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© Gerth Medien

20.03.2013 / Interview / Lesezeit: ~ 5 min

Autor/-in: Nelli Bangert

„Gott können wir nichts vormachen.“

Warum es wichtig ist, authentisch zu sein. Ein Interview mit Johannes Falk.

Jeder Mensch hat Stärken und Schwächen, das ist jedem klar. Trotzdem will man nach außen hin möglichst stark wirken. Doch ist das der richtige Weg? Johannes Falk spricht diese Problematik in einem Song auf seiner neuen Platte 360° an. ERF Online hat mit ihm über das Thema Authentizität gesprochen.  

ERF Online: Herr Falk, Ihre neue Platte 360° ist ab den 12. April auf dem Markt. Warum dieser ungewöhnliche Titel?

Johannes Falk: Die Songs waren fast alle fertig, als mir der Satz aus dem Song „Mona-Lisa“ ins Auge stach. Er beschreibt Gott unter anderem als das 360°-Panorama, diese Idee gefiel mir. Trotzdem wurde es später nur die Zahl, weil dadurch mehrere Komponente zusammenkommen. Es ist ein persönliches Album, in dem jeder Song eine eigene Aussage hat. Insgesamt also mein persönlicher Rundumblick.

Authentisch leben

ERF Online: Ihr Song „Fallen Lassen“ spricht davon, dass Menschen sich hinter Masken verstecken. Was sind die Gründe dafür?

Johannes Falk: Es liegt in der Natur der Sache, dass Menschen sich nach außen hin stärker geben als sie sind. Vermutlich ist häufig Angst im Spiel - Angst vor dem Versagen. Wir versuchen Stärke zu beweisen und nach außen hin der Superman zu sein. Wir haben Angst davor, zu versagen. Wenn dann aber doch jemand Schwäche zeigt und sagt, dass er ein Burn-Out hat und ihm die Kraft fehlt, dann wird er doch meistens mit Respekt behandelt und ihm wird Mut gemacht.

ERF Online: Warum fällt es Menschen denn häufig schwer, echt zu sein?

Johannes Falk: Wir leben in einer Gesellschaft, in der alles irgendwie funktionieren muss. Alles ist auf Wachstum ausgelegt, alle müssen irgendwie ihrem Job nachkommen. Das ganze Leben ist schneller geworden und man kommt gar nicht zum Verschnaufen oder dazu, das Leben zu reflektieren, was aber wichtig ist, um sich selbst treu zu bleiben. Wenn ich mein Leben reflektiere, stelle ich fest, dass auch bei mir schnell Dinge unter den Tisch fallen.

ERF Online: Inwiefern würde sich das Leben positiv verändern, wenn Menschen wieder lernen würden, echt zu sein?

Johannes Falk: Es würde sich auf jeden Fall etwas verändern, obwohl das ein heikles Thema ist. Ich würde nicht sagen, dass die Mehrheit unserer Gesellschaft nicht echt ist. Mir begegnen dennoch häufig solche Menschen. Es fängt schon mit der Floskel „Wie geht´s dir?“ an und der häufig unehrlichen Antwort „Gut.“ Wenn ich mein Leben anschaue, fällt mir auf, dass ich auch manchmal dazu neige nicht echt zu sein oder Dinge zu übergehen. Ich will Menschen Mut machen, offen und ehrlich mit Schwierigkeiten umzugehen.

Auf der Bühne

ERF Online: Als Musiker spielen Sie ständig auf Bühnen vor vielen Menschen - egal ob Sie gerade gut drauf sind oder nicht. Wie schaffen Sie das?

Johannes Falk: Dafür gibt es kein Rezept. Ich packe das, was mich beschäftigt, in die Musik rein. Wenn man ehrlich mit Gott ist, dann ist man auch ehrlich mit Menschen. Das Konzert funktioniert und bringt seinen Segen, wenn man offen und ehrlich mit Gott vorher spricht, auch wenn man gerade nicht in der Stimmung für ein Konzert ist.

Früher, als ich viel Lobpreismusik gemacht habe, da war mir häufig nicht danach zumute. Aber das ist auch in Ordnung: Wir müssen nicht immer funktionieren. Es ist okay wenn ich Musik mache, auch wenn ich gerade nicht in der Verfassung dafür bin. Gott können wir sowieso nichts vormachen.

ERF Online: Wie schaffen Sie die Balance, zwischen dem, was Sie für andere Menschen als Musiker darstellen und Ihrer eigenen Persönlichkeit?

Johannes Falk: Musik ist meine Leidenschaft, sie treibt mich an und ist schließlich mein Beruf. Dazu gehört auch Professionalität. Wenn ich zum Bäcker gehe, sagt der Bäcker nicht: „Ich habe gerade keine Lust, Brötchen zu backen, deswegen gibt es heute einfach mal keine.“ Es gehört zu unserer gesellschaftlichen Struktur, dass wir unseren Job professionell erledigen. Wenn mich jemand bucht, dann habe ich auch meinen Job zu tun. Gott sei Dank kam die Situation noch nicht so häufig vor.

Wie alles anfing

ERF Online: Wie hat sich die Leidenschaft für die Musik bei Ihnen entwickelt?

Johannes Falk: Musik spielte immer eine große Rolle in meiner Familie. Sie faszinierte mich schon als Kind und dieser Spur bin ich gefolgt. Ich glaube Berufung und Leidenschaft liegen nah beieinander. Gott würde mir nie etwas aufdrängen, was nicht zu mir passt. Wenn eine Leidenschaft in meiner Persönlichkeit angelegt ist, sie mich antreibt und mir auch Ziele vorgibt, dann hat das durchaus etwas mit Berufung zu tun. Beruflich entschied ich mich allerdings erst mit 27 Jahren für die Musik.

ERF Online: Warum haben Sie sich nicht schon früher beruflich auf Musik fokussiert?  

Johannes Falk: Es hat sich bei mir bis dahin keine Möglichkeit ergeben. Ich bin schon mit 15 Jahren von der Schule gegangen. Ohne Abitur konnte ich an keiner Uni oder Hochschule studieren. Diese Möglichkeit bekam ich erst 2003, als die Popakademie gegründet wurde. Diese Gelegenheit habe ich dann genutzt. Manchmal dauert es eben sehr lange, bis Träume sich erfüllen.

Wo ist mein Platz?

ERF Online: Herr Falk, wie gelang es Ihnen, Ihren Platz im Musikgeschäft zu finden?

Johannes Falk: Ich bin durch einen ganz natürlichen Reifeprozess gegangen, der noch nicht abgeschlossen ist. Schließlich entwickelt man sich ja immer weiter. Mit jeder musikalischen Umsetzung fand ich stückweise meine künstlerische Identität. Nach dem Studium habe ich mich gefragt, in welche Richtung ich gehen möchte. Es war eine Phase, in der ich mich intensiv reflektiert habe: Wo sind meine Stärken und meine Schwächen? Wo ist mein Platz in dem großen Markt?

Ich bin christlich sozialisiert aufgewachsen und somit schon früh in die christliche Musikszene hineingewachsen. In dieser Nische konnte ich mich ausprobieren und entwickeln. Meine künstlerische Identität und wie ich mich als Person mit meiner Musik, meiner Leidenschaft und meiner Vision definiere, ist für mich allerdings erst einmal unabhängig von einer Nische.

ERF Online: Vielen Dank für das Interview.

 

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Kommentare (2)

T.Salzsieder /

Wer Johannes Falk & Band mit seinem neuen Programm "360°" live sehen möchte, hat diese Gelegenheit am Samstag, 01.06.2013 ab 19:30 Uhr in Haßloch (Pfalz). Dieses Konzert ist unter "Service - mehr

S. Hoffmanns /

Werter Herr Falk,
mit Aufmerksamkeit habe ich dieses Interview gelesen. Ich mag ihre Musik und die Art wie sie singen. Die Klangfarbe ihrer Stimme und das Fragen, Öffnen, Wollen, welches sich darin mehr

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