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Frei von Schuld

Rainer Kunick über Kolosser 2,14

Gott hat den Schuldbrief getilgt, der mit seinen Forderungen gegen uns war, und hat ihn aufgehoben und an das Kreuz geheftet.

Kolosser 2,14

Tränen standen ihr in den Augen. Hart arbeitete sie auf dem heruntergekommenen Bauernhof. Ihr Mann war gestorben, die beiden Kinder musste sie allein großziehen. Der reiche Gutsbesitzer nebenan hatte damals ihrem Mann ein zinsgünstiges Darlehen gegeben. Das konnte sie nun nicht mehr zurückzahlen. Sie wusste nicht mehr ein noch aus. Der Sohn des reichen Nachbarn mochte sie und setzte sich bei seinem Vater dafür ein, ihr die Rückzahlung des Darlehns zu erlassen. Würde er es tun? Am Ende ging dieser Fernsehfilm gut aus, der Schuldschein wurde zerrissen, sie war mit einem Schlag ihre Schulden los und konnte wieder frei leben. Gibt es das nur im Film?

In unserem Gotteswort für heute sagt Paulus: Gott hat den Schuldbrief getilgt, der mit seinen Forderungen gegen uns war, und hat ihn aufgehoben und an das Kreuz geheftet (Kolosser 2,14). Hier geht es nicht um Geldschulden, sondern um Schuld, die ich begehe in Gedanken, Worten und Werken – so sagt es Martin Luther. Es geht um das, was ich Gott und den Menschen schuldig bleibe. Jesus hat unsere Schuld durch seinen Tod am Kreuz auf sich genommen, er hat den Schuldbrief getilgt, seine Forderungen gegen uns sind aufgehoben, sagt der Apostel Paulus. Am alten Chirurgie-Gebäude der Universitätsklinik in Gießen steht in lateinischer Sprache der Satz: Wir verwunden, um zu heilen. Das ist ja Aufgabe der Chirurgen: krankes Gewebe herauszuschneiden, damit der Mensch geheilt wird. Als ich diese Inschrift zum ersten Mal las, dachte ich: Das ist am Kreuz von Golgatha geschehen: Christus wird verwundet, damit wir Heil erfahren. „Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt“, sagt der Prophet Jesaja (Jesaja 53,5). Und der Theologieprofessor Eberhard Jüngel fügt dem hinzu: „Es gibt eine Wunde, die darf niemals heilen, die Wunde Jesu am Kreuz.“ Meinen Konfirmanden habe ich das mit Bildern deutlich gemacht: Ein nettes Männchen trug einen schwarzen Ball auf seinem Rücken. Über diese lustige Person lachten sie anfangs. Immer betroffener aber wurden sie, als sie auf den folgenden Bildern sahen, dass dieser Mann den schwarzen Sünden-Ball nicht los wurde. Er dekorierte ihn mit netten Blumen, zeigte auf einen anderen, der noch einen größere schwarze Last trug, umarmte andere, die auch diese Last trugen und versuchte noch manch anderes. Aber immer wurde er seine Sündenlast nicht los. Endlich gab es das befreiende Bild: Der schwarze Ball – seine Schuld – war ans Kreuz geheftet, er hatte sie nicht mehr.

So ist für uns das Kreuz zum Pluszeichen geworden. Wir brauchen alles, was uns von Gott und unseren Mitmenschen trennt, nicht mehr zu verdrängen, sondern können es zur Schutthalde der Menschheit bringen, nach Golgatha – zum Kreuz Jesu Christi.

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