschatten sie alle. Der Krieg prägt den Blick der Menschen auf jeden Aspekt ihres Alltags und das Team von TWR Ukraine versucht, dem in ihren Inhalten Rechnung zu tragen. Eine Mitarbeiterin fasst es so zusammen:
Keineswegs hätten wir einfach weiter Programme über Burnout oder Lebensträume machen können. Wir mussten über das zu den Leuten sprechen, was sie und uns am tiefsten berührte: den Krieg in der Ukraine. Selbst wenn wir jetzt wieder in unserem Studio arbeiten können, werde ich weiter über den Krieg sprechen. Denn er ist das größte Problem, was wir alle gemeinsam haben. Und ich werde davon sprechen, wie Gott sich uns in diesem Krieg zeigt.
Der Krieg ist das größte Problem, was wir alle gemeinsam haben. Und ich werde davon sprechen, wie Gott sich uns in diesem Krieg zeigt. – Mitarbeiterin TWR Ukraine
Menschen saugen Hoffnung regelrecht auf
Und auch das spürt das Team: Gerade jetzt ist großes Interesse an ihren christlichen Programmen da. Der Leiter von TWR Ukraine geht sogar davon aus, dass sie durch den Krieg ganz neue Zuhörerinnen und Nutzer gewonnen haben. Er sagt:
Unsere Programme laufen in den Schützengräben und Krankhäusern, uns hören und sehen Menschen in besetzten und befreiten Gebieten, in der Ukraine und weit darüber hinaus. Es sind Christen und Nichtchristen, die uns hören, ältere Menschen und Kinder. – Leiter TWR Ukraine
So ist eins der wichtigsten Ziele des Teams auch klare Antworten zu geben, wie man sich zu Jesus wenden, wie man im Glauben an ihn Vergebung und Trost finden kann. Denn, so der Leiter von TWR Ukraine:
Heute ist es die Aufgabe der Kirche genauso wie die von TWR, das Wort Gottes zu Menschen zu bringen, die immer den Tod vor Augen haben. Und dennoch, genau in diesen schrecklichen Zeiten finden sie Jesus und in ihm Rettung.
Und doch ist in ihren Programmen auch immer Platz für Fragen. Der Leiter des Bibelseminars in Irpin, welches während der Besetzung der Russen schwer beschädigt wurde, gestaltet auch einige Sendungen für TWR Ukraine und schreibt dazu:
Es gibt einige theologische Fragen, die wir in unserem Programm schon viele Male thematisiert haben. Aber erst jetzt sind diese Fragen für uns wirklich relevant und wir finden wirkliche Antworten darauf. Und genau jetzt saugen die Menschen Worte der Hoffnung und des Trostes regelrecht auf.
Beten Sie mit uns, dass dies weiterhin geschieht! Dass Menschen mitten im Krieg durch die Angebote von TWR Ukraine Antworten auf ihre Lebensfragen finden und ermutigt werden. Und dass unser Team weiterhin beschützt bleibt!
Ihr Kommentar