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/ Bibel heute

Spaltungen in der Gemeinde

Henning Kämpf über 1. Korinther 1,10-17.

Ich ermahne euch aber, Brüder und Schwestern, im Namen unseres Herrn Jesus Christus, dass ihr alle mit einer Stimme redet; und lasst keine Spaltungen unter euch sein, sondern haltet aneinander fest in einem Sinn und in einer Meinung. Denn es ist mir bekannt geworden über euch, meine Brüder und Schwestern, durch die Leute der Chloë, dass Streit unter euch ist. Ich meine aber dies, dass unter euch der eine sagt: Ich gehöre zu Paulus, der andere: Ich zu Apollos, der Dritte: Ich zu Kephas, der Vierte: Ich zu Christus.[...]

1. Korinther 1,10–17

In der christlichen Gemeinde von Korinth herrscht dicke Luft. Die guten Zeiten sind vorbei. Die Menschen haben den Mittelpunkt ihrer Glaubensgemeinschaft verlassen. Sie reden nicht mehr mit einer Stimme. Die Meinungsvielfalt führt zu Spannungen. Es ist kaum noch ein Konsens möglich. Die Fronten sind verhärtet.

Aus wohl unterrichteten Kreisen hat Paulus von dieser Missstimmung erfahren.

Er will und kann nicht zulassen, dass diese so reich gesegnete Gemeinde zerbricht. Der Streit muss aufhören. Der Apostel Paulus ermahnt im Namen des Herrn Jesu Christus und ruft zur Einheit auf.

In der Gemeinde haben sich Gruppierungen gebildet, die sich voneinander trennen. Jeder dieser geistlichen Fanclubs hat sein Idol. Alle anderen zählen nicht. Die einen schwärmen für Paulus, andere finden Apollos oder Petrus ganz großartig. Wieder andere meinen, besonders enge Beziehungen zu Christus zu haben.

An dieser Stelle finde ich den Brief sehr aktuell. Ich sehe Parallelen in der heutigen Gemeindelandschaft.

Die Gemeindesituation

Die einen bleiben den Gründern ihrer Glaubensgemeinschaft treu. Auch wenn diese keine großen Redner sind. Sie haben schließlich die Basis für eine neue Gemeinde geschaffen. Was diese Väter sagen, ist das Einzige, was zählt. Hier kommen neue Gedanken sicher manchmal zu kurz. Die Frage nach Zukunftsperspektiven werden auf die lange Bank geschoben oder gar nicht erst gestellt.

Die anderen hängen an den Lippen begnadeter Redner. Es ist nicht immer ganz so wichtig, was gepredigt wird. Hauptsache, rhetorisch feingeschliffen und im geeigneten Outfit publikumswirksam vorgetragen.

Wieder andere meinen, die Weisheit für sich in Anspruch nehmen zu können. Schließlich haben sie besondere Visionen und Glaubenserfahrungen gemacht, die sie über alle stellen.

Da sind auch noch Gemeindeglieder, die ganz auf laute, harte, Gesetzespredigten stehen. „Es muss den Menschen ja mit aller Macht und Konsequenz gesagt werden, wo es lang geht,“ so meinen sie. Manchmal bleibt da die Botschaft von Vergebung und Gnade leider auf der Strecke.

Paulus zeigt klar auf, dass es nicht auf Personen oder Idole in der Gemeinde ankommt. Keine noch so große und wichtige Fähigkeit oder Begabung steht über dem, der diese Gaben verteilt. Gottes Gaben sollen allen dienen.

In ähnlicher Angelegenheit hat Paulus auch einen Brief an die Gemeinde in Ephesus geschrieben. Im Kapitel 4 (Hfa) schreibt er:

2 Überhebt euch nicht über andere, seid freundlich und geduldig! Geht in Liebe aufeinander ein! 3 Setzt alles daran, dass die Einheit, wie sie der Geist Gottes schenkt, bestehen bleibt. Sein Friede verbindet euch miteinander. 4 Gott hat uns in seine Gemeinde berufen. Darum sind wir ein Leib, und es ist ein Geist, der in uns wirkt. Uns erfüllt ein und dieselbe Hoffnun. 5 Wir haben einen Herrn, einen Glauben und eine Taufe. 6 Und wir haben einen Gott. Er ist unser Vater, der über allen steht, der durch alle und in allen wirkt. 7 Jedem Einzelnen von uns aber hat Christus besondere Gaben geschenkt, so wie er sie in seiner Gnade jedem zugedacht hat.

Das sind doch paradiesische Zustände, die uns hier beschrieben werden. Oder?

In einer Zeit des Unfriedens, der schlechten Nachrichten, der Vereinsamung, der allgemeinen Verunsicherung, der Hektik und der Unruhe lädt diese Einigkeit zum Ankommen ein.

Gemeinschaft in Jesus Christus

In dieser Gemeinschaft von Jesus Christus und den unterschiedlichsten Menschen ist auch für mich Platz. Von Christus werde ich nicht abgeschoben oder in eine Ecke gestellt. Er wartet mit offenen Armen auf mich. So wie ich bin. Bei Jesus ist meine Herkunft, meine Vergangenheit, meine Gemeindezugehörigkeit oder gar mein Lieblingsevangelist nicht entscheidend. Es ist auch nicht wichtig, wer mich getauft, konfirmiert oder gesegnet hat. Unser Heil ist nicht von Menschen abhängig, sondern einzig und allein von Jesus Christus. Er, und nur er ist am Kreuz für meine und ihre Schuld gestorben. Ob wir das wahrhaben wollen oder nicht. Wer an den Sohn glaubt, der hat das ewige Leben. (Joh. 3,36.)

Ein kleiner Junge spielte leidenschaftlich gern mit seiner elektrischen Eisenbahn. Zum Geburtstag wünschte er sich nur ein selten gewordenes Modell einer Dampflok der Baureihe 44. Als nun die Gäste zur Geburtstagsfeier kamen, brachten sie Geschenke mit. Alle Päckchen hatten ungefähr die gleiche Größe, nur sahen sie ganz unterschiedlich aus. Das eine war in unscheinbarem Packpapier eingewickelt, das andere umweltfreundlich in Zeitungspapier. Ein Päckchen glänzte in schönstem Goldpapier und das vierte hatte sogar noch eine besonders große Schleife. Gespannt packte der Junge seine Geschenke aus. Alle noch so schönen Hüllen landeten im Papierkorb. Aber zum Vorschein kamen 4 gleiche Dampflokmodelle der Baureihe 44.

Allein auf den Inhalt kommt es an. Die Verpackung ist nicht so wichtig. Vielleicht achten wir manchmal zu sehr auf das Äußere, die Form, die Kleidung, die selbst gemachten Extras, die Exklusivität unsere Vorstellungen. Das alles führte schon bei den Christen in Korinth zur Trennung. Paulus warnt davor. Er sieht eine große Gefahr in den vielen besonderen Aktivitäten und vermeintlich klugen Worten, die das Wort vom Kreuz in den Hintergrund schieben.

Er hat von Jesus Christus den klaren Auftrag, das Evangelium zu predigen. Das ist die Basis des Glaubens, der Christen weltweit verbindet. Deshalb ermutigt uns Paulus dazu, trotz aller Unterschiede,einander anzunehmen, wie Christus uns angenommen hat.

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