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04.01.2017 / Serviceartikel / Lesezeit: ~ 7 min

Autor/-in: Jessica Bleyl

Fair leben

Fünf Tipps, wie Sie sich im Alltag für eine gerechtere Welt einsetzen können.

Mehr als eine Milliarde Menschen weltweit leben am Rande des Existenzminimums. Etwa 30.000 Menschen sterben täglich an Ursachen, die mit Armut und Hunger in Verbindung stehen. Auch deshalb wollen die Vereinten Nationen bis 2030 alle Armut vollständig überwinden. Zu diesem Zweck haben sie Nachhaltigkeitsziele formuliert: Ein Unterfangen, das im ersten Moment utopisch klingt.

Die Initiative Micha Deutschland möchte Menschen zum Engagement gegen extreme Armut und für globale Gerechtigkeit begeistern. Sie setzt sich dafür ein, dass die Nachhaltigkeitsziele umgesetzt werden.

In unserer Welt hängen Armut und unfairer Konsum eng miteinander zusammen: Was und wie wir kaufen, hat Auswirkungen auf unsere Umwelt und das Leben von Menschen in anderen Ländern. Es ist daher wichtig, das eigene Handeln und Konsumieren immer wieder kritisch zu hinterfragen. Vielen Menschen ist das durchaus bewusst, doch wissen sie nicht, wie und wo sie in ihrem Alltag konkret ansetzen sollen. Außerdem besteht die Angst, dass das Leben durch fairen Konsum sehr kompliziert und teuer wird.

In unserer Welt hängen Armut und unfairer Konsum eng miteinander zusammen: Was und wie wir kaufen, hat Auswirkungen auf unsere Umwelt und das Leben von Menschen in anderen Ländern.

   

Die gute Nachricht ist: Wer sich im Alltag für mehr Gerechtigkeit in der Welt einsetzen und fair leben möchte, muss nicht von heute auf morgen sein gesamtes Konsumverhalten ändern. Es sind die kleinen alltäglichen Veränderungen, die längerfristig einen Unterschied machen. Dafür müssen bewusste Entscheidungen für einen nachhaltigen Lebensstil getroffen werden.
Wir haben fünf Alltagstipps von Micha Deutschland für Sie zusammengestellt:
 

1. Fair gehandelte oder regionale Produkte kaufen

Erdbeeren aus Südafrika, Knoblauch aus China und Rindfleisch aus Brasilien? Wenn Sie bei Ihrem Einkauf einen Unterschied machen wollen, entscheiden Sie sich lieber für Lebensmittel, die in Ihrer Region und in der jeweils aktuellen Jahreszeit erzeugt werden.

Bei der Vielfalt an Produkten, die im Supermarkt zur Verfügung stehen, ist es manchmal gar nicht so einfach, den Überblick zu behalten. Eine Hilfe sind zum Beispiel Saisonkalender, die Ihnen anzeigen, welches Obst und Gemüse gerade regional und saisonal verfügbar ist. Sie tun der Umwelt etwas Gutes und stärken außerdem die regionale Wirtschaft.  

Eine weitere Möglichkeit ist beim Einkauf auf fair gehandelte Produkte zu achten. Damit helfen Sie ganz konkret, die Arbeits- und Lebensbedingungen der Kleinbauernfamilien und Plantagenarbeiter in Entwicklungsländern zu verbessern. Faire Lebensmittel sind durch spezielle Logos und Siegel, wie etwa GEPA oder Fairtrade gekennzeichnet.      

Ein Tipp: Überfordern Sie sich nicht gleich zu Beginn, indem Sie versuchen auf sämtliche Produkte gleichzeitig zu achten. Das ist im Alltag kaum möglich und natürlich auch eine Geldfrage. Entscheiden Sie sich erst einmal für zwei Lebensmittel, die Sie künftig nur mit den entsprechenden Siegeln kaufen möchten und setzen Sie sich zunächst ein Zeitlimit: Zum Beispiel Genussmittel wie Kaffee und Schokolade für ein halbes Jahr nur noch „fair“ kaufen.

Wenn Ihnen die Umstellung gut gelingt, können Sie weitere Lebensmittel ergänzen. Das gilt übrigens auch für die nachfolgenden Tipps. So machen Sie Schritt für Schritt einen Unterschied und müssen sich dabei nicht in finanzielle Unkosten stürzen.

Entscheiden Sie sich erst einmal für zwei Lebensmittel, die Sie künftig nur mit den entsprechenden Siegeln kaufen möchten und setzen Sie sich zunächst ein Zeitlimit.

In einigen Kirchengemeinden werden bereits fair gehandelte Produkte wie Kaffee für Veranstaltungen genutzt. Wie ist das bei Ihnen? Sie können mit Ihrer Gemeindeleitung darüber sprechen oder sogar selbst eine Informationsveranstaltung zu fairen Produkten organisieren. Wenn Sie sich selber noch mehr fachliche Hintergrundinformationen dazu wünschen, können Sie sich auch bei Micha Deutschland das entsprechende Material schicken und sich beraten lassen.

2. Ressourcen im Haushalt schützen

Die Entscheidung für einen nachhaltigen, ressourcenschützenden Lebensstil beginnt schon im Kleinen in Ihrem persönlichen Haushalt. Ein paar einfache Tipps für den Alltag:

  • Nicht länger als notwendig duschen
  • Plastiktüten vermeiden oder wiederverwenden (zum Beispiel als Müllbeutel)
  • Wenn möglich die Treppe statt den Fahrstuhl nutzen, denn dieser verbraucht bei jeder Fahrt wertvolle Energie
  • Thermostate für Heizungen einbauen, um Heizkosten zu sparen
  • Computer abschalten statt den Standby-Modus einzustellen, denn dieser kostet nur unnötig Strom
  • Ladegeräte nach Gebrauch wieder aus der Steckdose ziehen
  • Energiesparlampen im gesamten Haus verwenden
  • Wasser im elektrischen Wasserkocher statt auf dem Herd erhitzen
  • Wäsche im Schongang und Sparprogramm waschen
  • Den Wäschetrockner nur im Winter verwenden, im Sommer die Wäsche besser lufttrocknen
     

3. Kleidung fair kaufen oder tauschen

Wie viel Kleidung besitzen sie? Benötigen Sie davon alles? Es lohnt sich immer wieder, den eigenen Schrank nach Kleidern zu durchforsten, die Sie in den letzten Jahren nicht mehr angezogen oder gebraucht haben. Diese können Sie spenden oder an Freunde verschenken.

Noch schöner und geselliger ist es, eine Kleidertauschparty zu organisieren. Dazu laden Sie Freunde und Nachbarn ein und jeder bringt etwa drei abgelegte, aber noch gut erhaltene Kleidungsstücke mit. Dann wird fleißig untereinander getauscht. Ihre Gäste können Kuchen mitbringen, Sie machen es sich mit Kaffee und Leckereien gemütlich, kommen ins Gespräch und freuen sich über „neue“ Kleidungsstücke. Denn: Indem Sie Ihre alte Kleidung öfter tauschen anstatt sich etwas Neues zu kaufen, tragen Sie zu einem faireren Konsum bei. Gerecht zu leben muss nicht anstrengend und kompliziert sein, sondern kann sogar Spaß machen.

Indem Sie Ihre alte Kleidung öfter tauschen anstatt sich etwas Neues zu kaufen, tragen Sie zu einem faireren Konsum bei.

Eine weitere Alternative ist, vermehrt in Secondhandläden zu kaufen. Darüber hinaus können Sie in Geschäften oder Internetportalen stöbern, die sich auf ökologische und fair gehandelte Kleidung spezialisiert haben. In unserer globalisierten Welt wird die Kleidernäherin einer Fabrik in Bangladesch zu meiner „Nächsten“, weil ihre Produkte bis zu mir gelangen.

Fair Trade gewährleistet, dass sie einen ausreichenden Lohn erhält, dass ihre Kinder zur Schule gehen können und sie eine Gesundheitsversorgung bekommt. Auch wenn das nur ein „kleiner“ Beitrag sein mag, der Näherin wird damit konkret geholfen.

Weitere Infos zum Thema faire Mode finden Sie unter www.saubere-kleidung.de oder www.fairtradekleidung.org. Dort erfahren Sie auch, welchen Fair Trade Siegeln Sie trauen können.

Ein faires Modelabel ist zum Beispiel Glimpse. Schauen Sie doch einmal dort vorbei! Vielleicht entdecken Sie das eine oder andere Schätzchen. Eine Liste weiterer fairer Modelabels haben wir für Sie in unserem Artikel „Wo finde ich denn bloß 'Grüne Mode'?!" zusammengestellt.

4. Tausch- und Verschenkbörsen nutzen

Tausch- und Verschenkbörsen gibt es nicht nur für Kleidung (zum Beispiel Kleiderkreisel), sondern auch für Bücher, Lebensmittel, Möbel oder Haushaltsgeräte. Dort können Sie Güter, die sonst weggeworfen werden, kostenlos oder kostengünstig anbieten, abholen oder tauschen (zum Beispiel „Die Tauschbörse“). Weitere Beispiele dafür sind Foodsharing (für Lebensmittel) oder Carsharing (für Autos).

Foodsharing e.V. stellt in einigen deutschen Städten sogenannte „Fairteiler" (Kühlschränke) auf, um Essen mit anderen zu teilen, statt es wegzuwerfen oder schlecht werden zu lassen. Allein in Deutschland landen nämlich jährlich etwa 20 Millionen Tonnen Lebensmittel im Müll. Wenn Sie also das nächste Mal in den Urlaub fahren und nicht möchten, dass die Lebensmittel in Ihrem Kühlschrank derweil vor sich hin schimmeln, erkundigen Sie sich doch, ob es in Ihrer Nähe einen „Fairteiler“ gibt. 

In manchen Städten haben sich sogenannte „Repair Cafés,“ etabliert. Hier gilt: Reparieren statt wegwerfen. Auch damit wird Müll vermieden. Eine Gruppe engagierter Menschen bietet in der Regel kostenlos Räume und Werkzeug an und hilft anderen bei der Reparatur ihrer Kaffeemaschine oder ihres Fahrrads.

5. Politisch aktiv werden

Micha Deutschland ermutigt Gemeinden und Gruppen, vor Ort Kontakt mit ihren Bundestagsabgeordneten aufzunehmen, um das Engagement für ein faires Leben auch auf höherer Ebene vertreten zu sehen. Sie können in Ihrem Umfeld nach Menschen suchen, die sich ebenfalls für eine gerechtere Welt einsetzen möchten. Gründen Sie eine eigene Gruppe und nehmen Sie Kontakt zu politischen Vertretern auf.

Außerdem gibt es in einigen Städten bereits Lokalgruppen von Micha Deutschland, denen Sie sich anschließen können. Darüber hinaus ist es natürlich möglich, selbst politisch aktiv zu werden, indem Sie direkt in eine Partei eintreten. Informieren Sie sich im Internet und in Ihrer Orts- oder Kirchengemeinde. Unterstützen Sie andere Kampagnen und Petitionen, die sich für eine gerechtere Welt einsetzen.

Wichtig ist dabei immer, sich über aktuelle Missstände zu informieren und mit dem Wunsch nach Veränderung nicht alleine zu bleiben. In einer Gruppe erreichen Sie immer mehr! Seien Sie sich darüber im Klaren, dass Ihr Einsatz und Ihre Stimme etwas bewirken können – auch wenn die Schritte zunächst klein erscheinen.    

Neben den genannten Tipps ist es für Christen wichtig, regelmäßig für Gerechtigkeit zu beten. Christen sind überzeugt, dass Gott diese Welt liebt und zum Guten hin verändern möchte. Deshalb ist es sinnvoll, ihn darum zu bitten, im eigenen Leben damit anzufangen. Jesus nachzufolgen bedeutet auch, verantwortlich mit den Ressourcen der Schöpfung umzugehen. Darüber hinaus können Sie dafür beten, dass Sie in Ihren unterschiedlichen Lebensumständen befähigt werden, das zu tun, was Gott von Ihnen möchte: Gerecht und fair leben!

 

Ihr Kommentar

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Kommentare (10)

Jörg S. /

Ich möchte den Kommentatoren Hans A. und Hans R. von ganzem Herzen zustimmen. Der ERF präsentiert sich als Sprachrohr der herrschenden Klasse. Dies zeigt sich allein schon in der Themenwahl und der mehr

Christian /

Toller Beitrag. Ich kaufe Joghurt meistens nur noch im Glas, genauso Milch. Zusätzlich fahre ich mit dem Rad was geht, auch wenn der Zündschlüssel für das Auto nicht weit weg ist. Manchmal ist es ein mehr

Daniela W. /

Vielen Dank für Ihre guten Ratschläge, bin gerade dabei, ein Infoblatt für unsere Gemeinde (EmK) zu erstellen, dürfte ich Ihre Ratschläge übernehmen, schreibe natürlich auch Ihren Namen dazu. Viele Grüße Daniela

Hans R. /

Herr, lass uns der Versuchung widerstehen zu sagen, was man hören will, zu verurteilen, was man gerade verurteilt, zu fordern, was gegenwärtig verlangt wird. Lass uns vor allen Dingen nach deinem Willen fragen.

Hans M. /

Eigentlich ein guter Artikel. Seit Jahren praktiziere ich im Prinzip ein nachhaltiger Konsum oder versuche es zumindest. ( Gepa Kaffee, fast ausschliesslich Bio Lebensmittel, Kleidung wird getragen mehr

Die Redaktion /

Sehr geehrter Herr A.
vielen Dank für Ihre Rückmeldung. Sich für den Erhalt der Schöpfung einzusetzen und für mehr Gerechtigkeit einzustehen, erscheint uns als einer der Aufträge, die Gott uns mehr

Hans-Eckard A. /

Hat der ERF ein neues Evangelium entdeckt mit einem neuen Heil? FAIRTRADE und GEPA sind es bestimmt nicht. Denn leider werden dort auch immer wieder "schwarze Schafe" entdeckt. Ist auch logisch. Wer mehr

Janka /

Sehr empfehlenswert sind in diesem Zusammenhang die Bücher von Kathrin Hartmann und ihr Blog.

Heike /

Danke für die Infos, die ich schon oft vergeblich gesucht habe! Ebenso für den Rat, das Einkaufsverhalten allmählich umzustellen.
Das versuche ich im Grunde schon länger, aber dabei sind mir auch mehr

Gerd-Geraldo H. /

danke für diesen artikel--information und
wachrütteln in einem ! fange heute mit dem
aufmerksamen einkaufen an und werde die
ratschläge weitergeben.

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