/ Bibel heute
In Korinth und die Rückkehr nach Antiochia
Der Bibeltext von Apostelgeschichte 18,1-22 – ausgelegt von Andreas Reinhardt.
Danach verließ Paulus Athen und kam nach Korinth und fand einen Juden mit Namen Aquila, aus Pontus gebürtig; der war mit seiner Frau Priszilla kürzlich aus Italien gekommen, weil Kaiser Klaudius allen Juden geboten hatte, Rom zu verlassen. Zu denen ging Paulus. Und weil er das gleiche Handwerk hatte, blieb er bei ihnen und arbeitete; sie waren nämlich von Beruf Zeltmacher.[...]
Korinth zur Zeit des Apostels Paulus war eine bedeutende Großstadt mit 200.000 Einwohnern. Anders als Paulus hätte ich mir vermutlich nicht diesen Ort ausgewählt, um eine Gemeinde zu gründen. Denn diese Stadt hatte wahrlich keinen guten Ruf. Im ganzen römischen Reich galt sie als verrucht. Wenn z. B. bei einer Theateraufführung ein Bürger Korinths dargestellt wurde, war dies stets ein Betrunkener. Zudem war Korinth eine bedeutende Handelsstadt. Menschen verschiedenster Herkunft kamen hier zu Wohlstand und brachten ihre Religionen und Weltanschauungen mit. Geprägt war diese Stadt vor allem von dem Kult, der vom Tempel der Aphrodite, der Göttin der Liebe, ausging. Tausend sogenannte Priesterinnen dienten als Tempelprostituierte. So wurde ein unmoralischer Lebenswandel als ganz normal angesehen.
Verkündigung des Evangeliums
Vor kurzem verkündigte Paulus in Athen das Evangelium. Dort war es offensichtlich, wie stark im damaligen Griechenland die Götzenanbetung verbreitet war. Immerhin kamen auch dort einige wenige Männer und Frauen zum Glauben an Jesus Christus. Nun führte ihn der Heilige Geist in die besagte Großstadt Korinth. Was würde ihn dort wohl erwarten? Der heutige Bibeltext schildert uns mindestens fünf Begegnungen des Apostels, die ihn sehr ermutigt haben müssen. Jüdische Rabbiner, wie Paulus einer war, nahmen kein Geld an, sondern sorgten selbst für ihren Lebensunterhalt. Er arbeitete z.B. als Zeltmacher und fertige Lederzelte an. Durch Gottes Vorsehung traf er ein jüdisches Ehepaar, Aquila und Priscilla, die ebenfalls diesen Beruf ausübten. Sie lebten und arbeiteten ursprünglich in Rom und gehörten evtl. der dortigen christlichen Gemeinde an. Durch ein Gebot des römischen Kaisers Claudius mussten alle Juden die Stadt verlassen. So ließen sie sich mittelfristig in der Handelsstadt Korinth nieder, und nahmen den Apostel bei sich auf. Durch die Zusammenarbeit mit ihnen lernte Paulus sie schätzen, zudem wurden die beiden treue Wegbegleiter. Als Paulus z.B. von Korinth aus weiterreiste, kamen sie mit ihm, und ließen sich in Ephesus nieder.
Ermutigungen
Diese Begegnung mit ihnen war eine erste große Ermutigung für den Apostel. Die Erwähnung von Priscilla und Aquila im 2. Timotheus-Brief (2. Timotheus 4,19) zeigte, dass sie immer noch dabei waren, treu und ergeben im Dienst für die Gemeinde Jesu. Eine zweite große Ermutigung für Paulus war die Ankunft von Silas und Timotheus. Sie kamen aus Mazedonien und brachten ihm finanzielle Hilfen mit. Im 2. Brief an die Korinther (2. Korinther 11,9) schrieb Paulus darüber: „Und als ich bei euch war und Mangel hatte, fiel ich niemandem zur Last. Denn meinem Mangel halfen die Brüder ab, die aus Mazedonien kamen.“
So konnte sich Paulus ganz der Verkündigung des Evangeliums zuwenden. Er bezeugte zunächst den Juden, dass Jesus der Christus, der Messias, ist. Da viele Juden diese Botschaft nicht annehmen wollten, predigte er zu den nichtjüdischen Bewohnern der Stadt. Genau zur richtigen Zeit lernte Paulus einen neuen Freund kennen, der für ihn eine große Ermutigung wurde. Es war der gottesfürchtige Korinther Titius Justus. Von nun an predigte der Apostel nicht mehr in der Synagoge, sondern in dessen Haus.
Gott hatte die beiden Männer gerade jetzt zusammengeführt, als Paulus eine neue Ermutigung gebraucht hatte. Solch eine großzügige Gastfreundschaft war für Paulus eine willkommene Gelegenheit, das Evangelium noch vielen Menschen der Stadt zu verkündigen. Das Haus von Titius Justus lag zudem direkt neben der Synagoge, so hielt er vermutlich noch den Kontakt zu einzelnen Juden aufrecht. Es muss für ihn eine große Freude gewesen sein, dass „viele Korinther, die zuhörten gläubig wurden, und sich taufen ließen.“
Auch der Vorsteher der Synagoge nebenan, ein Mann namens Krispus, „kam zum Glauben an den Herrn mit seinem ganzen Hause.“ Aber es gab auch heftigen Widerstand von Seiten der anderen Juden. Sie widerstrebten und lästerten und machten dem Apostel immer wieder das Leben schwer.
In dieser Zeit erfuhr Paulus eine vierte große Ermutigung. Jesus selbst sprach in einer Erscheinung in der Nacht zu ihm folgende Worte: „Fürchte dich nicht, sondern rede und schweige nicht! Denn ich bin mit dir, und niemand soll sich unterstehen, dir zu schaden; denn ich habe ein großes Volk in dieser Stadt (Apostelgeschichte 18,9 ff.)“ Hier wird Paulus vom Herrn Jesus selbst ermutigt, nicht Menschen zu fürchten, sondern sich ganz auf seinen Auftrag zu konzentrieren.
Beistand des Herrn
Solange der Herr in Korinth eine Aufgabe für den Apostel hatte, würde ihm niemand Schaden können. Auch wenn die Juden lästerten und ihm Widerstand leisteten, so konnten sie die Verkündigung des Evangeliums nicht verhindern. Ebenso konnten sie nicht verhindern, dass etliche Korinther sich zu Jesus Christus bekehrten und eine Gemeinde in der Stadt gegründet wurde.
Der Beistand des Herrn zeigte sich auch in der nächsten kritischen Situation. Wieder waren es Juden, die entschlossen hatten, Paulus zum Schweigen zu bringen. Vor kurzem hatte ein neuer römischer Prokonsul mit Namen Gallio in der Provinz seinen Dienst angetreten. Etliche Juden hofften nun, dass dieser der neuen Religion ein Ende machen würde. Sie griffen Paulus auf und zwangen ihn vor Gericht. Sie klagten ihn an, gegen das jüdische Gesetz gehandelt zu haben. Bevor Paulus ihnen antworten konnte, erfuhr er eine weitere Ermutigung, diesmal durch einen Vertreter des römischen Staates.
Gallio durchschaute schnell, dass der Apostel sich keines Verbrechens schuldig gemacht hatte. Sehr weise antwortete er den anklagenden Juden: „Weil es aber Fragen sind über Lehre und Namen und das Gesetz bei euch, so seht ihr selber zu; ich gedenke, darüber nicht Richter zu sein.“
Er ordnete zudem seinen Amtsdienern an, die neben dem Richterstuhl standen, diese Juden zu vertreiben. Mit dieser Ermutigung durch Gallio, dem er zuvor noch nie begegnet war, hatte Paulus vermutlich nicht gerechnet. So stellte Gott dem Apostel mehrmals, genau zur richtigen Zeit, Menschen in den Weg, die für ihn eine große Ermutigung wurden.
Paulus blieb eineinhalb Jahre in Korinth. Als Paulus später Briefe an die Christen in dieser Stadt schrieb, bezeichnete er sich als „Apostel Christi Jesu durch den Willen Gottes“. Es hatte für ihn immer oberste Priorität, dass er seinen Dienst im Einklang mit dem Willen Gottes tat. Durch die Ermutigungen im heutigen Bibeltext gab ihm Gott immer wieder die Bestätigung dazu.
Paulus zieht weiter
Nach 18 Monaten seines Dienstes in Korinth, war es der Wille Gottes, diese Stadt zu verlassen, und zu seiner Heimatgemeinde zurückzukehren. Auf dem Weg dorthin kam er mit seinen Freunden Priscilla und Aquila zunächst nach Ephesus. Paulus nutzte auch dort die Gelegenheit, in der Synagoge Juden das Evangelium von Jesus Christus zu verkündigen. Obwohl diese Juden viel offener für die Botschaft von Jesus waren und den Apostel baten, noch länger bei ihm zu bleiben, zog er weiter. Er sah es nicht als den Willen Gottes an, und wartete geduldig, bis Gott ihm auch für diese Menschen eine Tür öffnen würde. Auf seiner dritten Missionsreise konnte er auch in Ephesus eine Gemeinde gründen und erfuhr weitere Ermutigungen.
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