
30.06.2017 / Kommentar / Lesezeit: ~ 2 min
Autor/-in: Jörg DechertKurzer Prozess mit dem bisherigen Eheverständnis
Jörg Dechert über die Entscheidung zur Ehe für Alle. Ein Kommentar.
Heute hat der Deutsche Bundestag mehrheitlich die Veränderung des bisherigen zivilrechtlichen Eheverständnisses beschlossen. Die angesetzte Zeit zur Debatte war kürzer als eine Folge Tatort, danach sprach sich eine parteiübergreifende Mehrheit der Abgeordneten für die so genannte „Ehe für Alle“ aus. Ein Drittel der Abgeordneten votierte dagegen.
Ein Ziel der vom Bundesrat erarbeiteten Gesetzesvorlage war die Beseitigung „symbolischer Diskriminierung“. Das meint: Wenn Homosexuelle nicht genauso heiraten können wie Heterosexuelle, dann stellt das eine Diskriminierung von Menschen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung dar.
Ob die Ehe für Alle in Anspruch genommen wird, muss sich erst zeigen
Die bisherige „eingetragene Lebenspartnerschaft“ war wohl nur für wenige Schwule und Lesben hilfreich auf ihrem langen, steinigen Kampf gegen Diskriminierung. So verzeichnete das Statistische Bundesamt im Mai 2011, zehn Jahre nach Einführung des entsprechenden Gesetzes, gerade einmal 34.000 eingetragene Lebenspartnerschaften – das entspricht 0,08% der Bevölkerung. Gibt es tatsächlich nur so wenige homosexuell empfindende Menschen in Deutschland? Blieb die „eingetragene Lebenspartnerschaft“ eine bürokratische Krücke, die eher Stigmatisierung auf- als Diskriminierung abgebaut hat? Oder geht es beim Kampf gegen Diskriminierung am Ende vor allem darum, dass man all das darf, was andere auch dürfen – egal ob man es auch wirklich will?
Man wird sehen, in welchem Maß die „Ehe für Alle“ nun tatsächlich auch von allen in Anspruch genommen wird. Der Praxiszustand der klassischen Ehe gibt ehrlicherweise wenig Grund zum Optimismus: In 20% der Familien tragen Alleinerziehende die Erziehungslast, auf zehn Eheschließungen kommen vier Scheidungen, und jedes dritte Kind kommt in Deutschland unehelich zur Welt.
Hoher Preis für den Kampf gegen Diskriminierung
Für viele Politiker ist die „Ehe für Alle“ ein wichtiges Signal im Kampf gegen die Diskriminierung von Homosexuellen. Der Preis dafür ist hoch: Denn neben einem unwürdigen parteitaktischen Verfahren und den verfassungsrechtlichen Bedenken geht dieses Signal einher mit der Veränderung des bisherigen Begriffs von Ehe.„Die Ehe für Alle nimmt der klassischen Ehe doch nichts weg“, war im Vorfeld der heutigen Entscheidung immer wieder zu hören. Doch, sie nimmt ihr etwas weg – die Rückbindung an ihren Ursprung.
Denn nicht Politik hat die „Ehe“ definiert, und auch nicht die Kirchen, von denen der Staat den Ehebegriff im 18. und 19. Jahrhundert übernommen hat . Bei allen Schwächen in der Praxis und durch alle Jahrhunderte hindurch blieb die Ehe ein Ideal: „Ein Mann, eine Frau, ein Leben lang“. Ein Ideal, das in der Erschaffung des Menschen in den ersten Seiten der Bibel genauso verankert ist wie in dem, was Jesus über Männer und Frauen lehrte. Als Christ sage ich: Die Ehe ist Gottes richtungsweisende Idee für das Zusammenleben von Menschen. Bisher lag dieses christliche Ideal und die staatliche Vorstellung von Ehe einigermaßen deckungsgleich übereinander. Diese Zeit ist heute zu Ende gegangen, vielleicht war es auch nur eine Frage der Zeit in unserer zunehmend postchristlichen Gesellschaft.
Zwischen Konfetti auf der einen und Entrüstung auf der anderen Seite scheint mir daher heute am ehesten Nachdenklichkeit angesagt. Haben wir als Gesellschaft wirklich begriffen, was wir da mehrheitlich gewollt haben und was heute im Deutschen Bundestag in ein Gesetz gegossen wurde? Und: Wie können Christen neu und glaubwürdig vorleben, wie Gott sich Ehe ursprünglich gedacht hat, wenn es sowohl an der erodierenden Ehepraxis als auch an der Gesetzgebung zunehmend weniger ablesbar ist?
Ihr Kommentar
Kommentare (12)
Gott hat gar nichts vergessen.
Im Gegenteil er kennt uns. Schon in den zehn Geboten hilft er uns und will uns schützen. Wir stehlen,lügen,führen Kriege,treiben Ehebruch,sind voll Neid und Hass. Das hat uns nicht Gott ins Herz gelegt. Das haben wir uns selber so ausgesucht.
"„Ein Mann, eine Frau, ein Leben lang. [...]. Die Ehe ist Gottes richtungsweisende Idee für das Zusammenleben von Menschen." - So der Text. Dann hat Gott wohl vergessen, den Menschen als monogames … mehrund konsequent heterosexuelles Wesen zu erschaffen. Monogamie bedeutet strenggenommen, dass es für ein Individuum einer Art auch nur einen potentiellen Sexualpartner gibt. Alle anderen sind uninteressant. Und das ein Leben lang. Aber so sind wir Menschen nicht. Wir haben fast alle bis auf ganz wenige Ausnahmen im Laufe unseres Lebens sexuelle Kontakte zu mehrern Menschen. Also ist der Mensch nicht monogam. Ist so und nie anders gewesen. Wenn Gott den Menschen also nicht als monogames Wesen erschaffen hat und Monogamie fordert, ist er ein Sadist.
Für alle Fans und Unterstützer der Ehe für alle empfehle ich mal den Triumphzug auf dem Christopher Street Day zu schauen und hoffe dann das sie sich so richtig wohl fühlen mit Ihrer Entscheidung und … mehram Besten beim nächsten mal direkt mitlaufen. In Gottes Wort stehen so viele Stellen das der Herr keine Sexualität unter Männern, dem gleichen Geschlecht oder zu Kindern will. Wenn die Welt das macht wundert es nicht. Aber das meine Kieche das zum Teil auch fördert ist mir so traurig. Aber das wird noch schlimmer werden. Die Kirche wird ausgehölt und der Feind freut sich so das sie weg vom Herrn geht....
Auch eine demokratische Mehrheit kann irren. Ein Chaos ist vorprogrammiert.
Die Bibel spricht von Ehe zwischen Mann und Frau. Sie werden Mutter und Vater verlassen und werden ein Fleisch sein.
Aber … mehrauch diese Anweisung wird nicht eingehalten. Enstehen Kinder aus dieser Vereinigung haben wir das demokratische Recht auf Abtreibung. Aus Gleichgeschlechlichkeit können keine Kinder entstehen. Nur mit Leihmutterschaft bzw. Samenspende.
Aber jeder hat das Recht seine Mutter und Vater zukennen.
Ein Volk striebt aus, wenn es keine Nachkommen hat.
Die Menschheit wird ernten was sie sät!
Römer 1,24-32
Wenn die Natur eine homosexuelle Veranlagung oder andere Umstände "vorgibt",ist eine liebevolle Zweierpartnerschaft nicht verwerflich. Die gleichen Gesetze und Rechte wie bei einer Ehe zwischen Mann … mehrund Frau anzuwnden ist gerecht . Jeder Mensch gat das Recht auf eine gewisse verbindliche und sichere Partnerschaft. Nicht zu verstehen ist aber für mich, warum der bisher nur für heterosexuelle Paare benützte Begriff EHE auch für homosexuelle Paare genutzt werden muß. Partnerschaft hätte doch genügt. Das Unbegreiflichste ist allerdings die Erlaubnis einer Adoption (schon immer). Es ist nach meinem Wissensstand und Erfahrung aus psychologischem Verständnis heraus ganz logisch, daß für eine gesunde Entwicklung und Erziehung eines Kindes Papa und Mama, deren geschlechtsspezifischen Eigenschaften, wie von unserem Schöpfer Gott vorgesehen IDEAL sind!
Dies unterstützt u.a. auch die Erkenntnis, daß es z.Zt. in den Grundschulen zu wenig - fast gar keine - männlichen Lehrkräfte mehr gibt, und diese Tatsache eine mindere Respektierlichkeit erzeugt!
Lasst uns mit einem KONSEQUENTEN GLAUBEN ÜBERZEUGEN !! BITTE
Danke für deinen Kommentar, lieber Dr. Jörg Dechert.
Du fragst: "Wie können Christen neu und glaubwürdig vorleben, wie Gott sich Ehe ursprünglich gedacht hat, wenn es sowohl an der erodierenden … mehrEhepraxis als auch an der Gesetzgebung zunehmend weniger ablesbar ist?"
Ich antworte: Die Frage ist gut, aber ich habe noch keinen Menschen in und außerhalb der "christlichen" Gemeinde getroffen, der sich doch tatsächlich dafür interessiert hätte, wie ich Ehe verstehe und (vor)lebe. Was hier beschlossen wurde, damit habe ich nichts zu tun. Ich meine aber, der Wähler hat bald diese eine Chance der Wahl, die er nutzen sollte. Ich kann von diesen Politikern nicht erwarten, dass sie sich auf Gottes Wort stellen, sich Gott zuerst und dem Volk verantwortlich fühlen. Sie handelten nach ihrem Gewissen, das aber nicht auf den Prinzipien des Wortes Gottes geeicht ist.
Mich hat keiner gefragt, hier habe ich dennoch geantwortet. :)
Ich kann dem allen nur zustimmen.
ein weiterer Dammbruch hin zu weniger Orientierung am Wort Gottes
In mir sträubt sich alles dagegen. Denn als Christ lese ich die Bibel, und auch die Stellen, die samt und sonders, gegen genau diese Praxis sehr deutlich dagegen spricht.
Doch da sind Menschen, die … mehrdarf man nicht einfach außer Acht lassen. Dieses Thema ist so komplex, und ich kann sogar Menschen, vor allen Dingen Frauen verstehen, wenn sie so enttäuscht wurden, dass sie zu solch einer Lösung greifen.
Doch eines ist gewiss, Gott kennt die Herzen, und ER darf urteilen, ich nicht.
"Warum muss ich als Christ etwas "neu und glaubwürdig vorleben"? Ich möchte einfach so glaubwürdig wie die letzten 23 Jahre die Ehe mit meiner Frau weiterleben.
Mit all den Höhen und Tiefen im … mehrMiteinander, dem Geschenk und der Erziehung eines gesunden Kindes. Ich möchte unsere Ehe weiterhin als Entwicklungsraum des jeweils anderen betrachten und das wir uns beide dabei begleiten und unterstützen, weiterhin aneinander teilhaben. So haben wir es uns in unserer einjährigen Verlobungszeit damals vorgenommen und so möchten wir das weiterhin tun. Wir haben unsere Egos ein Stück weit zurückgepfiffen und der Gemeinschaft miteinander einen festen Platz eingeräumt. Damit sind wir bis heute gut gefahren. Ich möchte, das wir weiterhin offen sind für Andere und ihnen einzeln oder auch als Paar dort ein Segen sein dürfen, wo es für sie vielleicht gerade schwierig ist. Ich bin auch dankbar, das jeder von uns Freunde hat, die wir selbst auch in Anspruch nehmen dürfen. Ich bin bestimmt kein "Ehe-Superman", auch wir haben schwierige Zeiten hinter uns. Aber vielleicht hilft es ja auch, im Vorfeld ehrlich zueinander zu sein, sich wirklich kennen zu lernen, die eigenen Wünsche und Dinge, die einem wichtig sind, miteinander zu teilen und sich DANN zu entscheiden, das man zusammenziehen und heiraten möchte. Ich habe, bevor ich Christ wurde, in vier Lebenspartnerschaften gelebt und Ehe "gespielt" ohne mir der Tragweite und der Verantwortung bewusst zu sein, die man füreinander hat, wenn man zusammen leben möchte. Zusammen wohnen und leben war keinesfalls der Garant für das Gelingen - alle Beziehungen scheiterten. Dann habe ich meine heutige Frau kennengelernt. Wir waren zwei Jahre lang befreundet und ein Jahr verlobt und entschlossen uns zur Heirat - dann erst sind wir zusammen gezogen und haben auch erst dann wie man sagt "Tisch und Bett" geteilt. Für mich eine lebensverändernde Erfahrung, die bis heute nachwirkt und die ich gerne auch jungen Leuten weitersage, um sie zu ermutigen, es auszuprobieren, es anders zu machen, als es die meisten tun. Dazu wünsche ich jedem, der es versucht, von Herzen viel Glück und gutes Gelingen.
Ich bin entsetzt über die Art und Weise. Haben die nichts besseres zu tun? Was kommt als nächstes. Die Abschaffung der christlichen Grundwerte aus dem Grundgesetzt. Christenverfogung weil man trotz … mehrGesetzgebung nicht der Auffassund ist wie diese Bande?
Der Herr bewahre unseren Glauben. Wir müssen uns auf Ihn besinnen und uns in Seine Liebenden Arme begeben. Vielleicht läßt dieses Ereignis die Christenheit zusammenrücken.
Danke für den guten Kommentar. Ich bin und war gegen diese heute beschlossene Gesetzgebung. Der Mensch sucht immer mehr die totale Freiheit, will die totale Libertinage und macht so vieles damit … mehrkaputt, ohne es wirklich zu begreifen. Man reiht sich damit ein mit denjenigen, die behaupten, dass es diskriminierend sei, wenn man am Sonntag nicht einkaufen gehen kann und man bevormundet wird, wenn es einen Tag im Jahr gibt (den Karfreitag), wenn nicht getanzt werden darf. Wie sagten die alten Griechen? "Wenn man den Menschen unglücklich machen möchte, dann muss man ihm einfach alles erlauben."