
05.11.2021 / Wochenrückblick / Lesezeit: ~ 5 min
Autor/-in: Regina KönigAufforsten gegen Klimawandel, Hoffnungsfest feiern
… und was sonst noch diese Woche wichtig war.
Ein Hoffnungsfest für den Glauben, dringende Wiederaufforstung gegen Klimaerwärmung und die Wahl eines neuen Rates der EKD, der hoffentlich mehr umsetzt als nur Sparbeschlüsse, das sind unsere Themen im Freitagstalk der ERF Aktuell-Redaktion. Den Rückblick in die vergangene Woche und den Ausblick auf die kommende hat Regina König zusammengestellt. Am Schluss des Beitrags geht es dann auch noch um eine missionarische Curry-Wurst.
ERF: Seit Montag tagt im schottischen Glasgow die UN-Klimakonferenz. Dabei geht es nicht nur um die Reduzierung von CO2- und Methan-Emissionen, auch der Wald steht im Mittelpunkt der Beratungen. 100 Staaten haben sich nach 2014 erneut dazu entschlossen, die Zerstörung des Waldes auf unserem Kontinent bis 2030 zu stoppen. Die christliche Kinderhilfsorganisation Word Vision ist mit diesem Beschluss aber gar nicht zufrieden.
Regina König: Nein, das alles sei viel“ zu zaghaft“ und eine „halbgare Mogelpackung“. World Vision fordert den sofortigen Stopp der Abholzung. Jedoch: das Kinderhilfswerk klagt nicht nur an, sondern handelt. Und zwar mit einem Wiederaufforstungsprogramm. Wir wissen: Bäume sind die Lunge unserer Erde, sie absorbieren das Treibhausgas CO2. Und je schneller wir damit beginnen, Wälder wieder aufzuforsten, desto mehr CO2 wird gebunden. Deshalb sei eine weltweite Wiederaufforstungsbewegung nötig, so World Vision.
In 27 Ländern pflanzt die Organisation schon Bäume, und zwar mit der sogenannten FMNR-Methode. Bei dieser Methode werden unterirdische Wurzelsysteme so genutzt, dass natürliche Wiederbegrünung mit einfachsten Mitteln und durch Kleinbauern umgesetzt werden kann. Also kleiner Aufwand, aber großer Effekt.
ERF: Damit unserem Planeten nicht die Luft ausgeht und doch mehr rauskommt bei der Klimakonferenz als das von Greta Thunberg prognostizierte „Blablablabla“. Ein weiteres Thema, das nachdenklich stimmt: am Donnerstag erinnerte sich unser Land an die Verbrechen der rechtsextremen Terrorgruppe „Nationalsozialistischer Untergrund“, NSU.
Ja, die Terrorgruppe tötete zwischen 2000 und 2007 neun Menschen mit Migrationswurzeln und eine Polizistin. Aufgeflogen war das Terrornetzwerk, nachdem zwei der Mitglieder am 4. November 2011, also vor genau 10 Jahren, in Eisenach tot in einem Wohnmobil gefunden wurden und ein Wohnhaus am selben Tag in Zwickau explodierte. Deshalb fand auch am Donnerstagabend im Zwickauer Dom eine Gedenkveranstaltung statt für die NSU-Opfer.
Der Beauftragte der Bundesregierung für Terroropfer, Edgar Franke, erinnerte daran, dass Verletzte und Hinterbliebene von Terroranschlägen bis heute mit den Folgen der schrecklichen Taten leben müssten. Zufrieden zeigt er sich mit der Erhöhung der Hilfen für Betroffene, sieht aber auch Raum für weitere Verbesserungen.
ERF: Blicken wir nach vorn. Am Sonntag beginnt die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland. Das Kirchenparlament tagt bis Mittwoch in Bremen. Dabei stehen mit Spannung erwartete Themen auf der Tagesordnung.
Es sind insbesondere zwei Punkte, die die Öffentlichkeit interessieren: zum einen wird sich die Synode mit der Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs innerhalb der evangelischen Kirche beschäftigen und ein neuer Ratsvorsitzender oder Ratsvorsitzende wird gewählt.
ERF: Zunächst zur Aufarbeitung und Prävention beim Thema „sexueller Missbrauch“.
Am Montagnachmittag wird es dazu einen Bericht geben vom Beauftragtenrat zum Schutz vor sexualisierter Gewalt. 2018 hat die Synode einen 11-Punkte-Handlungsplan verabschiedet. Da wird es interessant sein, inwieweit der bisher umgesetzt werden konnte.
ERF: Um welche Punkte geht es da?
Zum Beispiel werden die Gliedkirchen aufgefordert, zentrale Meldestellen einzurichten und eine Dunkelfeldstudie soll in Auftrag gegeben werden. Ein weiterer wichtiger Punkt: die Beteiligung der Betroffenen bei der Aufarbeitung.
ERF: Da gab es im Mai allerdings einen großen Eklat, weil die EKD die Unterstützung der Betroffenen bei der Aufarbeitung vorläufig ausgesetzt hat.
Fünf von zwölf Mitgliedern des Betroffenenbeirats waren im Vorfeld zurückgetreten, sie hatten Kritik geübt an der Zusammenarbeit zwischen Betroffenen und der EKD. Bis heute hat der Betroffenenbeirat seine Arbeit auch nicht wieder aufgenommen. Gegenüber dem ERF erklärte ein Sprecher der EKD, die Betroffenenbeteiligung würde neu ausgerichtet. Dazu sei eine Expertin für Beteiligungs- und Partizipationsverfahren beauftragt worden. Begleitet würde dieses Vorhaben durch eine traumatherapeutische Expertise. Das klingt, finde ich, allerdings alles noch sehr unkonkret.
ERF: Bleiben wir bei der EKD-Synode – du hast es schon angekündigt: sie hat eine wichtige Personalfrage zu klären.
Allerdings: sie wählt am Mittwoch einen neuen EKD-Chef, mutmaßlich eine Chefin. Sie wird in den nächsten sechs Jahren das Gesicht der evangelischen Kirche in Deutschland sein. Die Amtszeit des jetzigen Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm ist abgelaufen und er möchte nicht wieder kandidieren, denn eine neue Amtszeit würde über seine Tätigkeit als bayerischer Landesbischof deutlich hinausragen.
ERF: Direkte Bewerberinnen und Bewerber gibt es aber nicht.
Nein, denn zunächst muss der 15-köpfige Rat der EKD gewählt werden. Und dieser schlägt Synode und Kirchenkonferenz, die die Vertretung der 20 Landeskirchen darstellt, dann eine Kandidatin oder einen Kandidaten vor. Ist diese Person gewählt, steht noch die Wahl der Stellvertretung an. In der Regel gehen diese beiden Posten an hohe geistliche Vertreter, und da allgemeinhin der Wunsch nach einer Frau an der Spitze der EKD besteht, ist wohl damit zu rechnen, dass diese beiden guten Chancen haben, Kandidatinnen zu werden: Kirsten Fehrs, Bischöfin der Nordkirche, und Annette Kurschus, Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen.
ERF: Wir werden die Wahlen beobachten und berichten. Am Sonntag startet allerdings noch ein weiteres Großereignis.
Pro Christ lädt mit neuem Namen und neuem Format zum Glauben ein. Die ProChrist-Woche nennt sich „Hoffnungsfest“ und wird ausgestrahlt als TV-Format über Bibel-TV und über Livestream unter www.hoffnungsfest.eu.
Im Mittelpunkt der evangelistischen Abende stehen, laut Veranstalter, persönliche Lebensgeschichten, biblische Berichte, Predigtimpulse und die Einladung zum christlichen Glauben.
ERF: Die Veranstaltung wird also nicht wie früher aus einer großen Halle übertragen, sondern aus einem Fernsehstudio.
Richtig, und mehr als 370 Kirchen und Gemeinden bundesweit laden ab Sonntag eine Woche lang dazu ein, sich gemeinsam diese TV-Produktion anzusehen und ins Gespräch zu kommen.
ERF: Aber ich kann das alles auch allein von meinem Fernsehsessel aus verfolgen.
Aber damit es geselliger wird, lädst du dir Gäste ein. Dann feierst du ein Wohnzimmer-Hoffnungsfest und meldest dich kurzentschlossen an bei Pro Christ unter www.hoffnungsfest.eu/wohnzimmer.
ERF: Das klingt gut. Gut klingt auch, wie ein Imbissbetreiber im niedersächsischen Verden seine Currywurst serviert.
Allerdings! und als Currywurst-Liebhaberin bin ich davon total begeistert. Die Imbissbudenbetreiber Kerstin und Michael Zielke werben mit dem Slogan: „Verdens evangelistische Pommesbude“. Und während die Pommes in der Friteuse knuspern, kann man Sprüche lesen wie «Begegne Jesus - Er sättigt Dich.» Am Ende der Speisekarte heißt es: «Gesegnete Mahlzeit.»
Außerdem haben die Imbissbesitzer auch noch so etwas wie eine biblische Erlebnislandschaft rund um die Pommesbude aufgebaut: da werden biblische Geschichten in Vitrinen inszeniert, Banner mit Bibelsprüchen wehen und jeder Kunde darf sich zur Currywurst ein Bibelkärtchen mitnehmen. Die Wurst bezeichnet der Imbissbesitzer als „missionarisches Werkzeug“.
ERF: Und wie schmeckt die Wurst?
Um genau diese wichtige Frage zu klären, stelle ich jetzt direkt den Antrag: bitte genehmige mir eine Dienstreise nach Verden!
ERF: Mal sehen, was noch so alles geht. Das jedenfalls war der Wochenrück- und Vorausblick vom Team ERF Aktuell.
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