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© ERF, Oliver Jeske

17.11.2017 / Gedenken / Lesezeit: ~ 1 min

Autor/-in: Oliver Jeske

Ein neues Mahnmal in Berlin?

Historiker fordern Ort des Gedenkens für polnische NS-Opfer.

Fast acht Jahrzehnte ist es her: Am 1. September 1939 begann mit dem Angriff auf die Danziger Westerplatte der 2. Weltkrieg. Jetzt fordert der ehemalige Bundestagspräsident Wolfgang Thierse: Berlin braucht ein Mahnmal an zentraler Stelle. Es soll an die rund 6 Millionen polnischen Opfer der NS-Diktatur erinnern. 

„Eines der schlimmsten Verbrechen der Nazizeit“

„Das ist nicht ein Denkmal, dass unsere polnischen Nachbarn verlangen“, meint Thierse. „Wir erinnern daran, dass es unsere Pflicht ist, an eines der schlimmsten Verbrechen der Nazizeit zu erinnern.“

Doch warum ein Denkmal ausschließlich für Polen? Immerhin haben auch andere Staaten des ehemaligen Ostblocks unter den Gewaltexzessen von Hitler-Deutschland gelitten.

Ganze Völker sollten ausgelöscht werden

Prof. Andreas Nachama dokumentiert als der Direktor der „Topographie des Terrors“ den Naziterrort. Der Historiker sieht die besondere Bedeutung, die dem Angriff auf Polen zukommt:

„Die Besetzung Polens war die Generalprobe für das, was in den Jahren danach europaweit passiert ist.“ Es sei Hitler um die „Auslöschung ganzer Völker“ gegangen, um „Germanentum über Europa auszubreiten“.

Eine ganze Reihe von Historikern und prominenten Politikern unterstützen den Vorstoß Nachamas und Thierses, darunter die ehemalige Bundestagspräsidentin Rita Süßmuth und der frühere Präsident des Europa-Parlaments, Hans-Gert Pöttering. Gemeinsam haben sie sich in einem Schreiben an den Deutschen Bundestag gewandt.

„Probe aufs Exempel“ für die AfD

Doch kommt der Wunsch nach einem Polen-Denkmal zur rechten Zeit? Immerhin könnte die AfD-Fraktion im Bundestag aktive Opposition gegen das Projekt betreiben. Für Thierse ist das kein Argument. „Das ist eine Probe aufs Exempel, ob den gefährlichen reden einer ganzen Reihe von AfD-Politikern, die auf eine Revision von Geschichte hinauslaufen, eine parlamentarische Tat folgt.“

Thierse zeigt sich zuversichtlich, dass der Bundestag der Idee eines Polen-Mahnmals zustimmen wird. Am 1. September 2019 wäre ein guter Startschuss für den Bau. Dann liegt der Beginn des Ersten Weltkriegs genau 80 Jahre zurück.

 Oliver Jeske

Oliver Jeske

  |  Redakteur

Sprachlich Hannoveraner, seit einem Vierteljahrhundert in Berlin zu Hause, liebt er Jesus, Tanzen mit seiner Frau, Nordsee-Spaziergänge mit seinen Söhnen und leckeren Fisch. Von Gott ist er fasziniert, weil der ihn immer wieder überrascht und im wahrsten Sinne des Wortes beGEISTert.

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Kommentare (1)

Jörg /

Es würde mich interessieren, ob diese hier abgebildeten Eminenzen sich zu den jüngsten antisemitischen Ausschreitung geäußert haben. Und in welche Richtung. Ob wieder verschleiert und umgelenkt wird, wenn die Täter die falschen sind, oder zur Abwechslung ehrlich und heuchelfrei.

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