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© Jessica Rockowitz / unsplash.com

31.07.2020 / Serviceartikel / Lesezeit: ~ 6 min

Autor/-in: Micaela Kassen

Eltern: Zwischen Gelassenheit und Fürsorge

6 Tipps zum Umgang mit Zukunftsängsten um die Kinder.

Wird mein Kind die Schule schaffen? Wird es den Job bekommen, der zu ihm passt? Wie schütze ich mein Kind vor falschen Freunden oder vor Alkohol, Drogen und anderen Süchten? – Besonders als Mutter mache ich mir immer wieder Gedanken um die Zukunft der Kinder. Für manche Eltern können die Sorgen um den Nachwuchs sogar noch größer sein als über das eigene Leben, schließlich hängt – wenigstens scheinbar – ihr ganzes Glück vom eigenen Verhalten ab.

Sicher: Eltern haben eine große Verantwortung. Allerdings wissen wir auch, dass Angst ein schlechter Ratgeber ist. Wer möchte schon zur „Helikoptermutter“ werden, die dem eigenen Kind kaum Platz lässt, sich auszuprobieren und dabei eben auch mal negative Erfahrungen zu machen, aus denen es lernen kann? Wie geht man also am besten mit übermäßigen Zukunftsängsten um die Kinder um?

Hier kommen sechs Tipps zum Umgang mit Zukunftsängsten um das Kind. Was ich als Elternteil tun kann…

1. Sich um die Beziehungsebene kümmern

Es ist wichtig, dass ich als Elternteil eine gute Beziehung zu meinem Kind aufbaue. Dazu gehört zum Beispiel bedingungslose Annahme und Liebe, Ehrlichkeit, ein wertschätzender Umgangston, Vertrauen und ausreichend gemeinsame Zeit. Damit schaffe ich die Basis, dass mein Kind auch bei Problemen oder Schwierigkeiten mir vertraut und sich an mich wendet. Mit einer guten Beziehung zu meinem Kind, baue ich ein Sicherheitsgefühl auf, von dem mein Kind sein gesamtes Leben profitieren wird.

Für mich hat es den positiven Effekt, dass ich weiß, dass mein Kind in der Lage ist, sich Hilfe zu suchen und sich auch von mir prägen und durch sein Leben begleiten lässt. Das kann mir selbst Ängste nehmen und vermittelt gleichzeitig meinem Kind, dass es in Ordnung ist, Hilfe anzunehmen.

Es ist wichtig, dass ich als Elternteil eine gute Beziehung zu meinem Kind aufbaue. Dazu gehört z.B. bedingungslose Annahme und Liebe, Ehrlichkeit, ein wertschätzender Umgangston, Vertrauen und ausreichend gemeinsame Zeit.

2. Werte statt Kontrolle

Gerade in den ersten sechs Lebensjahren wird mein Kind Werte entwickeln, die es sehr prägen. Ich kann Werte vermitteln, die mir selbst wichtig sind. Wenn ich diese Prinzipien beibringe, habe ich ein Wertesystem für mein Kind geschaffen, an dem es sich orientieren kann. Dabei muss ich selbst eine Vorbildfunktion erfüllen.

Solche Werte können zum Beispiel folgende sein: Respekt, Ehrlichkeit, Verantwortungsbewusstsein und Mitgefühl. Weiß ich, dass mein Kind ein Grundgefühl für Verantwortung entwickelt hat, kann dies mir selbst auch Sicherheit geben, dass ich mich auf mein Kind verlassen kann und nicht jede seiner oder ihrer Handlungen kontrolliert werden muss.

Eltern, die sich viele Zukunftsängste um ihre Kinder machen, tendieren manchmal dazu, ihr Kind intensiv zu kontrollieren, um es vor Schaden zu bewahren. Das ist sicherlich verständlich und gibt mir kurzfristig ein Gefühl von Sicherheit. Allerdings wirkt sich eine übermäßige Kontrolle langfristig eher kontraproduktiv auf die Fähigkeit des Kindes aus, selbstständig gute Entscheidungen zu treffen. Schließlich vermittle ich meinem Sohn oder meiner Tochter unbewusst damit: „Du handelst nur dann richtig, wenn jemand dich gerade beobachtet.“

Weiß ich, dass mein Kind ein Grundgefühl für Verantwortung entwickelt hat, kann dies mir selbst auch Sicherheit geben, dass ich mich auf mein Kind verlassen kann und nicht jede seiner oder ihrer Handlungen kontrolliert werden muss.

3. Selbstbewusstsein stärken

Vielmehr sollte das Ziel der Erziehung sein, dass mein Kind selbstständig wird. Daran kann ich mich öfter erinnern. Ich kann mein Kind nicht vor alle möglichen Gefahren schützen und auch nicht davor, dass es in Zukunft manch falsche Entscheidung trifft. Als Eltern können wir unserem Kind aber Handwerkzeug fürs Leben mitgeben, die es befähigen, mit Krisen und Enttäuschungen umzugehen. Dazu gehört ein guter Wertekompass und eine gesunde Portion Selbstbewusstsein.

Um dieses Ziel zu verfolgen, kann ich zum Beispiel überlegen, welche verantwortlichen Aufgaben es seinem Alter entsprechend übernehmen kann. Ein dreijähriges Kind kann zum Beispiel schon Freude dabei entwickeln, den Tisch zu decken. Das klingt banal, gibt meinem Sohn oder Tochter aber die Chance, sich selbst als handlungsfähig zu erleben. Zusätzlich kann ich ihm oder ihr die Möglichkeit geben, selbst zu entdecken, was es schon eigenständig tun kann.

Selbstvertrauen kann ich außerdem dadurch stärken, dass ich die Gaben fördere, die mein Kind mitbringt. Wenn ich mir wünsche, mein Kind sollte Klavier spielen, es musikalisch aber nicht begabt ist, sondern lieber Fußball spielt, sollte ich die Bedürfnisse des Kindes in den Vordergrund stellen. Ich gebe meinem Kind Anreize, aber lasse ihn auch dem Alter gemäß selbst entscheiden, was es gerne mag. Das vermittelt ihn oder ihr: „Du bist okay, so wie du bist.“

Wenn ich das Selbstbewusstsein meines Kindes stärke, habe ich etwas getan, wovon es auch nachhaltig etwas hat. Wenn ich weiß, dass mein Kind seine Stärken kennt und in diese investiert, gibt es mir Sicherheit, dass mein Kind glücklich wird.

4. Den Umgang mit unterschiedlichen Weltsichten vermitteln

Neulich kam es vor, dass eines meiner Kinder deprimiert war, weil ein Kindergartenfreund ihm sagte, sein Bild sei hässlich. Das hat er sich sehr zu Herzen genommen. In solchen Situationen ist es mir wichtig geworden, dass mein Kind versteht, dass unterschiedliche Menschen unterschiedliche Meinungen haben. Ich sorge dafür, dass mein Sohn sein eigenes Urteil in Konfliktsituationen nicht über Bord schmeißt und die Meinungen der anderen nicht als allgemeingültig empfindet. Das vermittelt ihm Selbstvertrauen in seine eigene Intuition und Gefühlswelt.

Gleichzeitig kann eine entspannte Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Weltsichten auch dazu beitragen, dass mein Kind konfliktfähig wird und lernt, andere Meinungen stehen zu lassen, ohne sich durch die Unterschiedlichkeit bedroht zu fühlen.

5. Über Gefahren aufklären

Habe ich Angst, dass mein Kind in Drogen oder andere negative Verhaltensweisen rutschen könnte, kann ich mein Kind frühzeitig und altersgerecht auf die Gefahren aufmerksam machen. Ich kann offen über diese Themen reden, damit mein Kind vorbereitet ist, wenn es mit solchen Dingen konfrontiert wird. Ich kann dafür sorgen, dass es Ursachen und Folgen von negativen Verhaltensweisen kennt, damit es in der Lage ist, solche zu erkennen und sich nicht in eine Sucht hineinziehen lässt.

Klar: Ich kann mit dem Aufklären nicht hundertprozentig verhindern, dass mein Kind einmal in eine Sucht fällt oder falsche Entscheidungen trifft. Aber durch das Enttabuisieren von kritischen Themen nehme ich dem vermeintlich „Verbotenen“ etwas von seinem Reiz. Außerdem wird es für mein Kind leichter sein, bei Problemen das Gespräch mit mir zu suchen, wenn kritische Themenbereiche nicht aus dem gemeinsamen Dialog ausgeklammert wurden.

Natürlich darf ich es nicht mit dem Aufklären übertreiben, ansonsten kann es passieren, dass ich meine eigenen Ängste an mein Kind weitergebe. Hier gilt es, ein gutes Maß zwischen Fürsorge und Gelassenheit zu finden.

Es wird für mein Kind leichter sein, bei Problemen das Gespräch mit mir zu suchen, wenn kritische Themenbereiche nicht aus dem gemeinsamen Dialog ausgeklammert wurden.

6. Was ich tun kann, wenn ich etwas nicht in der Hand habe…

Ich kann und sollte mein Kind nicht in Watte packen und es überbehüten. Als Elternteil kann ich es selbst nicht vor allen Gefahren bewahren. Aber ich kann mein Kind im Gebet täglich vor Gott bringen und ihm vertrauen. Ich kann um Schutz und Bewahrung bitten und dass mein Kind gute Entscheidungen trifft.

Als Elternteil möchte ich so gut es geht meine Rolle ausüben, damit ich das Vertrauen meines Kindes gewinne und halte. Ich muss mein Kind zwar behüten, aber ich muss ihm auch die Freiheit geben, die es braucht, damit es sich gesund entwickelt und ich damit letztlich auch selbst meine Zukunftsängste loslassen kann. Zusätzlich kann ich wissen: Gott kann mein Kind auf einen guten Weg führen – noch viel besser als ich es mir denke.
 

 Micaela Kassen

Micaela Kassen

  |  Freie Mitarbeiterin

Theologin, studiert derzeit Psychologie und ist auf Kinder- und Jugendpsychologie spezialisiert. Sie hat als Lerntherapeutin gearbeitet und ist aktuell als Sozialarbeiterin in einer intensiv-pädagogischen Einrichtung tätig. Redaktionell setzt sie ihre Schwerpunkte auf die psychische Gesundheit und Kindererziehung. 

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Kommentare (1)

Stephanie F. /

Dass das Bild meines Kindes hässlich ist, würde ich so pauschal als Meinung eines anderen nicht stehen lassen.
Ich würde es beleuchten, wie vielleicht diese Abwertung zu Stande kam.
Vielleicht war mehr

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