
14.06.2011 / Buchrezension / Lesezeit: ~ 2 min
Autor/-in: Joachim BärIm Schatten des Kreuzes
Die These ist provokant: Christlicher Glaube und Leid gehören untrennbar zusammen. Dieses Buch liefert die Begründung dafür.
Es gibt Bücher, die inhaltliche Leichtgewichte sind und das mit gehobener Sprache wettmachen wollen. Dieses Buch macht‘s anders herum. Es ist für ein theologisches Buch sprachlich sehr schlicht und gut verständlich geschrieben. Das Thema allerdings macht es zu einem außerordentlichen Schwergewicht: Es geht um den Zusammenhang von Christusnachfolge und Verfolgung.
Dabei macht Glenn Penner, der ehemalige Leiter der Organisation „Voice of the Martyrs Canada“, nichts anderes, als die komplette Bibel auf das Thema Leiden für den Glauben hin durchzugehen und die relevanten Bibeltexte genauer zu untersuchen.
![]() |
Glenn M. Penner |
Doch genau hier liegt der Zündstoff. Denn dieser Überblick macht deutlich: Christlicher Glaube lässt sich nicht vom Leiden für Christus trennen, Christus ist nicht ohne das Kreuz zu haben. Verfolgung ist biblisch gesehen ein normaler Bestandteil des Glaubens, ja der gesamten Heilsgeschichte.
Sich selbst verschenken
Das alles geschieht sehr unaufgeregt, gar heilsam. Denn ohne dazu aufzurufen, das Leid aktiv zu suchen, führt Penner den Leser zu einem ganz zentralen, gerne vernachlässigten Aspekt des christlichen Glaubens: Gottes Weg, in dieser Welt sein Reich zu bauen, dem Leid und dem Bösen zu begegnen, war und ist es, sich selbst hinzugeben, sich zu verschenken. Wer Christus nachfolgen will, ist aufgerufen, denselben Weg zu gehen.
Der Untertitel „Eine biblische Theologie“ ist etwas hoch gegriffen. Denn mit seiner Herangehensweise liefert Penner zwar den Befund, weniger aber die Interpretation. Und wenn Penner grundlegende, zusammenfassende Gedanken liefert, stammen sie meist aus der Feder Josef Tons, der Autor eines weiteren Standardwerks zum Leiden für Christus. So bleibt der Leser oft mit Einzelbeobachtungen alleine zurück, ohne das große Bild geliefert zu bekommen – das eine Theologie der Verfolgung aber liefern sollte.
Schlicht, aber provokant
Trotzdem: Wer „Im Schatten des Kreuzes“ gelesen hat, wird die Bibel künftig anders lesen. Weil offensichtlich wird, dass die Heilige Schrift über weite Strecken von Verfolgten für Verfolgte geschrieben ist. Und weil deutlich wird, wie viel die Bibel zu diesem Thema zu sagen hat. Schließlich ist die Studie - ohne zu sehr ins Detail zu gehen - auf 432 Seiten angewachsen und erfordert somit etwas Durchhaltevermögen.
Letztlich ist das Buch trotz all seiner Schlichtheit überaus provokant. Gerade weil Glenn Penner Nachfolge und Verfolgung so eng zusammensieht – eine fast prophetische Mahnung an viele Christen der westlichen Welt, die diese beiden Aspekte allzu gern trennen. Eine Mahnung, sich des anstößigen Kreuzes (1 Kor 1, 18) nicht zu schämen, Nachteile für seinen Glauben in Kauf zu nehmen und sich mit denen solidarisch zu zeigen, die weltweit für ihren christlichen Glauben leiden.
Hilfsaktion Märtyrerkirche
The Voice of the Martyrs Canada
Eine kostenlos aufrufbarer Beitrag zum Thema (englisch): Suffering, Persecution and Martyrdom (Hg. Dr. Christof Sauer & Dr. Thomas Schirrmacher, 356 S.)
Ihr Kommentar
Kommentare (1)
Danke für den Tipp