
02.09.2017 / Eine Filmrezension / Lesezeit: ~ 4 min
Autor/-in: Martin MandtDVD: „The Founder“
Die ungeschönte Geschichte von McDonald‘s
Sie denken, ein Mann namens McDonald hat die Fast-Food-Kette McDonald's groß gemacht? Falsch! Tatsächlich war es der bis dahin erfolglose Vertreter für Mixgeräte Ray Kroc. Zwar hatten Richard „Dick“ und sein Bruder Maurice „Mac“ McDonald und sein die Idee zu den schnellen Burgerbuden, doch Ray Kroc war derjenige, der die Idee zu einer großen Kette gemacht hat. Michael Keaton („Birdman“) spielt den besessenen Mann, der die amerikanische Ess-Kultur umgekrempelt hat.
Video-Trailer, FSK 0 (ohne Altersbeschränkung)
Vorschaubild: © Splendid Film
Mit 52 Jahren ist Kroc ein wenig erfolgreicher Handelsvertreter, da bestellen die Brüder McDonald acht Großmixer bei ihm, die fünf Shakes gleichzeitig herstellen können. Die Brüder kommen bei ihrem Schnellrestaurant mit der Produktion von Milchshakes einfach nicht hinterher. Als er die geniale Idee der Brüder McDonald kennenlernt, leuchten schon die Dollarzeichen in seinen Augen. Nach und nach macht Ray mehr Restaurants als Lizenzgeber auf und mit einem Trick reißt er schließlich die gesamte Kette an sich.
Die revolutionäre Idee
Schon damals gab es „Drive Ins“, bei denen das Gericht aus dem Auto heraus bestellt und ebenda verzehrt wurde. Jedoch nicht wie heute, sondern mit Bedienungen, die auch schon mal auf Rollschuhen zum Kunden ans Auto fuhren, Tabletts ans Fenster klemmten (Bild) auf denen dann das Porzellan und das Glas fürs Getränk stand. (Hier Bilder ansehen, engl. Website) Dabei ging viel Geschirr zu Bruch, oft wurden die Bestellungen verwechselt und es dauerte lang, denn die Speisen wurden einzeln frisch zubereitet, wie in einem echten Restaurant. Und oft hatten die Bedienungen mehr damit zu tun, zudringliche Kunden abzuwehren, statt sich um den Service zu kümmern.
So entstand die Idee der McDonald-Brüder, die dieses System aufbrachen, indem sie zunächst die Autofahrer zwangen, auszusteigen und ihre Bestellung an einem Kiosk-Fenster aufzugeben. dann wurde die „Speisekarte" auf Burger, Pommes und Getränke reduziert. Zudem trennten sie die einzelnen Stationen des Burger-Herstellens auf, so dass durch viele Einzelschritte, die jeweils ein Mitarbeiter durchführte, ein Burger wesentlich schneller gemacht werden konnte. Kochen am Fließband. Es war revolutionär, dass der Kunde 30 Sekunden nach seiner Bestellung bereits das Essen bekommt, es war revolutionär, dass das Essen aus der Hand verzehrt wird und dass es kein Geschirr oder Besteck gab, sondern nur Papierverpackungen, die weggeworfen wurden. In den 50ern kein Problem.
Bio-Picture auf untypisch amerikanische Art
Davon erzählt „The Founder". Es ist die wahre Geschichte der Anfänge eines Weltkonzerns, der heute mit über 36.000 Filialen weltweit über 25 Milliarden Dollar Umsatz macht. Dass es eine spannende Geschichte sein kann, wie ein kleines Schlitzohr zwei Brüdern ihre geniale Idee abjagt, beweist Regisseur John Lee Hancock („Blindside“). Der Volksmund sagt: „Ehrlich ist noch niemand reich geworden.“ Es sind genau diese Haken und Ösen des amerikanischen Traums, die diesen Film ausmacht.
So sympathisch der Mann von Keaton dargestellt wird, so bedauernswert der Zuschauer auch das Dasein des erfolglosen Handelsvertreters findet, desto mehr wendet sich das Blatt. Immer mehr muss man festellen, dass dieser unscheinbare Kerl eigentlich ein fieser, hinterfotziger, ekliger Unsympath ist.
Ungeschönt – gefloppt!
Das unterscheidet „The Founder“ von vielen anderen Biopics aus Amerika. Normalerweise hat darin ein sympatischer Kerl eine tolle Idee, setzt sich gegen Widerstände durch und hat schließlich Erfolg. Doch hier klaut ein schleimiger Kerl einfach eine Geschäftsidee und wird damit groß. Kroc nutzt aus, dass die Ideengeber McDonald keine Courage haben.
Und so ist es wenig überraschend, dass der Film in Amerika gefloppt ist. Und das liegt nicht daran, dass der Film schlecht wäre. Im Gegenteil! Wer die Geschichte von McDonald's und dem amerikanischen Traum sehen möchte, bekommt sie hier einigermaßen ungeschönt. Es ist einer der wenigen wirklich ehrlichen Filme, die aus Amerika kommen, wo sonst alles patriotisch glattgebügelt wird.
Eltern: Zeigt es Euren Kindern
Der Film ist ohne Altersbeschränkung von der FSK eingestuft worden. Natürlich interessieren sich kleine Kinder nicht für das Thema – aber Jugendliche, die auf die ungesunden Burger fliegen, könnten sich hier ein wenig informieren (lassen). Die Eltern sollten hernach mit Kids ab 12 darüber sprechen und ein bisschen Einfluss nehmen. Denn ob man nun bei McDonald‘s isst oder nicht, ist nicht nur eine Entscheidung von gesundem oder ungesundem Essen – es ist längst auch eine Frage der Fairness geworden.
Spaß | ✓✓✓✓ | |
Action | ✓ | |
Spannung | ✓✓✓✓ | |
Gefühl | ✓✓✓ | |
Anspruch | ✓✓✓✓✓ | |
Note | 2 |
Kino-Trailer FSK 0 (ohne Altersbeschränkung)
Vorschaubild: © Splendid Film
„The Founder“ | ||
Spielfilm, USA 2016 | ||
Regie: | John Lee Hancock | |
Verleih: | Splendid Film | |
Länge DVD: | 110 Min | |
Länge BluRay: | 115 Min | |
Veröffentlicht: | 25. August 2017 | |
Genre: | Drama | |
Darsteller: | ||
Michael Keaton | – | Ray Kroc |
Laura Dern | – | Ethel Kroc |
John Carroll Lynch | – | Mac McDonald |
Nick Offerman | – | Dick McDonald |
Patrick Wilson | – | Rollie Smith |
Linda Cardellini | – | Joan Smith |
B.J. Novak | – | Harry Sonneborn |
Katie Kneeland | – | June Martino |
Andrew Benator | – | Leonard Rosenblatt |
u.a. | ||
FSK: | 0 (o.A.) | |
Unsere Empfehlung: |
Ab 12 Jahren – oder wann immer Ihre Kinder beginnen, zu McDonald's zu wollen.
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