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Krone richten

Die Bibelstelle Jesaja 62,3 – ausgelegt von Roland Bunde.

Du wirst sein eine schöne Krone in der Hand des HERRN und ein königlicher Reif in der Hand deines Gottes.

Jesaja 62,3

„Du wirst sein eine schöne Krone in der Hand des HERRN und ein königlicher Reif in der Hand deines Gottes“ – so lautet der heutige Losungsvers der Herrnhuter Brüdergemeine aus dem prophetischen Buch (Jesaja 62,3). Ich versuche, mir eine schöne Krone und einen königlichen Reif, ein Diadem, vorzustellen. Es ist ein in die Zukunft gerichtetes Bild. Aber wen hat der Prophet vor Augen, wenn er sagt „du wirst sein“?! Es geht um Zion und eine neue Gerechtigkeit. Was Jesaja in Aussicht stellt, ist verheißungsvoll. Endlich wird es Gerechtigkeit geben. Gerechtigkeit, die unser HERR und Gott wie eine Krone in der Hand hält, die er aber nicht für sich behält. Zion wird sein wie eine schöne Krone. Zion wird also Macht übertragen. Wohlbemerkt, damit von Zion Gerechtigkeit ausgeht und alle Nationen sehen können, dass Gott allmächtig und ja auch gerecht ist.

Ich weiß nicht, was Sie mit Zion verbinden. Ich habe eine Zeit lang als Volunteer in Jerusalem gelebt und war etwas enttäuscht, als ich an dem Ort stand, den man Zion nennt. Ein unscheinbarer Hügel. Erstaunlich, dass aus Zion ein Synonym für einen heiligen Ort und die Stadt Jerusalem, ja sogar das himmlische Jerusalem geworden ist. Es waren schließlich die Anhänger des Zionismus, die dafür sorgten, dass es heute wieder einen jüdischen Nationalstaat gibt – Israel. Fragt sich, inwiefern sich diese Prophezeiung „du wirst sein wie eine Krone“ in Bezug auf Israel erfüllt hat. Eine schwierige Frage, die jede Generation wieder neu beantworten muss. Als Jesus in Israel gewirkt hat, sprach er oft vom angebrochenen Reich Gottes, und dass wir zuerst nach seiner Gerechtigkeit trachten sollen. Und was ist geschehen? Die Menschen in Jerusalem verspotteten ihn und man krönte ihn mit einer Dornenkrone. Und heute? Kann Krieg für mehr Gerechtigkeit sorgen?

„Du wirst sein wie eine Krone“ – die Krone steht für politische Macht, die Gott überträgt. Nur leider reißen die Mächtigen dieser Welt oft die Krone aus der Hand Gottes. Sie reißen die Macht an sich. Eigentlich nicht verwunderlich. Das war schon immer so – auch in der Geschichte Israels. Damit musste Gott rechnen. Umso erstaunlicher, dass er bereit ist, alle unsere Sünden zu vergeben. Daran hat sich nichts geändert. Gott krönt uns mit Gnade und Barmherzigkeit. Und es sind gerade die Menschen, die Unrecht erleiden, denen er Gerechtigkeit verschafft (Psalm 103). Ich muss an das denkwürdige Zitat der verstorbenen Holocaust-Überlebenden, Margot Friedländer, denken: „Es gibt kein christliches, kein muslimisches und kein jüdisches Blut. Es gibt nur menschliches Blut“. Wie viel menschliches Blut wurde schon vergossen? Auch Jesus wurde gekreuzigt – in Zion. Und tatsächlich hat sich auf diese Weise die Prophezeiung des Jeremia erfüllt. Durch das, was Jesus am Kreuz auf Golgatha für alle Menschen getan hat, hält Gott uns die Krone der Gerechtigkeit hin. Wir können sie im Glauben annehmen.

Vielleicht kennen Sie diesen Spruch, der auf Tassen oder Frühstücksbrettchen zu lesen ist: „Hinfallen – Aufstehen – Krone richten – Weitergehen.“ Wenn ich falle, werde ich aufstehen und mir bewusst machen, dass Gott mich mit Gnade und Barmherzigkeit krönt. Und weil ich das schon so oft erlebt habe, möchte ich weitergehen und schauen, was ich dazu beitragen kann, damit es etwas gerechter zugeht in dieser Welt.

► Mehr Infos zum Buch Jesaja:

 

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