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© a_Taiga / iStockphoto.com

08.04.2015 / Christenverfolgung / Lesezeit: ~ 5 min

Autor/-in: Sandy Klein

Gefoltert und verfolgt

Christen aus Ägypten, Nigeria und Iran erzählen ihre Geschichten.

Die Religionsfreiheit sollte für alle Menschen selbstverständlich sein, doch besonders für Christen ist sie das in vielen Ländern nicht. Das Christentum ist momentan die meistverfolgte Religionsgemeinschaft der Welt. Laut der Organisation „Open Doors“ werden derzeit etwa 100 Millionen Christen verfolgt, und das nur wegen ihres Glaubens. Wir stellen Ihnen Geschichten von Christen aus unterschiedlichen Ländern vor. Sie erzählen stellvertretend für andere Verfolgte, was sie erlebt haben und wie es ihnen heute geht.

Von der eigenen Familie verfolgt

Malika* stammt aus einer streng gläubigen muslimischen Familie. Sie hasst alle Ungläubigen, allen voran die Christen. Doch eines Nachts hat sie einen Traum, der sich einen Monat lang jede Nacht wiederholt: Sie sieht sich in einem hell erleuchteten Raum, auch sie selbst ist hell erleuchtet. Überall sind Kreuze und da ist eine Person, die weit über ihr im Raum sitzt. Malika ist über den Traum erschrocken, denn sie setzt Kreuze in Verbindung mit dem Teufel. Trotzdem beginnt sie in der Bibel zu lesen und zu beten. Und tatsächlich: Sie spürt eine neue Nähe zu Gott. Doch innerlich ist sie immer noch zerrissen.

Kurze Zeit später hat sie plötzlich einen neuen Traum, in dem jemand zu ihr spricht: „Ich bin der Messias.“ Sie fällt auf den Boden und sagt: „Jesus Christus, ich liebe dich“ obwohl sie seinen Namen bis dahin gar nicht kannte. Als sie aufwacht, ist sie entspannt und ausgeglichen. Sie besorgt sich eine Bibel und geht – jetzt ohne Burka – zu Gottesdiensten. Das alles muss Malika heimlich tun. Vor allem zu Hause verbirgt sie ihren Glauben.

Doch eines Tages findet eine Freundin alles heraus und erzählt es ihrer Familie. Was nun folgt, ist eine Qual für Malika: Ihre Mutter schneidet ihre Haare schmerzhaft mit einem stumpfen Messer ab. Ab sofort wird sie jeden Tag brutal geschlagen. Ihre Familie sperrt sie ohne Essen ein und beschimpft sie. Als ihre Familie damit droht, sie nach Saudi Arabien zu schicken, flieht Malika ins Ausland.

Doch bereits nach einem Monat in Moskau macht ihre Familie sie ausfindig. Malika flieht weiter nach Georgien und in den Libanon. Schließlich kommt sie nach Deutschland in der Hoffnung, endlich sicher zu sein. Doch zwei ihrer Onkel, die in Frankreich leben, wollen sie umbringen. Als ihre Schwester sie über Facebook kontaktiert, erschrickt Malika. Die Schwester schreibt ihr, sie dürfe zurückkommen, aber nur wenn sie wieder zum Islam übertritt. Außerdem solle sie erzählen, dass Christen sie verschleppt und ihr das alles angetan haben.

Doch Malika will nicht zurück, obwohl ihr Leben bedroht ist. Sie bereut nicht, Christin geworden zu sein: „Das Christsein hat mir viel gegeben. Ich verzeihe meiner Familie alles, was mit mir geschehen ist, und möchte nicht, dass jemand Rache an ihnen nimmt. Ich will einfach nur in Frieden leben“, erzählt sie. 

„Boko Haram hat meine Schwester getötet“

Normalerweise erhält Amaru* während der Arbeitszeit keine Anrufe von seiner Familie aus Nigeria. Doch an diesem Tag ruft seine kleine Schwester ihn plötzlich an. Sie weint heftig. „Ich habe sie gefragt, was passiert ist, aber sie konnte nicht reden“, berichtet Amaru. Er versucht sofort, seine Schwester zu beruhigen. Gleichzeitig schießen ihm die verschiedensten Gedanken durch den Kopf: „Mein erster Gedanke war, dass meine Mutter tot ist. Das ist meine größte Angst, weil ich sie so sehr liebe.“ Doch seine jüngere Schwester erzählt ihm, dass es einen Anschlag der islamistischen Terrorgruppe Boko Haram in Kano (der damaligen Hauptstadt Nordnigerias) gegeben habe. Ihre ältere Schwester gehöre zu den direkt Betroffenen. Als Amaru das hört, ist er wie gelähmt. Die gemeinsam Schwester überlebt, doch ihr Zustand ist kritisch. Drei Tage später stirbt sie.

Dieser Schock motiviert Amaru, endlich etwas gegen die Terrorgruppe Boko Haram zu unternehmen. Seitdem macht der in Deutschland lebende Nigerianer  öffentlich auf die Gefahr durch Boko Haram aufmerksam. Er ist überzeugt: Die nigerianische Regierung ignoriert den wachsenden Terror im Land. Obwohl vor einem Jahr 270 christliche Mädchen von Boko Haram verschleppt wurden, hat die Regierung nichts unternommen. Noch immer fehlt von den Mädchen jede Spur. Amaru ruft daher dazu auf, sich in dieser Sache an deutsche Politiker zu wenden. Diese könnten den diplomatischen Druck auf Nigeria erhöhen und keine Entwicklungsgelder mehr an die korrupte nigerianische Regierung zahlen. Dadurch würde Nigeria gezwungen, sich endlich des Problems anzunehmen, das Boko Haram darstellt.

„Ich wurde stundenlang gefoltert“

Jaavid* ist ungefähr 18 Jahre alt, als er einem Freund in einem Park seines Heimatlandes Iran begegnet. Ab diesem Zeitpunkt treffen sich die beiden Jugendlichen regelmäßig über sechs Monate. Sie reden viel über Gott, obwohl sein Freund große Angst davor hat, belauscht oder verraten zu werden. Denn Jaavids Freund ist Christ. Im Frühling entscheidet sich Jaavid für Jesus. Er sagt darüber: „Ich habe ein Gebet gesprochen, das mich zum Glauben brachte“. Ab diesem Zeitpunkt  besucht er die Hausgemeinde seines Freundes.

Doch schon nach kurzer Zeit werden alle Gemeindemitglieder wegen ihres Glaubens von der Regierung inhaftiert, auch Jaavid. „Wir waren normale Bürger und Menschen. Eine Frau war sogar schwanger“, erzählt er. Sie werden in kleine Gefängniszellen gesperrt. Dort herrscht ständige Dunkelheit und Jaavid verliert das Zeitgefühl. Ständig hört er Schreie aus den anderen Zellen. Er weiß, diese Menschen werden gefoltert. Manchmal kommt jemand zu seiner Zelle und sagt „Hörst du das? Du bist der nächste. Mach dich bereit!“

Auch Jaavid erlebt während dieser Zeit schmerzhafte Folter und stundenlange Verhöre. Seine Peiniger schlagen ihn – einmal zählt er 80 Schläge. Auch verbrennen sie ihm mit Zigaretten die Haut. Noch nie zuvor hat er erlebt, dass ihn jemand auf so schreckliche Art und Weise anspricht und behandelt. Er berichtet: „Es ist eine Kombination aus Folter und Demütigung. Sie wollen dich an deine Grenzen bringen und darüber hinaus - bis du daran zerbrichst“.

Doch im Gefängnis erlebt Jaavid Gottes Gegenwart, wie noch nie zuvor. Er betet die ganze Zeit: Vom Aufwachen bis zum Essen und dann wieder bis zum Einschlafen. Eines Tages wird Jaavid ganz überraschend entlassen. Unverzüglich entscheidet er sich ins Ausland zu fliehen, denn er hat Angst, erneut gefangen genommen zu werden. Was folgt ist eine Odyssee. Dreieinhalb Jahre flieht er durch Zypern, die Türkei und Russland, bis er nach Deutschland kommt. Hier wohnt er seitdem.

Was können Sie für verfolgte Christen tun? Beten Sie für die Menschen, die aufgrund ihres Glaubens wie Verbrecher behandelt werden. Beten Sie dafür, dass sie ihren Glauben frei ausleben dürfen und die Verfolgung ein Ende hat. 

Ihr Kommentar

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Kommentare (2)

Sabine G. /

Seit nunmehr 20 Jahren kenne und unterstütze ich "Open Doors" und bin mit vielen Inhalten vertraut, jedoch am Ende des obigen Berichtes (unter :Was tun für verfolgte Christen?" finde ich Anregungen mehr

Buller /

wir haben bemerkt dass sich Asylanten in unserer Kirche als Christen ausgeben um Vorteile zu haben und dann irgendwann beobachtet und erfährt man dass sie Moslems sind, da geht dann unser Vertrauen wirklich unter, wir fühlen uns von diesen Leuten belogen und betrogen und ausgenutzt !!

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