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/ Bibel heute

Eine Verschwörung gegen Paulus

Der Bibeltext Apostelgeschichte 23,12-35 – ausgelegt von Christa Geiß.

Als es aber Tag wurde, rotteten sich Juden zusammen, die sich selbst verfluchten und schworen, weder zu essen noch zu trinken, bis sie Paulus getötet hätten. Es waren aber mehr als vierzig, die diese Verschwörung machten. Die gingen zu den Hohenpriestern und Ältesten und sprachen: Wir haben uns durch einen Eid gebunden, nichts zu essen, bis wir Paulus getötet haben.[...]

Apostelgeschichte 23,12–35

„Mensch Paulus! Dir bleibt aber auch nichts erspart! Als wenn es nicht schon genug wäre, verhaftet, verhört, gebunden und geschlagen zu werden! Man dreht dir Sätze im Mund um, verkehrt Wahrheiten in Lüge, hört nicht hin, was du wirklich zu sagen hast. Du willst nur Gutes, bleibst sachlich, klar und wahr, bist authentisch. ‚Wir finden nichts Böses an ihm‘, hatten dir gestern noch einige Menschen bestätigt.

Und nun: Eine Verschwörung gegen dich, ein Mordanschlag ist geplant! Wirkliche Argumente gegen dich und deine Aussagen gibt es nicht. Und trotzdem wollen sie dich loswerden. Ob sie sich durch dich in ihrer Ruhe gestört fühlen? In ihrer Gedankenblase, in der sie sich gut eingerichtet haben? Innehalten und prüfen, ob sich da etwas ändern müsste – nein, auf keinen Fall! Besser den Unbequemen wegsperren, töten! Paulus, das hast du doch nicht verdient!“

Ich empfinde Empathie für Menschen, die zu Unrecht beschuldigt und ungerecht behandelt werden. Gerne hätte ich Paulus noch gefragt, wie er sich gefühlt hat. Ob er auch Angst hatte, ob er wütend war, angespannt, hin und wieder auch resigniert? Von all dem wird nichts berichtet. Vielleicht aber war der Neffe von Paulus einer, der Empathie für seinen Onkel hatte: „Als aber der Sohn der Schwester des Paulus von dem Anschlag hörte, ging er und kam in die Burg und berichtete es Paulus“ (Apostelgeschichte 23,16), so der biblische Text.

Die Haft von Paulus war leicht, so dass er Besuch empfangen durfte und auch Anweisung geben konnte, mit wem sein Neffe in Kontakt gebracht werden sollte. Das ist das Einzige, was wir in diesem Text von Paulus direkt erfahren.

Alles andere geschieht – zufällig? Gewollt? Von einer weisen Hand geführt und geordnet?

Wir erfahren nicht, wie der Neffe von dem geplanten Mordanschlag gehört hat, aber es ist anzunehmen, dass die ganze Familie tief in den pharisäischen Kreisen verwurzelt war, und so doch etwas von den finsteren Plänen gegen Paulus durchgesickert ist. So macht sich der Neffe stark für das Leben seines Onkels. Macht sich stark gegen geplantes Unrecht. Ganz allein. Ob er sich der großen Gefahr bewusst ist? Auf der Seite der Gegner sind es mehr als vierzig!

Die haben längst gespürt, dass sie mit legalen Mitteln nichts gegen Paulus erreichen können. Denn sie wissen sehr wohl, dass er römischer Staatsbürger ist und aus dieser Sicht gerichtlich nichts gegen ihn vorliegt. Also wird es auf anderem Weg probiert. Pläne schmieden. Nur Gleichgesinnte einbeziehen. Geheim halten. Sich verschwören.

„Als es aber Tag wurde, rotteten sich Juden zusammen, die sich selbst verfluchten und schworen, weder zu essen noch zu trinken, bis sie Paulus getötet hätten. Es waren aber mehr als vierzig, die diese Verschwörung machten. Die gingen zu den Hohenpriestern und Ältesten und sprachen: Wir haben uns durch einen Eid gebunden, nichts zu essen, bis wir Paulus getötet haben.“ (Apostelgeschichte 23,12-14) So der Bibeltext.

Die Selbstverfluchung war damals im Judentum eine gebräuchliche Methode. Sie war sogar gesetzlich vorgesehen, für den Fall, dass Aussage gegen Aussage stand und es nicht möglich war, die Wahrheit festzustellen. Ein Eid kam noch obendrauf, damit stellten sich die Ausführenden unter den Fluch, falls ihr Versprechen, in diesem Fall, Paulus zu ermorden, nicht erfüllt werden sollte.

Die Ankläger sind sich ihrer Sache sehr sicher. Doch ihre Rechnung geht nicht auf. Der Kommandant Klaudius Lysias hat durch den Neffen von den bösen Plänen erfahren und vereitelt durch schnelle, kompetente Anordnungen den Anschlag. 470 Menschen sorgen dafür, dass Paulus in der Nacht sicher und unbeschadet zum römischen Bevollmächtigten Felix gelangt. Der mitgegebene Brief zeugt einmal mehr von der Weitsicht des Kommandanten. Der sieht sehr klar, dass hier etwas schiefläuft. Dass es nur um gesetzliche Streitereien geht, aber nicht um sachliche Gründe einer Anklage.

Und auch Felix geht mit Sachverstand vor. Es wird Paulus nichts passieren, bevor seine Ankläger und er selbst sich äußern können.

Manche Dinge geschehen einfach – zufällig? Gewollt? Von einer weisen Hand geführt und geordnet?

Paul Gerhardt, der Liederdichter des 16. Jahrhunderts, der Leid und Unrecht in großem Maß durchlebt hat, hat es in vielen seiner Liedtexte bezeugt, was und wer diese weise Hand ist:

„IHN, IHN lass tun und walten. ER ist ein weiser Fürst, und wird sich so verhalten, dass du dich wundern wirst.
Wenn ER, wie IHM gebühret, mit wunderbarem Rat das Werk hinausgeführet, das dich bekümmert hat.“

Einfaches, ja, kindliches Vertrauen höre ich aus diesen Worten. Vertrauen zu Gott, dem liebenden Vater, der weiß, was seine Kinder brauchen. Der oftmals im Verborgenen die Fäden zieht. Ist es nicht genau dieses Vertrauen, zu dem auch das Geschehen in dem heutigen Bibelabschnitt ermutigt?

Es müssen ja nicht 470 Soldaten sein, die Gott schickt. Bei mir war es die eine Frau, die sich wie ein Engel um meine vier Kinder kümmerte, als ich im Geschehen des Verkehrsunfalls unter Schock stand. Es war der eine Nebensatz im Telefongespräch mit einer Bekannten, es waren die Blumen, die einfach vor der Haustür standen, es war der Arzt, der endlich das rettende Medikament verordnete. Ich könnte weitermachen – und Sie wahrscheinlich auch!

Manche Dinge geschehen einfach – zufällig? Mag sein. Gewollt? Vielleicht. Von einer weisen Hand geführt und geordnet? Ganz sicher.

„Danke Paulus! Danke Paul Gerhardt! Ihr ermutigt mich, mein Vertrauen je länger, je mehr auf Gott zu setzen!“

Wenn Ihnen danach ist, sprechen Sie gerne mit mir die folgenden Gebetsworte:
„Danke, mein Gott, mein Vater, der mich liebt. So oft schon hast du im Verborgenen die Dinge mit weiser Hand geordnet, ohne dass ich etwas ahnte. Manches Mal war ich verletzt, traurig, ungeduldig, weil ich das Geschehen nicht verstand, den Ausgang der Dinge nicht sah. Doch du hattest das Ganze im Blick. Danke für deine Weisheit, deine Führung, deine Liebe, in der ich mich aufs Neue berge und aufgehoben fühle. Amen.“

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