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/ Wort zum Tag

Gottes Reich wächst von selbst

Martin Knapmeyer über Markus 4,26-28.

Jesus spricht: Mit dem Reich Gottes ist es so, wie wenn ein Mensch Samen aufs Land wirft und schläft und steht auf, Nacht und Tag; und der Same geht auf und wächst - er weiß nicht wie. Denn von selbst bringt die Erde Frucht.

Markus 4,26–28

„Ach wenn doch Gott endlich König werden würde – über Israel und über die ganze Welt!“ Elieser sehnte sich danach. Er war Pharisäer, für ihn war Gott schon jetzt der Herr, dem er gehorchte. In allem wollte er nach Gottes Geboten handeln. Wie gut wäre es, wenn endlich alle sich unter Gottes Herrschaft beugen würden! Elieser war gewiss: „Gott wird jeglicher menschlichen Herrschaft ein Ende setzen. Menschliche Herrscher sind doch immer gefährdet von Machtgier, Selbstherrlichkeit und Korruption. In Gottes Reich wird es das alles nicht mehr geben. Er wird gerecht herrschen. Kein Unschuldiger wird mehr leiden, niemand mehr unterdrückt. Alle richten sich dann nach Gottes Willen. Alles wird gut werden.“

Schon als Elieser das erste Mal Jesus reden gehört hatte, spürte er: Auch Jesus war erfüllt von dieser Sehnsucht nach Gottes Reich. Und er konnte so begeisternd und anschaulich davon reden. Elieser war längst nicht in allem einer Meinung mit Jesus. Doch er hörte ihm gern zu - auch an diesem Sabbat in der Synagoge, dem jüdischen Versammlungshaus. Jesus hatte Worte aus der Heiligen Schrift ausgelegt. Nach dem Gottesdienst wurde er umlagert von Pharisäern, die mit ihm diskutieren wollten. Auch Elieser war dabei. Ungeduldig wartete er, bis er endlich seine Frage an Jesus richten konnte: „Jesus, du willst doch auch, dass Gott bald seine Herrschaft antritt. Was lehrst du: Wird Gottes Reich schneller kommen, wenn unser Volk Gottes Gebote streng beachtet, wie wir Pharisäer es jetzt schon tun? Ein Rabbi hat gelehrt: ‚Wenn Israel nur ein einziges Mal den Sabbat wirklich halten würde‘ – konsequent ruhen, wie Gott es gebietet -, ‚würde der Messias kommen‘ und mit ihm das Reich Gottes.“

Da fiel ein anderer Pharisäer ein: „Und die Zeloten, die Aufständischen, meinen: ‚Wenn wir unsere römischen Besatzer besiegen und aus dem Land treiben, beschleunigen wir das Kommen des Gottesreiches.‘ Was sagst du dazu, Jesus?“

Jesus sah die Fragenden an. Er antwortete: „Mit dem Reich Gottes ist es so, wie wenn ein Mensch Samen aufs Land wirft und schläft und steht auf, Nacht und Tag; und der Same geht auf und wächst – er weiß nicht wie. Von selbst bringt die Erde Frucht, zuerst den Halm, danach die Ähre, danach den vollen Weizen in der Ähre. Wenn aber die Frucht reif ist, so schickt er alsbald die Sichel hin; denn die Ernte ist da.“

Elieser verstand sofort, was Jesus damit sagte. Schließlich säte er selbst in jedem Frühjahr Getreidesamen aus – von seinem Vater hatte er einen kleinen Acker geerbt. Und schon sein Vater hatte gesagt: „Der Weizen wächst nicht schneller, wenn du mit deinen Fingern an den Halmen ziehst.“ Gottes Reich wächst von selbst – automatisch -, aus der Kraft Gottes, die in ihm steckt. Wir Menschen sind es nicht, die Gott zum Durchbruch verhelfen.

Elieser staunte über Jesus – über sein Vertrauen auf Gott. Mitten in dieser Welt, die so sehr bestimmt wird von menschlicher Schwäche und Schuld, lässt Gott sein Reich wachsen. „Wenn das stimmt“, dachte Elieser, „dann brauche ich mich nicht mehr krampfhaft abzurackern, als hänge Gottes Reich von mir ab. Kann ich so wie Jesus auf Gott vertrauen?“

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