Glaubensstark und multikulturell ist die Bewegung. Begonnen hat alles vor 20 Jahren in Kanada. Der aus Ägypten stammende David Demian leitete 1995 eine geistliche Erneuerungskonferenz. Sie endete mit einem fast einstündigen schweigenden Hören auf Gott. Diese Stunde in Gottes Gegenwart war der Anfang einer neuen Bewegung. Die Zusammenkünfte heißen auf Englisch „Gathering“. Ein solches Gathering-Treffen ist ein buntes, multikulturelles Fest für Gott und hat kein festes Konferenzprogramm. Im Oktober 2015 luden Demian und sein Netzwerk „Watchman for the Nations“ zu einem ersten Gathering nach Europa ein. Bis zu 5000 Menschen kamen dazu in die Olympiahalle nach München. Über tausend davon mit chinesischer Muttersprache. Mehr als einhunderttausend Zuschauer verfolgten das Geschehen über das Internet.
Wie ein Vorgeschmack des Himmels
Für den Leiter und Gründer David Demian sind diese Treffen Ausdruck vom weltweiten Reich Gottes. Dabei gehe es nicht darum, neues Wissen für den Verstand zu empfangen. Ein Gathering sei ein Fest der Anbetung und Versöhnung. Das Hören auf den Heiligen Geist präge das Zusammenkommen. Ein großer internationaler Leiterkreis veranstaltet die Events. Das Beisammensein in München haben rund 70 Personen vorbereitet ‒ überwiegend mit chinesischer Muttersprache und aus Nordamerika. Von deutscher Seite hat der Eliakreis – ein Zusammenschluss „geistlicher Väter und Mütter“ – das Treffen unterstützt. Die Leiter beten und begleiten jedes einzelne Meeting. Die Gatherings haben eine verantwortliche Leitung und sollen nicht vielen unterschiedlichen Impulsen willkürlich ausgesetzt sein.
„Wie ein Vorgeschmack auf den Himmel sind diese Gatherings für mich. Ich komme aus Russland und bin schon in Hongkong und in Jerusalem bei einem Treffen gewesen. Ich finde es großartig, wie Menschen aus verschiedenen Ländern sich Liebe und Zuneigung zeigen zum Beispiel durch viele Umarmungen. In dieser Dimension von Einheit liegt geistliche Kraft. Ich bin überzeugt, wenn wir zusammen Gott gemeinsam bitten, verändert er auch Dinge im Weltgeschehen."
Ein Blick in die unsichtbare Welt
Vincent war mein Sitznachbar, als zum Gebet eingeladen wurde. Dabei staunte ich nicht schlecht – er bat mich: „Please pray in German for me“. Ich beteuerte, es wäre kein Problem für mich, ihm diesen Dienst auf Englisch zu tun. Er bestand darauf: „Please pray in German for me – I receive it from the Holy Spirit.“ Vincent ist ein Mann des Glaubens. Er glaubt fest, Gott wird ihn durch den Heiligen Geist verstehen lassen, was ich für ihn bete in einer Sprache, die er nicht spricht.
„Ich bin Vincent und Kinderarzt aus Singapur. Bei diesen Treffen geschehen Dinge, die in der geistlichen Welt eine Rolle spielen. Wir bitten um Versöhnung zwischen verschiedenen Völkern wie zum Beispiel zwischen Chinesen und Japanern. Während das vorne auf der Bühne ausgesprochen wurde, konnte ich vor meinem inneren Auge im Geist Veränderungen in der unsichtbaren Welt sehen. Während wir anbeten, werden im Himmel Dinge vorbereitet wie Frieden, Erlösung und geistliche Erweckung. Ich bin überzeugt, es gibt einen Zusammenhang zwischen der sichtbaren und der unsichtbaren Welt und unser Gebet wirkt sich auch im Weltgeschehen aus."
Warum nach Deutschland?
Warum sind die Beterinnen und Beter aus China, Taiwan, Singapur und anderen asiatischen Ländern so zahlreich nach Deutschland gekommen? David Demian, Gründer der Gathering-Bewegung betont: „Weil von Deutschland aus so viel Gutes fürs weltweite Reich Gottes ausgegangen ist. Das Land hat den Anstoß zur Reformation von Gott aufgenommen und weitergegeben. Deutsche haben sich vom Geist Gottes dafür verwenden und in die Weltmission leiten lassen. Dieser Segen, den Menschen aus Europa in die Welt gebracht haben, soll jetzt zurückkommen. Beter aus aller Welt sind gekommen, um Deutschland und Europa zu segnen. Zusammen mit den Deutschen und den Europäern wollen sie jetzt Gottes Reich rund um den Globus bauen.“
Die Einladung zum Gebetstreffen nach München hatte in China unglaublich starke Resonanz gefunden. Viele chinesische Christen wollten noch kommen, warteten aber vergeblich auf das benötigte Visum. Dabei ist manche Einreiseerlaubnis in wunderbarer Weise noch in letzter Minute gewährt worden.
Multikulturelles Lob Gottes und faszinierendes Tanzdrama
Beim internationalen Lobpreisteam und der ebenso internationalen Tanztruppe kann man alle Haut- und Haarfarben bewundern. Die Untertitel der Lieder auf den Folien im Beamer sind nicht nur in Englisch und Deutsch, sondern auch in chinesischen und anderen asiatischen Schriftzeichen.
Die beeindruckenden Tanzeinlagen illustrieren Christus als gekrönten Herrn der Welt und die schwingenden Bewegungskünstler umrahmen ein Kreuz von roten Stoffbahnen. Während der Lobpreis- und Anbetungszeiten herrscht eine absolute Bewegungsfreiheit. Keiner muss still sitzen bleiben. Jeder kann seine Freude an Gott so ausdrücken, wie es ihm auf dem Herzen liegt.
Ansteckender Glaube
„Ich bin Eva und komme aus Hongkong. Im Herzen habe ich gespürt, dass ich zu diesem Global Gathering nach München kommen sollte. Von Deutschland wusste ich nur, was sich hier während des Zweiten Weltkriegs abgespielt hat. So habe ich gebetet. „Gott“, habe ich gesagt, „dieses Land ist so schwerhörig für deine Dinge“. Dann aber hatte ich den Eindruck: Gottes Liebe ist stark genug, um das Alte zu überwinden. Deutschland soll ein neues Gesicht bekommen. Gott will besonders die jungen Deutschen dafür segnen."
Die Fröhlichkeit, die Freude und die Hingabe der chinesischen Christen inspirieren in München auch Tausende aus den anderen Teilen der Welt und dem deutschsprachigen Europa:
„Ich bin die Lea aus der Schweiz. Für mich ist es wunderschön. So viele Menschen aus unterschiedlichen Nationen und verschiedenen Generationen sind dem Ruf Gottes gefolgt und nach München gekommen. Wir beten gemeinsam Jesus an und bitten Gottes Geist, dass er wieder neu kommt und geistliche Durchbrüche schenkt."
Stark geworden in Leid und Verfolgung
An einem Nachmittag betete Konferenzleiter David Demian voller Leidenschaft für die Vertreter der chinesischen Kirchen. Experten schätzen die Zahl der Christen in China in der Zwischenzeit auf 100 Millionen. In der harten Schule von Leid und Verfolgung ist diese Kirche enorm gewachsen. Den Älteren unter ihnen sieht man das schwere Leben auch an. Viele von ihnen sind jahrelang in Haft gewesen. Demian bittet darum, dass sich die tiefe Dimension ihres Gottvertrauens in der Welt weiter ausbreitet. Die Missionsgeschichte des 21.Jahrunderts ist schon jetzt geprägt von der Kraft und Leidenschaft der chinesischen Christen. Demian hat in den letzten Jahren oft Gemeinden in China und auch chinesische Gemeinden in Taiwan, Malaysia oder Singapur besucht.
Kleine Frau, großer Glaube
Diese Menschen sind Hoffnungsträger für das weltweite Reich Gottes. Von China aus haben sich bereits tausende meist junge Menschen auf den Weg gemacht. Junge Chinesen arbeiten in ihrem Beruf und leben das Evangelium in Ländern zwischen China und Jerusalem – Europa einbegriffen. Eine von ihnen traf ich am Mittagstisch. Sie ist klein, aber ihr Glaube ist beeindruckend groß. Dort wo sie seit sieben Jahren lebt, ist ein Hausbibelkreis entstanden.
„Ich bin Börsenmaklerin aus Taiwan und heiße Esther. Seit vielen Jahren bete ich für die Völker der Welt. Jesus hat mir eine besondere Liebe und Begeisterung für Israel gegeben. Vor einem Jahr war ich auch in Jerusalem. Wenn Gott es mir aufs Herz legt und mich zu so einem Einsatz ruft, muss ich einfach Zeit, Geld und auch mein Herz investieren. Das ist sein Auftrag und sein Ruf für mich."
„Mein“ Watchman
Begegnungen mit betenden Menschen aus aller Welt standen im Mittelpunkt meiner Eindrücke vom Global Gathering in München. Zuletzt will ich erzählen von einer Begegnung – fast – ohne Worte. In der Mittagspause gehe ich mit dem Mikrofon auf einen großen Mann mit sehr wenig Haaren zu. Sein Äußeres macht nicht viel her. Giftgrünes T Shirt, schmutzig braune Jacke, aber das Strahlen in seinem Gesicht ist unbeschreiblich. Wie der sich freut, mich zu treffen, denke ich. „English?“, frage ich.
Was aus seinem Mund strömt, ist aber für mich in doppeltem Sinne Chinesisch. Ich erkenne kein einziges Wort. Nach ein paar Augenblicken verliert sich sein Lächeln, die Mundwinkel fallen nach unten. Er versteht mich nicht. Ich kann ihn nicht verstehen. Er schaut sich um. Keiner ist in der Nähe. Keiner kann uns helfen mit ein wenig Dolmetschen. Nach ein oder zwei Minuten endet unsere Begegnung in einer herzlichen Umarmung. Ich muss „meinen“ Watchman einfach umarmen. Watchman – so habe ich ihn während dieser kurzen Begegnung getauft. Nach dem berühmten chinesischen Christen, der seinen Glauben mit seinem Leben bezahlt hat. Den richtigen Namen habe ich nicht herausbekommen. Wie denn auch? Ich konnte ja nicht mit ihm sprechen. Aber als er mich anstrahlt, denke ich einen Moment lang, dieses Lächeln wäre von Jesus selbst.
Ein nächstes Gathering findet zwischen dem 19. und 22. Januar in Korea statt und kann im Livestream mitverfolgt werden. Den aktuellen Bericht vom Global Gathering in München können Sie in der ERF Plus Sendung „Beten bringt’s“ vom 14. Januar nachhören.
Sie haben Interesse an mehr Beiträgen zum Thema „Gebet“? Mehr Beiträge zum Schwerpunktthema haben wir auf unserer Gebets-Sonderseite zusammengestellt. Dort finden Sie allgemeine Infos zum Thema „Gebet“, Gebetstipps, Gebetserfahrungen unserer Mitarbeiter und Berichte von Gebetsaktionen bei ERF Medien und darüber hinaus.