Die große Isolation
Wege aus der Einsamkeit
„Je weiter nach oben du kommst, desto einsamer wird es“, heißt es über die Führungsetagen dieser Welt. „Wer in der Firma, Kirche oder im Verein Leitungsverantwortung übernimmt, hat um sich herum nur noch wenige Menschen, mit denen vertrauensvolle Beziehungen möglich sind.“
Ich glaube: Dieses Klischee stimmt nicht. Zumindest stimmt es nicht für ganz, ganz oben – für Gott. Gott ist alles andere als einsam. Und das hat nichts mit Engeln zu tun oder der Dreieinigkeit. Sondern mit den Menschen, die sich auf dieser Welt einsam fühlen.
In Psalm 68,6 lese ich: „Ein Vater der Waisen und ein Helfer der Witwen ist Gott in seiner heiligen Wohnung.“ Gott umgibt sich nicht mit Engeln oder Überfliegern. Nicht mit den Reichen, Schönen und Mächtigen dieser Welt, mit denen jeder gerne ein Selfie macht. Nein – Gott ist „Vater der Waisen“ und „Helfer der Witwen“. Er umgibt sich mit denen, die einsam sind. In der Kultur, in die Psalm 68 hineinspricht, waren es Waisenkinder, die den Erwachsenen schutzlos ausgeliefert waren. Und Witwen konnten sich damals wirtschaftlich nicht selbst versorgen.
Gott umgibt sich mit denen, die auf den ersten Blick einsam sind. Er stellt sich auf ihre Seite, kämpft für ihre Sache, und er spricht ihnen zu: „Warum auch immer du dich einsam fühlst – in meinen Augen hast du einen Wert und eine Würde. Wo auch immer andere Menschen dich im Stich lassen – ich bleibe an deiner Seite. Ich bin für dich da.“
Ich wünsche Ihnen und mir, dass wir das wirklich glauben und erfahren können: Wer Gott vertraut, ist selbst in den einsamen Momenten des Lebens alles andere als allein.
Wir bleiben in Verbindung!
Ihr
Dr. Jörg Dechert
ERF Vorstandsvorsitzender
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Einsamkeit betrifft jeden
Laut einer Umfrage des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend fühlen sich etwa 14 bis 17 Prozent der Deutschen häufig oder ständig einsam. Während der Coronapandemie ist diese Zahl sogar auf bis zu 40 Prozent angestiegen.
Besonders häufig betroffen sind über 80-jährige Senioren, deren Partner oder Freunde bereits verstorben sind. Aber auch junge Erwachsene fühlen sich einsam. Der Umzug in eine fremde Stadt, der erste Job oder der Wegfall der alten Schulclique sorgt bei den 18 bis 30-Jährigen zumindest vorübergehend für ungewollt einsame Wochenenden.
Keine Frage, Einsamkeit kann viele Gründe haben. Für Hanna Willhelm ist steigende Einsamkeit aber auch ein klares Zeichen dafür, dass sich die Menschen immer mehr von Gott entfremden:
Einsamkeit ist geistlich gesehen ein untrügliches Zeichen dafür, dass diese Welt nicht so ist, wie sie sein sollte. Und dass es tiefgreifende Veränderungen braucht, damit die Verbindung zu uns selbst, zu unseren Mitmenschen und zu Gott wieder hergestellt werden kann.
Schritte aus der Einsamkeit
Menschen brauchen Menschen. Und es ist nicht gut, dass der Mensch allein ist. So weit so gut. Nur hat nicht jeder ein makelloses Netz an Beziehungen vorzuweisen. Denn in den Stürmen des Lebens ist man schneller einsam, als einem lieb ist. Trotzdem gibt es Wege aus der Einsamkeit [...].
Lucia Ewald skizziert in ihrem Artikel 4 Schritte aus der Einsamkeit:
Schritt 1
Nehmen Sie das Gefühl der Einsamkeit bewusst wahr und öffnen Sie sich jemandem. Das ist der erste Schritt heraus aus der Isolation hin zur Gemeinschaft.
Schritt 2
Sprechen Sie im Gebet mit Gott über ihre Situation und klagen Sie ihm Ihr Leid. Er hat immer ein Ohr für uns. Lassen Sie sich von Bibelversen über Gottes Verheißungen aufbauen.
Schritt 3
Suchen Sie sich eine Gruppe von Gleichgesinnten, die Ähnliches erlebt haben oder erleben. Diese Orte bieten einen wertvollen Platz, an dem Sie Gemeinschaft erleben können.
Schritt 4
Gehen Sie auf andere zu und laden Sie sie zu sich ein. Schaffen Sie so Raum zum Austausch und zur Gemeinschaft. Sie werden merken: oft werden Sie dabei am reichsten beschenkt.
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Er kann sich an keine einzige Umarmung in seiner Kindheit erinnern. Mit sechs Jahren ist Helmut Fuchs Vollwaise. Von seinen Pflegeeltern fühlt er sich nur geduldet. Er vertraut niemandem und ist früh auf sich alleine gestellt.
Er sehnt sich nach Anerkennung und arbeitet hart. Doch die Einsamkeit und Verlustängste seiner Kindheit wird er nicht los. Als er eine herbe berufliche Enttäuschung erlebt, wird ihm klar: So kann ich nicht weiterleben.
Allein, doch nicht verlassen
In unserer Gesellschaft leiden viele Menschen unter ständigem Alleinsein. Dabei sind wir spätestens seit Corona so vernetzt wie nie zuvor und erleben einen regelrechten digitalen Schub. Trotzdem fühlen wir uns nicht miteinander verbunden.
Nicht nur psychisch ist Einsamkeit eine Belastung, sie macht auch körperlich krank. Bereits 2016 war Einsamkeit schon ein Problem-Thema, wie eine Statista-Umfrage zu den Angstfaktoren in Deutschland zeigt. Dort landete Einsamkeit mit 13,5 Prozent auf Platz 5:

Wer teilt, bleibt nicht allein
Auch Ingrid Heinzelmaier weiß, wie sehr Einsamkeit an der menschlichen Seele nagen kann, ist sie doch ihr Leben lang Single geblieben. Verlassen fühlt sie sich dennoch nicht:
Seither bewohnt Jesus mit seinem Geist diesen leeren Raum in mir. Seine kostbare Gegenwart hat die Ureinsamkeit aus mir vertrieben. So habe ich erfahren: Gott persönlich kennenlernen ist das Erste, was ein Mensch braucht, um nicht an existenzieller Einsamkeit zu erkranken.
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Einsamkeit ist für mich situationsabhängig. Sitze ich mit einem schönen Buch allein in meiner Wohnung, fühle ich mich nicht einsam. Im Kino unter lauter Pärchen macht sich Einsamkeit breit.
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Bin ich einsam, lenke ich mich mit Dingen ab, die allein Spaß machen oder sinnvoll sind oder treffe mich mit Freunden.
Jan Hendrik Kluitenberg, Aufnahmeleiter
In der Einsamkeit begegne ich mir selbst, finde neue Ideen, lasse den Tag los. Und manchmal höre ich gerade hier Gottes Stimme.
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