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17.05.2011 / Verfolgte Christen / Lesezeit: ~ 3 min

Autor/-in: Markus Dörr

"Ich habe den Mördern vergeben!"

Unter Christenverfolgung leiden Millionen Kinder - auch Sofia. Am Open Doors Tag erzählte sie vom Tod ihrer Eltern und ihrem Zorn auf Gott.

Das christliche Hilfswerk „Open Doors“ thematisierte bei seinem Jahrestreffen am vergangenen Samstag das Schicksal von Kindern, die wegen ihres christlichen Glaubens verfolgt werden. Rund 1.200 Besucher in der Rittal Arena Wetzlar unterstützten mit Gebeten und Spenden die Kinder der verfolgten Kirche. Beispiele aus Nordkorea, Kolumbien und Ägypten veranschaulichten deren Leid und Not.

 

„Gestern wurden sie abgeholt“, berichtete ein nordkoreanisches Mädchen mit tränenerstickter Stimme über ihre Eltern. Sie hätten über Jesus geredet, ihr davon aber nichts gesagt. Ob das Mädchen seine Eltern wiedersehen wird, ist ungewiss. Dieses Beispiel war eines von vielen, die im Mittelpunkt des Open Doors-Tages 2011 standen.
In den 15 Ländern mit der weltweit stärksten Christenverfolgung beträgt der Anteil der Kinder unter 14 Jahren an der Bevölkerung zwischen 30 und 40 Prozent, erklärte Markus Rode, Leiter von Open Doors Deutschland. Weltweit gebe es über 100 Millionen verfolgte Christen. „Wir erleben also die größte Christenverfolgung aller Zeiten“, so Rode weiter.

Sofia und die Schüsse

Aus Kolumbien war Leila Guzman Diaz, die Leiterin des Kinderheims „El Hogar“, angereist. Sie berichtete von Drogenmafia und Guerilleros, die das Land prägen. Vor allem christliche Pastoren gerieten dabei immer wieder in Konfliktsituationen. Auch Sofia, eine ihrer Schützlinge im Kinderheim, habe das erlebt:
Sofias Eltern waren Pastoren und predigten das christliche Evangelium. Eines Tages wurden sie erschossen - wohl aus Rache, weil sie sich von der örtlichen Guerilla abgewandt hatten. „Ich war bei einem Nachbarn, als ich die Schüsse hörte“, berichtete Sofia in einem Einspielfilm. Danach wollte sie unbedingt zu ihrem Vater, der im Sterben lag. Er wurde aber ins Krankenhaus abtransportiert, so dass sie ihn nicht mehr lebend sehen durfte. Deshalb stellte sie Gott in Frage.
Doch Sofias Geschichte ist damit noch nicht zu Ende. Diaz erzählte davon, wie gut sich das Mädchen im Kinderheim entwickle, dass Sofia in eine Lobpreisgruppe gehe und selbst Missionarin werden wolle. Sie leide zwar noch immer sehr unter dem Verlust der Eltern, könne mit ihren traumatischen Erlebnissen mittlerweile aber besser umgehen. Sie habe sogar ein neues Gottesverständnis entwickelt.
Schließlich erklärte sich Sofia per Video selbst: „Ich verstehe, dass Gott mir nicht weh tun wollte, sondern einen perfekten Plan hat. Ich habe den Mördern meiner Eltern vergeben, die wissen oft nicht, was sie tun.“

Wiedervereinigung durch das Evangelium

Besonders in Nordkorea werden Christen intensiv verfolgt, was aus dem Weltverfolgungindex von Open Doors hervorgeht. Dort ist das Land auf Platz eins gelistet. Dies bestätigte auch Lee, dessen echter Name aus Sicherheitsgründen nicht genannt wurde. Lees Familie bekennt sich seit mehreren Generationen zu Christus und hat die Verfolgung am eigenen Leib gespürt. Seine Eltern feierten geheime Hausgottesdienste im Keller, als eines Tages Soldaten dort eindrangen und Lees Mutter vor seinen Augen mit einem Bambusspieß ermordeten. „Der Herr lebt und weiß, was hier geschieht“, seien ihre letzten Worte gewesen. Anschließend erschossen die Soldaten auch Lees Vater und seine Brüder.
Lee selbst gelang die Flucht nach Südkorea. Trotz dieser traurigen Erfahrungen ist er fest davon überzeugt, dass Korea durch das Evangelium wiedervereinigt werden wird. Er rief dazu auf, für sein Land zu beten.
 

Open Doors ist ein christliches, überkonfessionelles Missions- und Hilfswerk. Der Holländer Anne van der Bijl ("Bruder Andrew") gründete es 1955. Das Werk unterstützt weltweit verfolgte Christen mit der Lieferung von Bibeln, Schulungen oder der Hilfe zur Selbsthilfe. Außerdem veröffentlicht Open Doors jährlich den Weltverfolgungsindex.

Bibelprogramm für 200.000 Kinder

Ägypten war ebenfalls Thema am Open Doors Tag. Prediger Victor erzählte, dass viele christliche Kinder in Ägypten kaum etwas über den Glauben an Jesus wüssten.
Deshalb habe er vor zehn Jahren ein Kinderbibelprogramm mit ins Leben gerufen: Children for Christ (C4C). Im Jahr 2001 hätten Victor und seine Mitstreiter für 3.000 Kinder gebetet, gekommen seien 7.000. 2010 seien dadurch schon 200.000 Kinder erreicht worden. Und zwar nicht nur in Ägypten – sondern auch in anderen islamischen Nachbarländern.

Der Open Doors Tag endete mit einem Ausblick in die Zukunft. Was wäre in dreißig Jahren, wenn die verfolgten Kinder durch viele Christen Unterstützung erfahren würden? Eine mögliche Antwort gab eine ältere Mitarbeiterin, die ihre Hände auf den Schultern des nordkoreanischen Mädchens ohne Eltern legte: „Meine Eltern sind nicht zurückgekehrt. Aber ich habe Jesus kennengelernt. Jetzt bin ich Teil der größten Familie, die es gibt.“


Auch im nächsten Jahr findet ein Open Doors Tag in der Rittal Arena Wetzlar statt. Termin ist der 12. Mai 2012.

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Kommentare (1)

Gloria /

Sehr guter Beitarg über verfolgte Christen. dazu möchte ich bemerken, dass es nicht nur Open Doors gibt, die sich damit beschäftigen auch auch Leute von der CDU wie Herr Kauder und vor allem bestellt euch die news von http://www.ead.de/no_cache/arbeitskreise/religionsfreiheit/nachrichten.html

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