Navigation überspringen
© Neufeld Verlag

29.08.2013 / Buchrezension / Lesezeit: ~ 3 min

Autor/-in: Jan D.

Prinz Seltsam und die Schulpiraten

Das neue Buch von Silke Schnee vermittelt Kindern Vielfalt und Akzeptanz.

Auf den ersten Blick ist die Geschichte simpel: Prinz Seltsam geht mit einem Schiff auf große Fahrt und wird von Piraten entführt. Ihm gelingt die Flucht und alle freuen sich. Doch ein zweiter Blick verrät: Dieses Kinderbuch bietet mehr als eine schöne Kindergeschichte mit netten Illustrationen.

Das erste Buch über Prinz Seltsam erschien Anfang 2011 und berichtet von seiner Geburt. Die Königsfamilie merkt schnell, dass der Prinz anders ist als andere Kinder und auch Probleme auf seine ganz eigene Art löst. Doch anders bedeutet nicht schlechter: Die Familie des Prinzen wird von dem neuen Familienmitglied um Einiges bereichert.

Auch dieses neue Abenteuer mit den Schulpiraten macht die Unterschiedlichkeit der Menschen zum Thema. Nicht ohne Grund: Vorlage für die Geschichten ist die Familie der Autorin. Silke Schnee ist Mutter von drei Kindern, ihr jüngster Sohn hat das Down-Syndrom. Bei Prinz Seltsam fließen auch persönliche Erfahrungen und Erlebnisse mit in die Geschichte hinein.

„Seltsame“ Kinder nicht isolieren

Worum geht es also genau? Prinz Seltsam geht mit einer Flotte von Schulschiffen auf Seereise.  Auf jedem der Schiffe sind unterschiedliche Kinder – Jungen und Mädchen mit und ohne Handicap. Einige können zum Beispiel nicht so gut sehen, aber dafür herausragend hören. Auf den Schiffen lernen die Kinder lesen und rechnen. Doch nach einem Sturm auf hoher See tauchen Piraten auf und stecken alle Kinder in einen Gefängnisturm. Schnell wird klar: Die Kinder können nur entkommen, wenn sie ihre unterschiedlichen Fähigkeiten und Stärken bündeln und aufeinander Rücksicht nehmen. So gelingt schließlich die Flucht aus der Gewalt der Piraten.

Das Buch greift eine aktuelle Frage auf: Sollen „seltsame“ Kinder, also solche mit Handicap, eine andere Schule besuchen als „normale“ Kids? Oder ist Inklusion, d.h. Wertschätzung und Anerkennung der Vielfalt, der bessere Ansatz für alle Beteiligten? Die Geschichte von Prinz Seltsam will zeigen: Egal wie lernstark oder -schwach Kinder sind, sie können am meisten erreichen, wenn sie das Leben zusammen meistern. Das Buch ist ein Plädoyer dafür, diese Thematik neu zu durchdenken und falschen Stereotypen entgegenzuwirken.

Wichtige Impulse für Kinder

Das Buch ist laut Neufeld Verlag für Kinder ab drei Jahren geeignet. Die Bilder sind farbenfroh und voller Details. Teilweise erinnert die Gestaltung an Wimmelbücher. Wer genau hinschaut, kann in den Gesichtern mancher Kinder sogar erkennen, dass sie das Down-Syndrom haben.

Die inhaltlich vermittelte Vielfalt ist auch in den Illustrationen wiederzufinden: Fußballtrikots neben Königskronen, elektrisches Licht auf alten Segelschiffen – Prinz Seltsam lässt sich nicht eindeutig einem bestimmten Kinderbuchstil zuordnen, sondern lebt von den kunterbunt durcheinandergewürfelten Menschen und Dingen.

Das Buch vermittelt eine gute Botschaft: Wenn Menschen trotz ihrer Unterschiede zusammenhalten und einander respektieren, können sie gemeinsam Großes leisten. Auf zweiter Ebene vermittelt es Kindern: Was du im Kindergarten oder in der Schule lernst, kann dir später tatsächlich etwas nützen.

Erwähnenswert: Vereinzelt spricht das Buch eher den erwachsenen Vorleser als das Kind an. Ein Dreijähriger wird zum Beispiel den englischen Namen des Piratenschiffes oder die witzigen Antworten der Schüler auf die Rechenaufgaben nicht verstehen. Dennoch: Die große Stärke von Prinz Seltsam liegt in der besonderen und wichtigen Botschaft, die so klar eher selten in Kinderbüchern thematisiert wird. Eine klare Empfehlung für alle Eltern, die bei ihren Kindern in Sachen Vielfalt und Akzeptanz gute Impulse setzen möchten.

Ihr Kommentar

Die E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Alle Kommentare werden redaktionell geprüft. Wir behalten uns das Kürzen von Kommentaren vor. Ein Recht auf Veröffentlichung besteht nicht.

Das könnte Sie auch interessieren