/ Wort zum Tag
Gott kleckert nicht, er klotzt!
Renate Schmidt über Joel 2,19.
Der HERR sprach zu seinem Volk: Siehe, ich will euch Getreide, Wein und Öl die Fülle schicken, dass ihr genug daran haben sollt.
So verspricht es Gott – wenn sein Volk sich ihm wieder zuwendet. Aber diese Fülle gibt es ja auch für alle – für Fromme und Unfromme… Gott beschenkt alle!
Denn: Unser Gott ist kein sparsamer Gott! Keiner, der grade mal so ein bisschen gibt…
Das sehen wir in der Natur: was für eine Fülle ist da zu finden! Sehe ich die Sämchen einer Birke – so ein „Würstchen“ hat doch – ich hab’s nicht gezählt – sicher 30 Sämchen in sich; und solche „Würstchen“ hängen zu – ja: Hunderten? – an einem Baum. Die gehen nicht alle auf, wenn sie auf den Boden fallen – was für eine Verschwendung!? Vielleicht dienen viele auch als Futter für Vögel? Was für eine Fülle in der Natur: Die Vielfalt der Pflanzen und Tiere: 500 000 Pflanzenarten kennt man, und man schätzt: das sind erst 10 Prozent vom Ganzen – also wären es 5 Millionen Pflanzenarten, und bei den Tieren noch viel mehr! Gott „kleckert nicht, er klotzt!“ -Auch bei den Lebensmitteln: Nahrung gäbe es genug für alle auf der Welt – wenn wir sie nur gerecht verteilt bekämen, es würde für alle reichen!
Und ja, es gibt auch das Gegenteil von Fülle: den Mangel! Wenn bei uns Winter ist, dann mangelt es an Wärme, an Licht, an Farben… und vielleicht muss das auch so sein, denn wie sehr sehnt man sich nach dem Frühling, und wie staune ich jedes Jahr über die Fülle der Blumen, die aus dem Boden drücken…
Bei mir ging im Sommer die Heizung nicht – die brauchte man da nicht; aber nun hatte ich kein warmes Wasser. Kalt duschen ist was für Helden, auch im Sommer! Aber es gibt auch Wasserkocher und Waschlappen, „wie früher!“ Als dann das Wasser wieder warm war – wie herrlich war es, zu duschen! Wie genieße ich das wieder – anstatt es nur als Pflicht zu sehen und lästiges Übel!
Wie leben wir in einem Land der Fülle! Wie viele Sorten Nudeln gibt es etwa!
Hier durch den Propheten Joel verspricht Gott diese Fülle denen, die zu ihm umkehren, die ihn bewusst suchen und ehren. Denn: Fülle kann auch gedankenlos genommen werden und dann zur Qual werden: welche Sorte Nudeln kaufe ich? Und: Fülle kann mit einem dankbaren Herzen genommen werden, dass ich mich durch sie an Gott freue, dass seine Güte mein Herz erfüllt, so dass ich ein „erfülltes“ Leben habe.
Ich bin grade in einer Lebensphase, wo ich viel zurückdenke; was für ein Leben habe ich bisher gehabt? Ich hatte so ein erfülltes Leben! Ja, auch voll von Arbeit, voll von Lästigem auch: Büroarbeit - nervig, und nie fertig… Oft abends müde zum Umfallen. Auch da eine Fülle! Aber mein Leben war auch erfüllt von Menschen, von Aufregendem und Spannendem; erfüllt von Ideen, ich durfte so kreativ sein – ich staune! Auch wenn ich ein ganz unscheinbares Leben lebe. Und wenn ich jetzt gehen müsste – es wäre genug gewesen. „Ihr sollt genug daran haben!“ Herrlich!
Und es ist noch nicht zu Ende: – immer sind noch Ideen da, immer könnte „noch mehr“ kommen; immer noch fällt es mir schwer, abends aufzuhören; ich könnte es immer noch besser machen… Dann fange ich an zu danken und werde wieder zufrieden. Und ich freue mich auf den Himmel, wo die Fülle dann wirklich nicht mehr „nervig“ ist, sondern nur noch wunderbar.
Mir ist aufgefallen: hier steht „Ich will euch Getreide, Wein und Öl die Fülle schicken…“ Getreide – ja, das brauchen wir, der Magen voll, die ganzen Mineralstoffe und Kohlenhydrate und Ballaststoffe; Öl auch – Fett ist Geschmacksträger und gibt dem Körper Energie. Aber Wein – das fällt irgendwie heraus; den braucht man nicht unbedingt zum Leben… Wein ist ein festliches Getränk – es geht bei Gott also nicht nur ums Überleben, sondern um Freude! Und vielleicht auch um die Leichtigkeit, die man spüren kann beim Weintrinken; natürlich Wein in Maßen…
Was für ein Gott, mit dem ich leben darf – und jeder Mensch!
Ihr Kommentar
Kommentare (4)
Liebe Frau Schmidt, ich habe mir gerade Ihr Wort zum Tag angehört.
Vielen Dank dafür.
Ich spüre Ihre große Freude u freue mich daran und an Ihren Worten.
Alles Gute für Sie.
Vielen Dank für diese schöne aufmunternde und augenöffnende Predigt heute. Wie schnell vergisst man und hält es für selbstverständlich die Fülle an Dingen und anderem, die Gott uns jeden Tag schenkt … mehrund für die man dankbar sein muss. Ich finde es bemerkenswert und toll, wie dankbar Sie auf ihr Leben zurückschauen können. Ist dies nicht das grösste Geschenk, dass Sie kein Gefühl des Bedauerns haben, dass Sie einen falschen Weg eingeschlagen hatten und in der Rückschau gern eine andere Wahl treffen würden. Ich kann dies leider nicht von mir sagen. Ich muss noch meinen Frieden mit mir selbst finden. Ich bin Gott sehr dankbar für die Fülle an Dingen, die er mir gegeben hat. Ich hätte aber auf manchen Kreuzungen meines Lebens nur mehr auf ihn als Wegweiser hören sollen. Ich wünsche Ihnen eine gesegnete Advents- und Weihnachtszeit.
„Ich will euch Getreide, Wein und Öl die Fülle schicken…“ sprach der Herr zu seinem Volk
1) Ich will euch schicken:
- schickt Gott Getreide, Wein, Öl?
- er schickt Jesus, allerdings erst rund 500 … mehrJahre später, und sandte mit ihm
- Getreide (das fleischgewordene Wort): "Ich bin das Brot des Lebens"
- Wein (das neue Testament, das in neue Schläuche gehört) zum alten Wein (welches in den alten Schläuchen belassen bleiben soll)
- Öl: den Gesalbten, den verheissenen Messias - aber auch den heiligen Geist nach Jesu Himmelfahrt, um das Wort, "die ganze heilige Schrift", besser zu verstehen
2) die Fülle
- anschaulich das Beispiel der Birkensämchen (vielleicht sehe ich heute eine schöne Birke)
- auch Jesus erzählt vom üppig gestreuten Samen (wiederum fehlt es nicht an der Samenmenge)
- Vers 2,19 bezüglich Fülle ist allerdings nicht vollständig zitiert, "dass ihr genug daran haben sollt, und will euch nicht mehr unter den Völkern zuschanden werden lassen." situative Fülle ist allenfalls zu erleben
3) danke, Frau Schmidt
- wie Sie in fröhlicher Art das erfüllte Leben beschreiben: [Und wenn ich jetzt gehen müsste – es wäre genug gewesen. „Ihr sollt genug daran haben!“ Herrlich!]
- dass Sie Fülle und Überfluss als Privileg und auch als Qual darstellen
Danken wir Gott, dass er jedem Menschen ermöglicht, mit ihm zu leben. Nicht allein in situativer Fülle des Brotes zu leben (vor allem, wenn gar keines zu bekommen ist), sondern von jedem Wort, das das aus dem Mund Gottes geht (Mt 4,4).
Ach, war das jetzt schön!!
Guten Morgen
Ich mag so sehr Ihre Art, wie sie erzählen. Und auch Ihren beschwingten Tonfall. Da kann ich ja nur gute Laune bekommen!
Ganz herzlichen Dank und ich wünsche eine schöne, besinnliche und gesegnete Weihnachtszeit