Am Dienstag hat eine gewaltige Explosion den Hafen Beiruts dem Erdboden gleich gemacht. Die Detonation beschädigte Gebäude in mehreren Kilometern Umkreis. Ganze Wohnblocks sind seitdem unbewohnbar. Wahrscheinlich sind es mehr als eine Viertelmillion Menschen, die obdachlos geworden sind. Quellen sprechen sogar von 300.000 Menschen, die ihr Zuhause verloren haben. Dazu kommen über 140 Todesopfer und rund 5000 Verletzte.
Pfarrer Enno Haaks ist der Generalsekretär des Gustav-Adolf-Werkes, das sich zur Aufgabe gemacht hat, evangelische Gemeinden in Minderheiten-Situationen zu unterstützen. Haaks weiß, dass es vor allem Christen getroffen hat, die im Hafenviertel gewohnt haben. „Wir haben die Bilder der Zerstörung gesehen. Da sieht es schlimmer aus als beim Bürgerkrieg. Es gibt Auswirkungen auf die evangelische theologische Fakultät, die den Pfarrer-Nachwuchs vor Ort ausbildet. Scheiben und Glastüren sind zerstört. Alle Vorlesungen sind abgesagt worden.“
In Beirut gebe es auch eine deutschsprachige Gemeinde. „Der Pfarrer ist derzeit auf Deutschland-Aufenthalt. Er leitet sonst eine Kirchengemeinde, in die viele Frauen gehen, die mit Libanesen verheiratet sind.“
Begrenzte Hilfsmöglichkeiten
Das Gustav-Adolf-Werk versucht, mit seinen begrenzten Möglichkeiten zu helfen. „Wir haben einen Spendenaufruf gestartet für unsere beiden Partner-Kirchen reformierter Tradition. Dort gibt es Gebäude, Einrichtungen, Schulen, Wohnungen von Bediensteten der Kirche, die alle gelitten haben.“ Die Zerstörung ist vielfältig. „Die hauptsächlichen Schäden an den Gebäuden sind natürlich zerstörte Einrichtungsgegenstände.
Wir haben Bilder gesehen, wie die Dachkonstruktion in den Wohnungen die Einrichtung völlig zerstört, Türen raus geschleudert wurden, durch die Explosion. Da versuchen wir jetzt natürlich, eine Soforthilfe zu gewährleisten.“ Das Gustav-Adolf-Werk ist dafür auf Spenden angewiesen. Doch die Solidarität geht weiter. „Wir können jedenfalls sagen, wir denken an euch, wir beten für euch, und wir helfen euch auch mit dem, was wir können.“ Immerhin trifft die Katastrophe ein Land, das sowieso schon krisengeschüttelt ist durch Korruption und den Flüchtlingszustrom aus Syrien.
Eine Starke kraft in der Krise
Bleibt die Frage: Wo ist eigentlich Gott in dieser Situation? Enno Haaks zögert nicht mit einer Antwort: „Er ist gerade in dieser Situation bei den Menschen, die leiden. Dafür steht das Kreuz. Aber das Kreuz ist nicht das letzte Wort. Gott hat zu diesem Jesus ja gesagt, und wenn Gott in ihm leidet, so ist er dann auch mit Anderen.
Einen größeren Trost gebe es nicht, so Haaks. „Das ist das Paradox, aber auch die Stärke unseres Glaubens, dass wir mitten in der Ohnmacht sagen: Genau da ist er zu finden, genau da, wir sind nicht von Gott verlassen. Wir haben einen, der an unserer Seite steht. Er ist eine starke Kraft, wenn wir uns immer wieder in seine Arme begeben, die ausgebreitet uns empfangen.“
Ihr Kommentar