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Klare Kommunikation

Hans-Georg Filker über Markus 10,51-52.

Jesus antwortete dem Blinden und sprach: Was willst du, dass ich für dich tun soll? Der Blinde sprach zu ihm: Rabbuni, dass ich sehend werde. Und Jesus sprach zu ihm: Geh hin, dein Glaube hat dir geholfen. Und sogleich wurde er sehend und folgte ihm nach

Markus 10,51-52

„Was kann ich für Dich tun?“ sage ich meinem Gesprächspartner ins Telefon. Das Telefonat dauert nun schon eine ganze Weile und der Mensch, der mich angerufen hat, kommt nicht „zu Potte“, wie man bei uns sagt. Ich bin mir sicher, dass er etwas auf dem Herzen hat, sonst hätte er nicht so früh angerufen. Das Wetter, die Familie, die Bundesliga und die Corona-Pandemie haben wir schon gestreift. Es wird Zeit, dass er rausrückt mit seinem Anliegen, denn langsam werde ich nervös. Gleich habe ich einen anderen Telefontermin, auf den ich mich noch vorbereiten muss. Der Anrufer druckst herum…bis er endlich zur Sache kommt.

 „O m G“ – „Oh mein Gott“, seufze ich. Das Problem hätten wir nach 40 Sekunden klären können. Warum fällt es vielen Leuten so schwer, zur Sache zu kommen, denke ich. Wenn man weiß, was man will, kann man sich zügig auf den Weg zu einer Lösung machen. Es würde schon ein Stück helfen, wenn man sagt, dass man nicht genau weiß, was man eigentlich will.

Klare Kommunikation ist so wichtig, auch heute. An diesem Tag!

„Was kann ich für Dich tun?“ fragt Jesus einen Mann, der ihn angerufen hat. Nicht auf dem Handy, sondern live, sozusagen im Vorübergehen. Wir kennen den Namen des Mannes aus dem biblischen Markus-Evangelium: Bartimäus. Wohnort: Jericho. Heute hätte er eine gelbe Armbinde mit schwarzen Punkten und einen Ausweis, der seine Beeinträchtigung bestätigt: Bartimäus ist blind.

Und nicht zu unterschätzen! Was bis heute viele Menschen mit einer Behinderung erleben. Bartimäus macht sich bemerkbar, als er mitbekommt, dass Jesus von Nazareth durch Jericho zieht. Auf dem Weg nach Jerusalem, der noch weit ist und für Jesus und sein Schicksal entscheidend sein wird. Zeit ist knapp und die Gespräche mit Jesus auf dem Weg sind kostbar. Die Jünger saugen jedes Wort von Jesus auf. Da stört das Geschrei vom Straßenrand. „Jesus, du Sohn Davids, erbarme dich meiner“. „Ruhe. Halt die Klappe! Ich verstehe gar nichts mehr!“

Auch das noch! Jesus bleibt stehen. „Lasst ihn mal herkommen“, sagt er den Umstehenden, die den Bartimäus noch von Jesus trennen. Der lässt sich das nicht zweimal sagen. Und jetzt:

„Was willst Du? Was soll ich für dich tun?“ fragt Jesus. Tausend Sachen würden mir durch den Kopf schießen: Klagen, Beschwernisse, Wünsche. Bartimäus benennt das Naheliegende. Und das Unmögliche. Klare Kommunikation, aber taktisch unklug, weil die Enttäuschung schon mit programmiert ist. „Mein Rabbi, lass mich sehend werden!“

Jetzt ist es raus. Und jetzt wird es ganz still. Bartimäus steht vor Jesus. Jesu Stimme hat ihm die Orientierung ermöglicht. Er wendet sich Jesus zu, den er nicht sehen kann.

„Geh hin, dein Glaube hat dir geholfen.“ Hört er. Und dann sieht er. Bartimäus sieht. Jesus. Die Leute. Die Straße. Sich selbst. Die Welt. Bekannt und doch ganz anders, neu.

Die biblische Überlieferung dieser Geschichte schließt mit einem knappen Satz: „Und sogleich wurde er sehend und folgte ihm nach auf dem Wege.“

„Was kann ich für dich tun?“

Könnte Jesus mich das auch heute fragen? Rechne ich damit, wenn ich mich im Gebet an ihn wende? Dass ein Gebet gehört wird?

Kann ich meine Bedürfnisse klar ausdrücken? Das betrifft meine Kommunikation mit Gott genauso wie mit meinen Mitmenschen.

Bartimäus erhielt, was er wünschte. Er konnte wieder sehen. Und er folgte Jesus nach. Er konnte nicht nur seine Augen (wieder) gebrauchen, sondern fand eine neue Lebensperspektive.

Kleine Wunder passieren auch heute. Vielleicht muss ich in meiner Kommunikation mit Gott und mit meinen Mitmenschen etwas aufmerksamer werden. Dann werde ich mehr sehen. Und das wird Folgen haben. Vielleicht schon heute.

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