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03.11.2014 / Andacht zum Monatsspruch / Lesezeit: ~ 2 min

Autor/-in: Joachim Bär

Religion: Opium für Christen

Alle Gottesdienstbesucher zufrieden? Warum Gott das nicht reicht.

Sonntagmorgen. Das Haus ist voll, die Musik ergreifend. Die Band oder der Organist haben sich hervorragend vorbereitet. Der Pastor auch. Seine Predigt hat Humor und die Moderation führt die Besucher gekonnt durch ihren Sonntagmorgen. Unterm Strich: Die Leute sind zufrieden, es war ein perfekter Gottesdienst.

Wirklich? Oder anders gefragt: Sind ansprechende Musik, Predigt und Moderation die wichtigsten Kennzeichen eines Gottesdienstes, der Gott gefällt?

Ein überraschender Gottesdienstablauf

Gott weist schon zur Zeit seines Propheten Jesajas darauf hin, dass diese Elemente für sich genommen nicht alles sind. Frei nach Jesaja 1,11 sagt er: „Was wollt ihr mit den vielen Liedern?, spricht der Herr. Ich bin eure witzigen Moderationen satt und habe keinen Gefallen mehr an tollen Orgelvorspielen, euren Gitarren und Powerpointpräsentationen!“

Anders gesagt: Alles, was uns in einem Gottesdienst auf Gott ausrichten soll, kann uns auch davon ablenken, was er wirklich will. All diese guten Dinge können Ersatzhandlungen für den Glauben werden, wie Gott ihn sich wünscht.

Wie sieht der aber dann aus? Wirklicher Glaube und Gottesdienst fängt für Gott da an, wo ich mit Blick auf Gott etwas für die Menschen um mich herum bewege. Denn nachdem Gott klar gemacht hat, was ihm nicht gefällt, beschreibt er einige Verse später, wie Gottesdienst nach seinem Willen aussieht: „Lernt Gutes tun, trachtet nach Recht, helft den Unterdrückten, schafft den Waisen Recht, führt der Witwen Sache!“ (Jesaja 1,17) Das ist konkret. Das ist ein Gottesdienst, wie man ihn sonst nicht kennt. Kein religiöses Gefühl oder Getue. Sondern Liebe.

Musik und Predigt: manchmal Nebensache

Ein religiöses Leben führen viele Menschen. Und doch hat Gott keinen Gefallen daran. Weil ich solch ein Leben auch führen kann, wenn ich voll auf mich ausgerichtet bin. Wirklicher Gottesdienst, biblischer Glaube ist auf die Menschen um mich herum gerichtet. Auf ihr Wohlergehen. Auf ein gerechtes Leben für sie.

Wie gut die Musik letztlich ist, wie humorvoll die Predigt und wie gekonnt die Moderation – das muss Nebensache sein. Vielmehr kommt es darauf an, dass die Lieder mich dazu bringen, Gott und meinen Nächsten in den Blick zu bekommen. Die Predigt muss mich aufrufen, diese Welt zu einem besseren Platz für meine Mitmenschen zu machen. Und die Moderation muss mir vor Augen malen, dass der eigentliche Gottesdienst am Montag beginnt.

Das kann mit hervorragender Musik und Predigt umso leichter geschehen. Aber nur mit diesem Fokus weg von mir erreicht christlicher Gottesdienst sein Ziel – und ist nach Gottes Geschmack.

 Joachim Bär

Joachim Bär

  |  Unit Leader erf.de / Antenne

Koordiniert die übergreifenden Themen der redaktionellen Angebote des ERF. Er ist Theologe und Redakteur, ist verheiratet und hat zwei Kinder.

Ihr Kommentar

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Kommentare (13)

Ernst W. /

Ist die Bibel die Orientierung für wiedergeborene Christen?
Die Bibel berichtet wiederholt:
Gott ist in der Stille zu finden,
nicht im Lärm.

Ralf D. /

Ich besuche und engagiere mich in einem ICF in Süddeutschland. Wir haben oft rockige auch laute Musikstücke, wobei ich persönlich hier einen guten Zugang zum Lobpreis Gottes schaffe. Die Aussage ist mehr

Ana /

Danke

Oliver L. /

Joachim Bär hat recht, wenn er behauptet, dass Religion (Gottesdienst): Opium für Christen sein kann. Aber wie das bei den meisten provokanten Artikeln so ist, schießt er auch übers Ziel hinaus. Die mehr

Paul S. /

jesaja wirkte ca. 740 vor Christus etwa 40 Jahre lang.Gut möglich das einige Gottesdienste damals vom Kurs abgekommen sind und nicht im Sinne Gottes war ? Heute ist die Hl. Messe mit einer guten mehr

Holger D. /

Danke für den mutigen Beitrag!

Magdalena S. /

Guter Kommentar
Mein Eindruck ist derselbe. Ich bin mehr oder weniger unfreiwillig durch einige Gemeinden gekommen. Nun endlich bin ich angekommen in einer Gemeinde, wo ich mich sehr wohl fühle. mehr

wilfried /

Gottesdienste, wo es nur noch um einen guten Programmablauf geht sind bei mir out. Ich will mit meinem Gott noch etwas erleben! Da ist es mir auch wichtig, dass man Gottesdienst feiert. Besuche gerne mehr

esther /

"Leider zieht es viele heute eben oft NUR aufgrund der guten Musik, der humorvollen Predigt und der gekonnten Moderation in den Gottesdienst"
Leider kenne ich auch Gottesdienste mit schlechter Musik, mehr

Pia /

War letztes Jahr beim Erfurter Bundesjugendtreffen vom Bund Freier Evangelischer Gemeinden. Riesen Halle, riesen Show mit Lichtern, Schlagzeug und dem ganzen Kram. Irgendeiner postete sogar mehr

Mathias R /

Der Artikel beschreibt sehr gut wie es in vielen protestantischen, reformierten aber auch katholischen Gottesdiensten aussieht. Man muss sich allein den Begriff GottesDIENST einmal vor Augen führen. mehr

Daniel W. /

Vielen Dank für diesen guten Artikel, der zum Nachdenken anregt! Zur Zeit des alten Testamentes hat Gottes Volk, das Volk Israel, den Fehler gemacht, zu sehr in Formen der Religiosität zu Erstarren. mehr

Rainer /

Wird hier nicht Jüdisches auf Christliches transferiert? Ein Gottesdienst zur Zeit Jesajas war ja nicht nur unelektronisch, sondern hatte vermutlich auch eine ganz andere Liturgie. Aber du hast recht, Show ist sicher nicht alles. Außer vielleicht bei gewissen Evangelisationen...

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