
15.03.2012 / Buchrezension / Lesezeit: ~ 3 min
Autor/-in: Susanne ReddigNeuigkeiten aus der Steinzeit
Gibt es Steinwerkzeuge, die fast so alt sind wie Dinosaurier? Michael Brandt zeigt in „Vergessene Archäologie“ brisante Funde.
Um es gleich vorweg zu sagen: Wer das Buch „Vergessene Archäologie“ liest, bohrt dicke Bretter – außer er ist zufällig Experte auf dem Gebiet der Frühgeschichte der Menschheit oder Geologe. Doch für den interessierten Laien lohnt sich die Mühe. Dieses Werk ist nicht nur wuchtig im Format - 472 Seiten im Großformat - , es ist noch weitaus wuchtiger im Inhalt.
Steinwerkzeuge, die nicht existieren dürften
Es geht um mutmaßliche Steinwerkzeuge, die in wissenschaftlichen Kreisen des ausgehenden 19. und angehenden 20. Jahrhunderts jahrzehntelang eine heftige Kontroverse auslösten. Das Problem: Diese Fundstücke sind für das gängige Evolutionsmodell des Menschen viel zu alt. Sie dürften eigentlich gar nicht existieren.
Brisant wären die Folgen für unser gesamtes Weltbild, wenn sie sich tatsächlich als menschliche Artefakte erweisen:
• Die ältesten uns bekannten menschlichen Überreste wären demnach fast so alt wie die Dinosaurier.
• Daraus folgt: Für die Evolution des Menschen bliebe zu wenig Zeit. Das Evolutionsmodell der Entstehung des Menschen könnte hinfällig sein.
Das wäre starker Tobak. Ein Autor, der ein Buch schreibt, das Anlass zu solchen gravierenden Schlussfolgerungen gibt, muss schon sehr gut aufgestellt sein. Und das ist Michael Brandt. Akribisch, sehr genau, ausführlich und detailliert, mit einer Fülle an Zeichnungen und Fotos versehen, belegt er seine Ausführungen.
Evolution braucht Zeit
Evolutionstheoretikern zufolge sollen die ersten noch sehr affenähnlichen Vorfahren des Menschen gerade einmal vor ca. 2,5 Millionen Jahren aufgetaucht sein. Der erste „echte Mensch“ soll erst vor ca. 1,8 Millionen Jahren in Afrika gelebt haben.
Zu diesem Modell passt jedoch gar nicht, dass zum Beispiel in Frankreich, Portugal, Belgien und England Steine gefunden wurden, die anerkannten prähistorischen Steinwerkzeugen verblüffend ähnlich sehen. Sie stammen jedoch aus Erdschichten, die je nach Fundort mittels der heute gängigen Isotopendatierung auf ein Alter von 9 Millionen bis sogar 59 Millionen Jahren geschätzt werden.
Die Dinosaurier sollen erst 6 Millionen Jahre vorher, das heißt vor ca. 65 Millionen Jahren, ausgestorben sein. Evolutionstheoretisch ist es unvorstellbar, dass sich innerhalb von nur 6 Millionen Jahren aus diesen tierischen Vorfahren Menschen entwickelt haben könnten. Affenähnliche Tiere, die als Vorfahren des Menschen in Frage kommen könnten, sind aus dieser Zeit nicht bekannt.
Genaue Darstellung der Fundorte und Funde
Aufgrund der Brisanz der Funde geht Michael Brandt in seinem Buch sehr akribisch vor. Er behandelt genau die jeweiligen Fundorte und berichtet bei jedem Fundort von den Forschern und ihren biographisch-wissenschaftlichen Hintergründen, ihrem methodischen Vorgehen und natürlich von ihren Fundstücken. Zu jedem Fundort gibt er ausführlich die jeweilige wissenschaftliche Kontroverse wieder.
Der Autor hat selbst verschiedene Museen aufgesucht, Originalstücke begutachtet und professionell fotografieren lassen. Viele Fotos und unzählige Zeichnungen, möglichst in Originalgröße, geben die Fundstücke präzise wieder. Dazu erklärt Michael Brandt für den Laien verständlich, welche Merkmale für echte Steinwerkzeuge typisch sind und wie man sie von unbearbeiteten Steinen unterscheiden kann.
Natürlicher oder menschlicher Ursprung?
Da die Fundstücke zu alt für das gängige Entstehungsmodell des Menschen sind, wurde sehr ausführlich eine natürliche Entstehung dieser Funde debattiert. Michael Brandt erklärt, warum diese Beweisführung jedoch durchweg auf tönernen Füßen steht und erläutert, dass eine natürliche Entstehung nicht belegbar ist. Nach Meinung des Autors sind die Fundstücke eindeutig menschlichen Ursprungs.
Für den wissenschaftlichen Laien ist interessant zu erfahren, auf welche Weise wissenschaftliche Diskussionsprozesse ablaufen und wie unbequeme Stimmen weggedrängt werden können. Der breiten Öffentlichkeit wird dann nur noch die Siegerseite als „wissenschaftlich anerkannt“ präsentiert.
So wurden die Fundstücke mit der Argumentation einer natürlichen Entstehung als menschliche Artefakte abgelehnt und in Museumsarchive verbannt. Im Laufe der Jahrzehnte verschwanden sie aus dem wissenschaftlichen Gedächtnis.
Fazit
Michael Brandts Verdienst ist es, diese verdrängten Fundstücke und die kontroverse Diskussion, die sie auslösten, der Öffentlichkeit wieder zugänglich zu machen. Jedem Leser, der sich intensiv mit Ursprungsfragen, Evolution und Schöpfung auseinandersetzen möchte, sei daher dieses Buch ans Herz gelegt.
Nach der Lektüre dieses Werks kann man die wissenschaftliche Debatte zu diesen Themen weitaus besser nachvollziehen. Es hat auf seinem Gebiet womöglich das Zeug zu einem Klassiker. Es könnte neue Diskussionen auslösen, die nicht nur wissenschaftlich, sondern auch gesellschaftlich relevant sind. Es wäre daher sehr schade, wenn dieses Buch – wie ehemals die Fundstücke – totgeschwiegen werden würde.
Ihr Kommentar
Kommentare (5)
Herr Schnabel,
haben sie denn das Buch gelesen oder sich ausgiebig mit dem Thema befasst, um hier einen qualifizierten Beitrag geben zu können? Meine Vermutung ist, dass sie das nicht getan haben. … mehr
Michael Brandt hat ausgiebig Quellenstudium betrieben und sich mit den Befunden befasst. Er bringt in dem Buch alle Argumente, die sowohl von Befürwortern als auch Gegnern der tertiären Steinwerkzeugen vorgebracht wurden. Brandt zeigt auch auf, dass die Wissenschaft diese Befunde deshalb eingemottet hat, da sie inkompatibel mit der sich damals etablierten und bis heute anerkannten Evolutionstheorie sind.
Übrigens hat einer der renommiertesten deutschen Wissenschaftler, der sich mit Steinwerkzeugen befasst, das Buch gelesen und rätselt, woher diese Werkzeuge kommen könnten. Bisher schweigt er allerdings. Sie können sich vorstellen, warum.
Die Befunde sind eindeutig.
Ich rate ihnen dringend, das Buch zu lesen. Vielleicht werden sie dann mit ihrem Glauben an das evolutionäre Weltbild vorsichtiger. Zumal sie als Christ immer zuerst von der Bibel her denken sollten (2. Korinther 10, 5). Nach dem Zeugnis sowohl Alten als auch Neuen Testamentes war Adam der erste Mensch, nach der Evolutionslehre kann es keinen ersten Menschen geben, sondern nur eine Tier-Mensch-Übergangsform. Allein diese Tatsache schließt (neben vielen anderen theologischen Argumenten) eine Vereinbarkeit von Schöpfung und Evolution aus.
Gruß, Theo
Lieber Schnabel, ich bin ebenfalls ein Naturwissenschaftler (Numerik+Aerodynamik) und ein Katholik. Ich kann (Makro-)Evolution NICHT mit dem Glauben vereinbaren. Ich sehe zum einen ein Problem mit … mehrder Erbsünde (ohne die wäre ja der Tod Jesu am Kreuz ohne Sinn), zum anderen ist mir unverständlich warum sich der allwissende und allmächtige Gott einer so dummen Optimierungsmethode wie der Evolution bedienen sollte. Gott plant, führt aus, und es ist sehr gut - so die Bibel. Wenn Gott das gesamte Universum in allen Einzelheiten auch in einer Mikrosekunde (statt in 6 Tagen) erschaffen wollte - wer von uns Menschen kann es IHM denn verbieten? Oder IHN belehren? Dass wir etwas nicht können, oder nicht verstehen, bedeutet noch lange nicht, dass unser Schöpfer es auch nicht kann! Wir sollten demütiger werden (Hochmut war ja gerade die erste Sünde) - und schon deswegen ist die Debatte pro/kontra Evolution so wichtig.
Leute,
entspannt euch. Der Artikel ist zwar erfrischend geschrieben; aber das Thema ist wirklich alt und dass die Wissenschaft diese Befunde eingemottet hat, liegt nicht daran, dass sie sie nicht … mehrsehen wollte...
Gott hat durch sein Wort diese Welt erschaffen; er sprach zum Meer, zur Erde sie solle hervorbringen usw. Nun, sie tat es. Warum lehnt ihr es so sehr ab?
Ich bin gläubiger Christ - Jesus Christus, der Sohn Gottes, ist für mich am Kreuz gestorben und Auferstanden von den Toten - und kann meinen Glauben auch in einem evolutionären Weltbild wiederfinden. Dieses entweder/oder nervt! Liegt für mich vielleicht auch daran, dass ich Naturwissenschaftler bin.
Seid gesegnet!
Seid ein Segen!
Lieber Reiner, lies das Buch, der Nachweis ist meines Erachtens eindeutig!
Wenn etwas vor 9 - 59 Millionen Jahren entstanden ist, finde ich es schwierig, die Art der Entstehung nachzuweisen.
Dass sich in Wissenschaftskreisen vordergründig die Stärkeren durchsetzen und nicht … mehrimmer die Wahrheit, kann ich mir gut vorstellen. Das ist im privaten wie beruflichen Alltag auch des öfteren so. Auf Dauer setzt sich aber in vielen Fällen der Geduldige gegenüber dem Starken durch.