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23.09.2010 / Frauen der Kirchengeschichte / Lesezeit: ~ 4 min

Autor/-in: Helga Lampe

Perpetua: Eine Liebe bis in den Tod

SIe ist eine von vielen Christinnen der frühen Kirchengeschichte. Ihr fester Glaube führte die junge Märtyrerin Perpetua bis in die Kampfarena von Karthago.

Das Christentum nach der Geburtsstunde
In der Zeit des frühen Christentums konnte es das Leben kosten, sich öffentlich zu Jesus als dem Sohn Gottes zu bekennen. Aus dieser Zeit berichtet die frühe Kirche von vielen Märtyrern - sowohl Männer als auch Frauen - die standhaft und unbeirrt ihren Glauben bekannten. Sie waren bereit für ihren Herrn zu sterben anstatt ihre Überzeugung zu widerrufen. Von den meisten Blutzeugen der frühen Christenheit weiß man nur ihre Namen und das Jahr ihrer Hinrichtung.

Einzigartige Aufzeichnungen
Perpetua, eine Märtyrerin ihrer Zeit, hinterließ mehr als nur ihren Namen. Während ihrer Gefangenschaft schrieb sie ihre eindrucksvollen Erlebnisse nieder. Die Aufzeichnungen gehören zu den ergreifendsten Zeugnissen frühchristlicher Literatur. Der jungen Frau gelang es unter schweren äußeren Bedingungen und dem ständigen Tod vor Augen, ein Werk zu verfassen, das zur damaligen Zeit einzigartig war. Es zeugt von der unüberwindbaren Kraft des Glaubens und vom Widerstand in großer Anfechtung.

Ihr Leben: Von der Geburt zur Wiedergeburt
Mit der ersten Christenverfolgung in Karthago spitzte sich die Situation der damaligen Christen weiter zu. Beispielhaft für die Gewaltbereitschaft der Verfolger ist ein dramatisches Ereignis aus dem Jahre 180 n.Chr. Damals weigerte sich eine Schar von Christen, dem Kaiser die vorgeschriebene Verehrung zu erweisen. Darauf ließ sie der Prokonsul enthaupten. Unter den Verurteilten waren auch vier Frauen. In dieser düsteren Zeit des Christentums kam Perpetua zur Welt.

Unter der Obhut ihrer wohlhabenden Eltern erlebte sie dennoch eine glückliche Kindheit und Jugend. Als sie im Alter von 22 Jahren wegen ihres Glaubens verhaftet wurde, war sie bereits Ehefrau und Mutter eines kleinen Sohnes. Zusammen mit ihrem Bruder Saturus und einigen anderen jungen Leuten lernte sie den christlichen Glauben kennen. Perpetua wollte sich schließlich taufen lassen und in die Gemeinde eintreten. Die Tatsache, dass ihr Mann Heide blieb, beweist ihre eigenständige Persönlichkeit.

Ihr Konflikt mit Gesetz und Vater
Nach anfänglicher Duldung der Christen durch Septimius Severus, wollte man im Jahre 202 n.Chr. ein weiteres Anwachsen des Christentums durch ein Edikt verhindern, das bereits den Übertritt zur christlichen Religion strafbar machte. Trotz der Risiken, ließ sich Perpetua zusammen mit ihrem Bruder taufen. Mit Entsetzen sah der Vater das Unheil über seine beiden Kinder und damit über seine ganze Familie hereinbrechen. Er tat alles, um Perpetua und Saturus umzustimmen, jedoch vergeblich.

Perpetua schrieb darüber: „Als wir noch im Leben miteinander vereint waren, ließ mein Vater in seiner Liebe zu mir nicht ab, auf mich einzureden, um mich vom Glauben an Christus abwendig zu machen. Vater, sagte ich zu ihm, siehst du das Gefäß hier, diesen Krug? Ja, antwortete er, ich sehe ihn. Kann man ihn anders bezeichnen als das, was er ist? Nein, sagte er. So kann auch ich mich nicht für etwas anderes ausgeben als für das, was ich bin, nämlich eine Christin. Ob dieser Rede war er sehr erzürnt, stürzte sich auf mich, als wollte er mir die Augen auskratzen und schlug mich. Er quälte mich so sehr, dass ich froh war, ihn einige Tage nicht zu sehen.“

Gefangenschaft und Gewissenskonflikte
Von ihrer Taufe schrieb sie: „Ich bitte um nichts anderes als um Beständigkeit bis in den Tod“. Und weiter heißt es: „Wenige Tage später wurden wir in den Kerker geworfen. Ich war entsetzt über den Ort. Denn ich hatte in meinem Leben nie ein solches Verlies gesehen. Es herrschte vollkommene Finsternis, Hitze und Enge waren unerträglich, und ich war in Sorge um mein Kind.“ Selbst im Gefängnis wollte sie sich nicht von ihrem Kind trennen lassen.
Perpetua verhehlte ihr Entsetzen nicht und gibt uns damit ein herzergreifendes Zeugnis von ihren Ängsten und Empfindungen.

Großen Schmerz bereitete ihr das Leid, das sie ihrer Familie zufügen musste. Der Vater ließ nichts unversucht, seine Kinder zu retten. Er fiel sogar im Gefängnis vor seiner Tochter weinend auf die Knie und flehte sie an, zur Vernunft zu kommen: „Richte uns nicht alle zugrunde, denn keiner von uns kann mehr froh werden, wenn euch etwas zustößt.“ Sie war sich ihres bevorstehenden Märtyrertums durchaus bewusst, ließ aber von ihrer Überzeugung nie ab. Sie legte ihr Schicksal allein in Gottes Hand.

Die Hinrichtung
Im Gefängnis hatte sie eine Vision, die sowohl die menschliche Angst vor dem Tod als auch die frohe Hoffnung des Christen widerspiegelte. Im Geist sah sie ihren Bruder Saturus, der ihr zurief, sich nicht von dem gewaltigen Drachen erschrecken zu lassen. Hier wird die Symbolik der Offenbarung des Johannes sichtbar, die damals sehr präsent in den Köpfen der Menschen war. Sie schrieb: „Ich sah einen Garten und mitten darin einen Mann, der aussah wie ein Hirte, und rund um ihn standen viele mit weißen Kleidern angetan. Er hob sein Haupt, schaute mich an und sprach: Willkommen, mein Kind. Und er rief mich zu sich. Und alle, die umher standen, sprachen: Amen.“

Beim öffentlichen Verhör auf dem Marktplatz wurden alle Gefangenen vorgeführt und vom Statthalter aufgefordert, dem Kaiser zu opfern. Aber alle bekannten sich zu Christus als ihrem Herrn. Daraufhin verurteilte der Statthalter Hilarianus alle Angeklagten zum Tode in der Arena.
Es war ein Staatsfeiertag, der Geburtstag des Kaisersohnes Geta, an dem die Christen zur Erheiterung des Volkes sterben sollten. „Sie schritten in die Kampfbahn als gingen sie zum Himmel ein“ schrieb Tertullian einige Zeit später. Diesem Schriftsteller verdanken wir die Schilderung des Leidensweges vieler Märtyrer.

Die Männer wurden den Leoparden und Bären vorgeworfen, die Frauen einer wilden Kuh. Den letzten Todesstoß versetzten Gladiatoren den geschundenen Opfern mit dem Dolch. So nahm das grausame Spiel ein Ende. Aber vergessen hat die Kirche ihre Blutzeugen nie. Auf dem Blut der Märtyrer baut Gott seine Kirche – auch heute noch!

Ihr Kommentar

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Kommentare (3)

Eckhard Kuhla /

Mich würde auch eine Reihe "Männer in der Kirchengeschichte" interessieren....

Klaus Hinderer /

Ich bin überzeugt daß solche Berichte unser Christsein heute herausfordern und hinterfragen. Wir Christen in Deutschland sind gefordert und zwar in allen Lebensbereichen. Ich habe das Buch von Paul mehr

Beate Schanz /

Ergreifend.... Auch ich liebe JESUS über Alles und musste mich soeben fragen - bin auch ich bereit für meinen Herrn zu sterben? Gotteskinder müssen mit Widerstand rechnen. Vielleicht hilft uns mehr

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