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Das Markusevangelium (6/9)
Jesus ist der Sohn Gottes und der langersehnte Messias.
„Dies ist der Anfang des Evangeliums von Jesus Christus, dem Sohn Gottes.“ – Mit diesen Worten beginnt das Markusevangelium, das zweite Buch des Neuen Testaments. Im Rahmen einer neunteiligen Vortragsreihe gibt der Theologe, Autor und Referent Prof. Dr. Hans-Joachim Eckstein Einblick in die Besonderheiten dieses biblischen Textes und entfaltet seine Botschaft für den Glaubensalltag von heute.
Ihr Kommentar
Kommentare (2)
Hallo Herr Dipner,
vielen Dank für Ihre Rückfrage bezüglich meiner Ausführungen zum Markusevangelium!
Ihre Frage an mich lautet: „Sie sagen, dass Jesus alle den Israeliten gegebenen Ritualgesetze … mehraufhebt, insofern sie rein / unrein betreffen, was mich irritiert. Christen sind ja Juden und Heiden. Für uns als Heiden spielt der Verzehr von Schweinefleisch keine Rolle. Vom Verständnis her soll diese Freiheit praktisch auch für Juden gelten?“
1.) Die Worte Jesu zur Unterscheidung von „rein“ und „unrein“ mit Bezug auf die rituellen Satzungen und Speisevorschriften (z.B. in Mk 7,14-19) sind in ihrer Eindeutigkeit klar: „So erklärte er alle Speisen für rein“ (Mk 7,14-19). Für die Teilhabe am Reich Gottes und am ewigen Leben ist nach allen Evangelien nicht die äußere Beschneidung und die Befolgung des Ritualgesetzes ausschlaggebend, sondern der Glaube an Christus als Sohn Gottes, die Taufe auf Vater, Sohn und Heiligen Geist und das Befolgen der Weisungen Jesu (Mt 28,18-20). Jesu Tischgemeinschaft mit den Sündern ist ein deutlicher – und für viele anstößiger – Erweis für die mit dem Kommen des Gottessohnes vollzogene Wende, für den Anbruch der Gottesherrschaft (Lk 5,27-32; 7,34; 15,1f; 19,1-10; vgl. 13,28-30; 14,15-24; 22,29f; 24,29-35).
2.) Die Ablösung der äußeren Beschneidung und der Befolgung des Ritualgesetzes durch den Glauben an Christus und die christliche Taufe als Zugang zum Heil ist die Voraussetzung für die Heidenmission durch Judenchristen. Denn wären diese nach wie vor an das durch Mose gegebene Gesetz in Bezug auf die Ritualgesetze gebunden, könnten sie keine Tischgemeinschaft mit Heiden als sprichwörtlichen Sündern haben. Apg 10 und 11 wird die Sendung des Petrus in das Haus des Hauptmanns Cornelius anschaulich an der Frage des Essens von nach dem Gesetz unreinen Speisen und des Umgangs mit „unreinen“ Menschen verdeutlicht: „Was Gott gereinigt hat, das heiße du nicht unrein!“ (Apg 10,15). Dies ist auch der Grund, warum der ehemalige Pharisäer und von Gott selbst berufene Heidenapostel Paulus im Galater- und im Römerbrief so unnachgiebig darauf besteht, dass auch Judenchristen mit Ihrem Glauben an und mit ihrer Taufe auf den gekreuzigten und auferstanden Gottessohn, Jesus Christus, „dem Gesetz abgestorben“ sind, um Gott fortan in ihrer Zugehörigkeit zu Christus zu leben. Es ging ja nicht nur um die Frage, ob Heiden als Heidenchristen durch Christus gerettet werden können (Gal 2,1-10), sondern auch und vor allem, ob auch Juden allein durch den Glauben an Christus und aus Gnade und nicht durch „Gesetzeswerke“, d.h. Befolgung der Tora, gerettet werden (Röm 1,18-4,25; Gal 2,15-4,7). Diese Frage bricht auch hier an dem Problem der Tischgemeinschaft – und das heißt: Abendmahlsgemeinschaft – von Judenchristen mit Heidenchristen auf (s. zum Konflikt in Antiochien Gal 2,11-21).
3.) In Röm 14 und in 1. Kor 8-10 (vgl. 1. Tim 4,1-5) geht Paulus ausdrücklich auf die Frage der Speisen im Blick auf Christen – ob Juden- oder Heidenchristen – ein. Wie Jesus selbst es schon lehrte, sind Speisen nicht an sich „rein“ oder „unrein“; vielmehr ergibt sich die Beurteilung des Gebotenen, des Erlaubten und des Verbotenen aus der Christusbeziehung, aus dem Schaden oder Nutzen des Verhaltens und aus der Rücksicht auf andere, die durch das eigene Verhalten gefährdet sein könnten. Ob Fleischverzehr und Weingebrauch oder Vegetarismus und Alkoholverzicht, ob Fleischverzehr ohne genaue Kenntnis der Herkunft oder grundsätzlicher Verzicht auf für andere anstößige Speisen – Maßstab ist allein die Förderung der eigenen Christusbeziehung und die gegenseitige Rücksicht aus Liebe. Was die Christusbeziehung, was Leben, Liebe und christliche Gemeinschaft fördert und „aufbaut“ ist erlaubt und geboten. Was die Christus-, Gemeinschafts- und Selbstbeziehung gefährdet und was schadet, ist als solches „unrein“ und zu meiden. Es gibt auch für uns heute gute Gründe, uns bewusst und gesund zu ernähren, aber dabei geht es nicht um die Frage ewigen Heils, sondern um die eigene verantwortliche Lebensgestaltung im Glauben an Christus und in der Liebe zu anderen Menschen, für die Christus gestorben ist.
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Mit freundlichen Grüßen
Hans-Joachim Eckstein
Zunächst vielen Dank, lieber Hans-Joachim Eckstein, für alle Vorträge, die ich mir an diversen Stellen mehrfach anhörte, um mehr vom Inhalt zu erfassen.
Sie sagen, dass Jesus alle den Israeliten … mehrgegebenen Ritualgesetze aufhebt, insofern sie rein / unrein betreffen, was mich irritiert. Christen sind ja Juden und Heiden. Für uns als Heiden spielt der Verzehr von Schweinefleisch keine Rolle. Vom Verständnis her soll diese Freiheit praktisch auch für Juden gelten?
Danke, wenn Sie diesen Zusammenhang verdeutlichen, freundliche Grüsse C. Dipner