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/ Bibel heute

Bereitschaft der Gemeinde zum Leiden für Christus

Der Bibeltext Philipper 1,27-2,4 – ausgelegt von Holger Kerschbaum.

Wandelt nur würdig des Evangeliums Christi, damit ich – ob ich komme und euch sehe oder abwesend bin – von euch erfahre, dass ihr in einem Geist steht und einmütig mit uns kämpft für den Glauben des Evangeliums und euch in keinem Stück erschrecken lasst von den Widersachern, was ihnen ein Anzeichen der Verdammnis ist, euch aber der Seligkeit, und das von Gott. Denn euch ist es gegeben um Christi willen, nicht allein an ihn zu glauben, sondern auch um seinetwillen zu leiden,[...]

Philipper 1,27–2,4

Stellen Sie sich bitte einmal folgendes vor: Sie sind Teil einer frisch gegründeten, kleinen Fußballmannschaft. Nennen wir sie TSV Hintertupfing, oder FC Kleinkleckersdorf. Sie spielen in einem entscheidenden Turnier mit den stärksten Mannschaften der Region, freuen sich über die ersten unerwarteten Erfolge und Sie haben eine Handvoll Fans. Plötzlich stehen Sie im Endspiel! Der Gegner ist der Lokalmatador, absoluter Angstgegner, professionell ausgestattet, Riesenkader und eine riesige Fangemeinde, die auch alle zum Spiel angereist sind.

Die erste Halbzeit ist vorbei und diese war Ihr Waterloo: Sie liegen 0:2 hinten. Der Gegner bockstark überlegen und vor allem eins: Richtig fies. Einen ihrer Mitspieler hat er schon vom Platz gegrätscht, und der Schiri? Der ist voll parteiisch. Er hat auch noch Ihren Trainer, der ja nur die Wahrheit gesagt hat, auf die Zuschauertribüne verbannt.

Dazu machen Ihnen die gegnerischen Fans das Leben zur Hölle, sie feuern nicht nur die gegnerische Mannschaft an, sie buhen auch noch Ihren TSV Hintertupfing aus, sobald sie nur auf den Ball zugehen. Und Ihre eigenen Fans? Die haben schon klammheimlich den Platz verlassen, Sie stehen alleine.

Wer würde in einer solchen Situation nicht gerne die Flinte ins Korn werfen? Wer würde nicht am liebsten einfach auch vom Platz gehen?

Dann endlich Halbzeitpause in der Kabine: Der Trainer macht Ihnen Mut, er sagt die entscheidenden Worte, die das Spiel drehen können. So sind auch die Worte von Paulus an die christliche Gemeinde in Philippi zu verstehen, die Sie gerade gehört haben: Es ist die Ermutigung des Trainers an seine Mannschaft, sich in den sportlichen Wettkampf zu stürzen und es allen zu zeigen, was diese Mannschaft des TSV Hintertupfing ausmacht, auch wenn zuvor noch kaum jemand von dieser neuen Mannschaft, den Christen, gehört hat.

Die Bilder, die Paulus bemüht, sind bewusst die Bilder eines sportlichen Wettkampfes. Mit dem sportlichen Wettkampf vor Augen, motiviert Paulus die christliche Gemeinde in Philippi:

„Kämpft alle miteinander für den Glauben, dessen Grundlage die Gute Nachricht ist. Wetteifert für den Glauben und lasst euch auf keinen Fall durch eure Gegner einschüchtern!“

Doch was ist der Wettkampf für die Gemeinde in Philippi? Es ist das Leiden um Jesu Christi Willen. Weil die Christen in Philippi um Jesu Christi willen leiden, schreibt Paulus: „Ihr habt denselben Kampf zu bestehen wie ich.“

Die Wortwahl schreckt mich auf: „Euch, den Christen in Philippi ist es sogar gegeben, es ist euch geschenkt, nicht nur an Jesus Christus zu glauben, sondern auch um Christi willen zu leiden.“

Was für eine bemerkenswerte Aussage: „Es ist euch geschenkt, für Christus zu leiden!“

Na, vielen Dank auch für dieses Geschenk - denke ich?

Die Gegner der Gemeinde in Philippi sehen das Leiden ebenfalls als ein Zeichen, dass die Christen auf dem Holzweg sind. Für die Christen jedoch ist der Leidensweg gerade ein Zeichen der Nachfolge Jesu. Leiden um Jesu willen bedeutet für die Christen: „alles ok. Ihr seid wie euer Meister, den sie verfolgt haben und der seinen Nachfolgern, das gleiche vorausgesagt hat.“

Der New Yorker Pastor Tim Keller schrieb in einem seiner Bücher: „Das Christentum lehrt, dass Leiden überwältigend, real und oft ungerecht ist, aber es lehrt auch, dass das Leiden im Gegensatz zur säkularen Weltsicht bedeutungsvoll ist. Es hat einen Zweck, und wenn wir richtig damit umgehen, kann es uns wie einen Nagel tief in die Liebe Gottes und in mehr Stabilität und spirituelle Kraft treiben, als Sie sich vorstellen können.“

Und weiter schreibt er: „Leiden ist unerträglich, wenn du dir nicht sicher bist, dass Gott für dich und mit dir ist.“

Wie sollen die Christen in Philippi auf das Leiden um Christi willen reagieren? Nun, dieses Leiden um Christi Willen ist nicht nur das Problem einzelner, die Gemeinde soll als Gemeinschaft zusammenstehen und auf das Leiden reagieren.

Paulus setzt dabei auch einiges voraus, wie der Trainer in der Halbzeitpause geht er die entscheidenden Punkte durch:

Paulus geht davon aus, dass die Christen einander im Namen von Jesus Christus ermutigen.

Paulus geht davon aus, dass es ihnen wichtig ist, sich gegenseitig mit Jesu Liebe zu trösten, durch den Heiligen Geist Gemeinschaft miteinander zu haben und einander tiefes Mitgefühl und Erbarmen entgegenzubringen. Von all dem geht er aus. Dann ermutigt Paulus die Gemeinde, weiter fest zusammenzuhalten. Sie sollen an der Liebe zueinander festhalten und einmütig und einträchtig sein. Statt sich auf sich selbst etwas einzubilden, sollen sie in Demut einer den anderen höher achten als sich selbst. Sie sollen zusammenhalten wie ein Sportteam im Wettkampf, das weiß, dass es nur gemeinsam gewinnen kann. Ein jeder Schaue nicht auf das Seine, sondern auch auf das, was dem anderen dient.

Wenn Sie das heute hören und um Christi Willen leiden, dann möchte ich Sie daran erinnern, dass Sie nicht alleine sind. Versuchen Sie nicht, sich als Einzelkämpfer durchzuschlagen, sondern lassen Sie sich von ihrer Gemeinde unterstützen. Lassen Sie vertrauenswürdige Mitchristen in Ihr Leben hineinschauen, vertrauen Sie sich ihnen an und lassen Sie sich durch Ihre Mitchristen in Jesu Liebe trösten.

Genauso möchte ich Sie heute ermutigen, wenn Sie gerade nicht das Gefühl haben, Sie müssen Leiden um Christi Willen. Ich bitte Sie, bleiben sie nicht gleichgültig gegenüber denen, die um Christi Willen leiden. Schauen Sie nicht nur auf das Ihre und dass es Ihnen gut geht. Als Christen sind wir berufen, wie ein Sportteam gemeinsam im Wettkampf den Siegespreis zu erlangen. Was dient also Ihrem Teamkameraden?

Wenn wir das miteinander beherzigen, dann läuft der vielleicht belächelte TSV Hintertupfing zum Weltmeisterniveau auf und erlangt den himmlischen Siegespreis.

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