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/ Wort zum Tag

Gott hat gewaltigen Appetit!

Renate Schmidt über Jesaja 25,8.

So wie einer schrecklichen Hunger hat – und er beißt in das Brötchen und kaut und schluckt – weg ist es - so wird Gott einmal den Tod verschlingen – auf ewig!

Gerade liegt Ostern hinter mir, als ich das schreibe, und ich stehe noch unter dem Eindruck des Festes: wie klar und deutlich war Karfreitag, ja: soviel Leid auf der Welt! Auch im privaten Umfeld: aus unserem Bibelkreis sind zwei Frauen innerhalb kurzer Zeit Witwen geworden, unerwartet beide; da fühlt man mit! Kurz vor Ostern musste ich auch meinen Kater einschläfern lassen: innerhalb weniger Tage ging es ihm schlecht, bis dahin war er ein munteres Kerlchen; nun ist es so leer in meiner Wohnung… Ich bekam einige Beileidsbekundungen im Freundeskreis – einer meinte: „Das ist ja fast so, als wenn man ein Kind verliert“ – o weh, nein: ich habe Tränen vergossen beim Tierarzt, und beim Beerdigen – aber ein Kind – nein, das muss ja viel, viel schlimmer sein; ich habe keine Kinder, aber nein: ein Tier ist ein Tier, und ein Mensch ist ein Mensch!

Gott wird den Tod verschlingen auf ewig“. Der Tod ist so was Fieses – und das berührt alle. Karfreitag kommen bei uns viele in den Gottesdienst – Ostern auf dem Friedhof ist sehr gut besucht, besser denn je – aber der alte Ostergruß will nicht so recht gelingen, obwohl wir ihn seit Jahren üben: „Der Herr ist auferstanden – er ist wahrhaftig auferstanden“ – diese Gewissheit ist wohl noch nicht so recht vorhanden. Kann ich das so mitsprechen? Muss ich das hundertprozentig glauben? Genügen nicht auch 60 Prozent? Ich mag den Ausdruck „wir sprechen es aus - mit tastendem Glauben“ – ja, der Tod ist viel deutlicher in unserer Welt als die Auferstehung, an die muss man sich wohl „herantasten“.

Aber wenn ich die Osterberichte in der Bibel lese – das stärkt meinen Glauben: da sind keine Frauen und Männer, die gleich „Juchu!“ schreien, sondern da ist erstmal Zittern und Entsetzen, „Sie sagten keinem etwas“ (Mk.16,8); erst als sie Jesus begegnen, kommt die Freude. Sie müssen es erstmal „fassen“, was da geschehen ist; aber dann gehen sie hinaus und sagen es mutig weiter, auch wenn sie dafür eine Abfuhr bekommen oder Schlimmeres.

Bei Jesaja hieß es – Gott wird die Decke wegnehmen, die auf den Heiden und Völkern liegt (Vers 7) Ja: das kann nur Gott: einem die Auferstehung gewiss machen! Meiner Gemeinde kann er noch den Mut geben, sich auf Ostern einzulassen und dem Versprechen Gottes zu trauen. Wie gerne würde ich diese Decke wegnehmen – „Glaub‘s doch! Lies doch die Bibel! Nimm es einfach an und fang an, dafür zu danken – und du wirst Jesus lebendig erfahren in deinem Leben!“ – aber das muss schon Jesus selbst tun!

Er wird den Tod verschlingen auf ewig“ – Zusage Gottes für die Welt! Gott hat also mächtigen Appetit, den Tod zu verschlingen, zu vernichten. Gott fühlt mit, wenn wir den Tod erleben. Er wird ihn vernichten – und ja: der Tod hat ein Stück seiner Kraft verloren, wenn ein Mensch sich auf Jesus einlässt: Keine totale Mutlosigkeit, keine völlige Resignation! Trotzig sage ich zu ihm „Tod, dein Ende steht fest!“ Ein Stück Widerstandsgeist: „Nein, ich lass mich nicht einwickeln von dem, was ich sehe und fühle, dahinter gibt es noch eine viel stärkere Wirklichkeit!“

Die ist erfahrbar: abends - wie oft heißt es bei mir - anders als im Psalm (30,6) Den Morgen lang währt das Weinen“ - o weh, schaff ich das? Wie wird das werden? – aber des Abends ist Freude: „Ja, es ging doch – dies und jenes ging gut – danke, Jesus!“ Gut, es gibt auch Tage, da ist auch abends noch Weinen, aber spätestens einen Tag später ist Freude. Ich werde mir wieder eine Katze holen – nicht wie manche sagen „Dieses Tier zu verlieren war so schlimm – nie wieder will ich das erleben, ein Tier kommt mir nicht mehr ins Haus!“ – Nein: Jesus passt auf meine Seele auf, dass sie nicht kaputt geht. Und das gewiss auch bei meinen beiden Weggefährtinnen im Bibelkreis - wir gehen gemeinsam den Weg mit Jesus und erfahren seine Nähe!

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Kommentare (2)

S. Eveline D. /

So ansprechend und lebensnah, vielen Dank!

Gerhard W. /

Danke, liebe Frau Schmidt, für Ihr "Wort zum Tag!" Es hat mir sehr gut getan. Denn im Frühjahr ist meine Frau verstorben. Ihre Auslegung der Tageslosung hat mir Jesu Auferstehung an Ostern neu ganz groß gemacht. Als ich sie gehört hatte, sagte ich spontan: "Herr, segne diese Pfarrerin dafür!"