Navigation überspringen

/ Wort zum Tag

Entschuldigung

Hartmut Bärend über Jesaja 43,24-25.

Mir hast du Arbeit gemacht mit deinen Sünden und hast mir Mühe gemacht mit deinen Missetaten. Ich, ich tilge deine Übertretungen um meinetwillen und gedenke deiner Sünden nicht.

Jesaja 43,24-25

„Ich entschuldige mich“, ist eine oft gebrauchte Redewendung unter uns.

Das sagt dann jemand, der irgendwie Mist gebaut hat und das einsieht. Der einen Termin verpasst hat und merkt, dass er die Gastgeber verärgert hat. Der einen Verkehrsunfall verursacht hat und spürt, was er angerichtet hat. Der einen lieben Menschen durch ein böses Wort verletzt hat und das wieder geraderücken will.

Das Dumme ist nur: Ich kann mich gar nicht entschuldigen. Ich kann mich nicht hinstellen und sagen „Ich entschuldige mich“ – und dann ist der Fall erledigt. Nein, so einfach geht das nicht. Ich kann mich nicht entschuldigen. Das kann nur der tun, an dem ich schuldig geworden bin. Ich kann nur um Entschuldigung bitten. „I beg your pardon“, „Entschuldigen Sie bitte“, heißt es deshalb im Englischen völlig richtig. Nur bei uns, in unserer Sprache hat sich etwas Verräterisches eingeschlichen. „Ich entschuldige mich“, das klingt so einfach. Als sei das so leicht mit Schuld und Vergebung, frei nach dem Motto: Wenn ich nur diesen Satz sage, dann ist alles okay. Ist es aber nicht.

Ich glaube, dass das Thema Sünde und Schuld heute überhaupt wenig gefragt ist, vor allem auch im Blick auf die Beziehung zu Gott. Da reden viele nur noch von einem liebenden Gott, der sowieso alles vergibt, falls da etwas schiefgelaufen sein sollte. Sünde wird höchstens noch als Betriebsunfall angesehen. Dass Jesus ans Kreuz gegangen ist, um mit seinem bitteren Tod unsere Schuld abzutragen, ist eine fremde Botschaft, auch wenn sie im Neuen Testament die Kernbotschaft überhaupt ist. „Seit der Erfindung des Rades ist keine so bedeutende Erfindung mehr gemacht worden wie die neueste: die Abschaffung der Sünde,“ hat vor kurzem einer gesagt.

Dabei ist das mit der Sünde eine todernste Sache. Das deutsche Wort Sünde sagt dazu schon eine Menge. In meinem etymologischen Wörterbuch wird Sünde von Sein abgeleitet. Sünde, heißt es dort, ist ein Notstand des Seins. Denn darum geht es in der Tat: Gott hat den Menschen sich zum Gegenüber geschaffen. Stattdessen hat der Mensch wieder und wieder diese Beziehung aufgegeben, hat Gott einen lieben Gott sein lassen, hat sich stattdessen selbst zum Gott gemacht. Sünde ist der selbstverschuldete Versuch, Gott loszuwerden, um selbst an seine Stelle zu treten.

Sünde ist Selbstsucht - auf Kosten Gottes und der Mitmenschen. Und von der Neigung zu dieser Selbstsucht sind wir selbst alle nicht frei.

Nun fällt mir da eine Bibelstelle ins Auge. Im Buch Jesaja sagt Gott an einer Stelle ohne Umschweife: „Mir hast du Arbeit gemacht mit deinen Sünden und hast mir Mühe gemacht mit deinen Missetaten.“ Ja, so ist das bei Gott. Er kann es nicht hinnehmen, dass wir uns so von ihm entfremden. Er tut sich schwer mit unserem Eigensinn. „Die Folge der Sünde ist der Tod“, heißt es einmal im Neuen Testament. Denn Sünde ist Gottesverlust, Gottverlassenheit. Was ist da noch Leben, wenn wir von Gott verlassen sind?

Ja, Gott nimmt unsere Sünde ernst, viel ernster als wir selbst das oft tun. Deshalb musste das Volk Israel 40 Jahre in der Verbannung in Babylon leben, weil es sich vorher von Gott abgewandt und sich gegen ihn versündigt hatte. Es hatte Gott verloren. Aber Gott sei Dank ist das nicht das letzte Wort Gottes über das Leben seines Volkes. Er setzt seine Rede im Jesajabuch fort und sagt: „Ich, ich tilge deine Übertretungen um meinetwillen und gedenke deiner Sünden nicht.“ 

Das Volk hat genug gelitten. Es darf heimkehren. Gott breitet wieder seine Arme aus, wie damals der Vater in der Geschichte vom verlorenen Sohn. Weil Gott so ist und weil er von uns nicht lassen will, darum hat er Jesus, sein Ein und Alles, ans Kreuz gehen lassen. Jesus hat die ganze Schuld der Menschheit auf seine Schultern genommen.

Wer sich an ihn, Jesus, hält und seine Vergebung in Anspruch nimmt, der wird dann nicht mehr sagen: „Ich entschuldige mich“. Sondern er wird sagen: „Vielen Dank, Herr Jesus, dass Du mich entschuldigt hast.“

Sie möchten noch tiefer in die Bibel eintauchen? Wir empfehlen unsere Sendereihe:

Anstoß

Ihr Kommentar

Die E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Alle Kommentare werden redaktionell geprüft. Wir behalten uns das Kürzen von Kommentaren vor. Ein Recht auf Veröffentlichung besteht nicht.

Kommentare (3)

Pfr.i.R Dietrich T. /

Lieber Bruder , eine sehr gute Andacht. Sollte man sich 3x anhören. Oder lesen. Danke ! Ihnen und Ihrer Familie von Herzen Gottes Segen.

Kristian H E. /

Dieses Verständnis von der Natur der Sünde und des Wesens der Entschuldigung (die nur von Gott selbst kommen kann) hilft mir sehr. Danke sehr!

Ruth N. /

Weshalb steht da eigentlich " um meinetwillen" und nicht " um deinetwillen?
Die Übersetzung von Sünde mit "Notstand des Seins" finde ich echt treffend