
23.03.2018 / Ethik / Lesezeit: ~ 2 min
Autor/-in: Oliver JeskeBundeswehr sollte mehr Einsatz in UN-Missionen zeigen
Evangelischer Militärbischof fordert mehr Wertschätzung für Soldaten.
„Was ich immer wieder von Soldatinnen und Soldaten höre, ist, dass sie sich ein Stückweit mehr Wertschätzung wünschen von Seiten der Gesellschaft.“ Dr. Sigurd Rink ist Militärbischof der Evangelischen Kirche in Deutschland. Als solcher steht er ganz auf der Seite der Bundeswehrsoldaten. Oder besser gesagt: Ihnen zur Seite. Und Rink beobachtet mit Sorge eine Veränderung in den deutschen Truppenverbänden. Die Bundeswehr verliere an Akzeptanz in der Gesellschaft. Das sei zu Zeiten der Wehrpflicht noch anders gewesen. „De facto war es ja so, dass in jeder größeren Familie mindestens einer dabei war, der sich das Thema ‚Dienen beim Bund‘ auf die Fahnen geschrieben hat.“
Heute gibt es diese Berührungspunkte kaum noch. Rink befürchtet: Das Ideal des Staatsbürgers in Uniform ist in Gefahr. Die Bundeswehr bilde nicht mehr den Querschnitt der Gesellschaft ab. Ein Dienst in den Streitkräften ist für gut Gebildete, die in der Wirtschaft umworben werden, kaum noch interessant. Warum sollte man auch seinen Kopf in Afghanistan oder Mali hinhalten?
Menschen hakten ihr Leben für die Freiheit hin
Ein fataler Irrtum, meint der Militärbischof. Aus seiner Sicht hielten durch Auslandseinsätze und die Bereitschaft zur Landes- und Bündnisverteidigung „eine Reihe Menschen ihr Leben hin, dass wir hier frei und beschützt leben können“.
Denn eine freiheitlich Demokratie wie die unsre ist eben nicht selbstverständlich. Und sie müsse geschützt und im Extremfall auch verteidigt werden. Außerdem gehe es darum, in UN-Einsätzen Menschen, die sich nicht selbst verteidigen können, zu schützen. Hier tut die Bundesregierung nach Überzeugung von Bischof Sigurd Rink noch nicht genug. „Andere Nationen wie Frankreich, Italien, sogar das kleine Österreich, sind uns an der Stelle regelrecht voraus.“
Innere Führung statt blinder Gehorsam
Die Bundeswehr als ein wichtiger Part in der Weltgemeinschaft, der für Frieden und Gerechtigkeit sorgt: Ist das nicht ein bisschen zu idealistisch gedacht? Immerhin gilt es als Soldat, wenn nötig, auch auf Befehl hin zu töten. Einen Satz den Sigurd Rink an dieser Stelle gerne zitiert lautet: „Wenn Armee, dann Bundeswehr!“ Denn die Streitkräfte Deutschlands handeln nach dem Prinzip der inneren Führung. Das heißt: Der einzelne Soldat ist nicht nur dem Befehl, sondern auch seinem eigenen Gewissen verpflichtet. Rink sagt: „Ja, es geht um Befehl und Gehorsam. Aber du musst immer auch das Bewusstsein haben, dass du innerhalb deines eigenen moralischen Wertegerüstes und der demokratischen Grundordnung agierst.“
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