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© Friedrich-Oliver Jeske

03.07.2019 / Widerstand im 3. Reich / Lesezeit: ~ 2 min

Autor/-in: Oliver Jeske

Ein Gebet kurz vor dem Anschlag auf Adolf Hitler

Enkelin mit neuen Erkenntnissen über Claus Graf von Stauffenberg.

 

„Also wenn es um Wespen ging, war er gar nicht mutig. Dann ist er unter den Tisch gekrochen.“ Sophie von Bechtolsheim ist die Enkelin von Claus Schenk Graf von Stauffenberg. Sie erzählt, was ihre Großmutter berichtete über den Mann, der am 20. Juli 1944 das Bombenattentat auf Adolf Hitler verübte. Von Stauffenberg wurde hingerichtet, Hitler überlebte bekanntlich. Heldenverehrung war trotzdem nie ein Thema bei den von Stauffenbergs, sagt die Enkelin.

„Es ging um Tyrannenmord“

Und Sophie von Bechtolsheim stört auch die Bezeichnung Attentäter für ihren Großvater und seine Mitstreiter: „Er war einer, der mit vielen Anderen den Tyrannenmord versucht hat. Das ist für mich der passendere Ausdruck, weil für mich der Tyrannenmord das Dilemma widerspiegelt, in dem sich diese Menschen befunden haben. Sie haben auf der einen Seite den Menschheitsverbrecher und auf der anderen Seite den Mord. Und genau in diesem Spannungsfeld haben sich diese Menschen bewegt.“

Von Stauffenberg habe vor dem Bombenanschlag mit sich gerungen. Ein Weggefährte berichtet in seinen Aufzeichnungen von einem gemeinsamen Treffen sechs Tage vor dem 20. Juli. Dabei hätten sie über die „sittliche Rechtfertigung des Gewaltakt“ gesprochen. Am Schluss sind die Worte von Strauffenbergs überliefert: „Es bleibt also nichts übrig, als ihn umzubringen.“

Für Sophie von Bechtolsheim zeigt dies: Der Offizier von Stauffenberg habe sich selbst nicht in der Position des Helden gesehen. „So spricht nicht einer, der, um ein Zeichen in der Welt zu setzen, Bomben wirft. Mein Großvater ist nicht Offizier geworden, um ein Attentäter zu werden, sondern das Attentat war notwendig, um ein rechtsstaatliches System etablieren zu können.“

In der Offiziers-Uniform in der Kirche

Um das Bild ihres Großvaters zurechtzurücken, hat Sophie von Bechtolsheim – Sie ist Historikerin – ein Buch geschrieben mit dem Titel „Stauffenberg – Mein Großvater war kein Attentäter“. Darin beschreibt sie auch den Christen Claus von Stauffenberg: „Mein Großvater war sicher kein offensiver missionarischer Mensch, der alle Leute vom Glauben überzeugen wollte. Aber es war ihm wichtig, sich als gläubiger Christ zu zeigen. Wenn er am Sonntag zu Hause war, ging er in Uniform in die Kirche.“ Damit habe er ein sichtbares Zeichen gesetzt, „weil zur Zeit des Nationalsozialismus der Glaube ja zurückgedrängt wurde. Ihm war deshalb wichtig: Er als Offizier steht zu seinem Glauben.“   

Und so hat sich Claus Schenk Graf von Stauffenberg wenige Tage vor dem Attentat auf Hitler noch in eine menschenleere Kirche fahren lassen. Hier hat er gebetet. Kaum eine andere Begebenheit könnte wohl deutlicher machen, wie einsam er dann doch in seiner Entscheidung war. Wie der Christ Stauffenberg um das Für und Wider der Ermordung Hitlers mit seinem Gott und Erlöser gerungen hat.

 Oliver Jeske

Oliver Jeske

  |  Redakteur

Sprachlich Hannoveraner, seit einem Vierteljahrhundert in Berlin zu Hause, liebt er Jesus, Tanzen mit seiner Frau, Nordsee-Spaziergänge mit seinen Söhnen und leckeren Fisch. Von Gott ist er fasziniert, weil der ihn immer wieder überrascht und im wahrsten Sinne des Wortes beGEISTert.

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Kommentare (1)

Jörg /

Vielen Dank für die Würdigung dieses großartigen Vorbilds. Diese wiegt umso mehr in Zeiten der linken Bilderstürmerei, wo Straßen und Plätze, die Namen von Widerstandskämpfern gegen das mehr

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