/ Wort zum Tag
„Not lehrt beten!“
Klaus Jürgen Diehl über Psalm 81,8.
Gott spricht: Als du mich in der Not anriefst, half ich dir heraus.
„Not lehrt beten!“ So heißt es im Volksmund – und so bringt es auch das biblische Wort aus Psalm 81, Vers 8 zum Ausdruck:
„Gott spricht: Als du mich in der Not anriefst, half ich dir heraus!“
Aber dass die Not einen Menschen ins Gebet treibt, und sie dann auch seine konkrete Hilfe erfahren, ist keineswegs selbstverständlich. Manche geben nach einigen Versuchen das Beten wieder auf, weil Gott ja doch nicht in ihrer Not darauf geantwortet hat. Vielleicht, weil er nicht wollte oder auch nicht konnte. Ja, vielleicht existiert er ja auch gar nicht! Und so halten manche das Gebet für eine zwecklose Selbsttäuschung, weil da ja doch kein Gott ist, der es hört und darauf antwortet.
Mich hat in diesem Zusammenhang die Erfahrung des norwegischen Widerstandkämpfers Petter Moen beeindruckt. In einem frommen Elternhaus aufgewachsen, wendet er sich in jungen Jahren entschieden vom christlichen Glauben ab. Als die Nazis seine konspirative Untergrund-Tätigkeit aufdecken und ihn verhaften, muss er mit der Todesstrafe rechnen. In seiner Not spürt er das starke Bedürfnis, sich im Gebet an Gott zu wenden. Doch sein atheistisch geschulter Verstand erhebt energisch Einspruch dagegen: „Nur weil du Angst vor dem Tod hast, meinst du, dich an Gott als dem vermeintlichen Retter klammern zu sollen! Aber dein Verstand sagt dir doch, dass das nur eine Illusion ist!“ Doch die innere Unruhe lässt sich so nicht abschütteln, und der Wunsch zu beten, dass Gott ihm antworten möge, weicht nicht aus seinem Herzen. Nach und nach wird ihm bewusst, dass es letztlich nicht sein Verstand ist, der Einspruch gegen die Existenz Gottes erhebt, sondern sein Stolz, der nicht zugeben will, auf Gott angewiesen zu sein. Als ihm wie Schuppen von den Augen fällt, dass „die ganze Welt nur Nahrung für das Feuer ist, das zu Ehren meiner Eitelkeit brennt“, kann er sich mit einem Mal vertrauensvoll an Gott wenden. Er schreibt: „Ich habe zu Gott gebetet, aufrichtig und mit Tränen, er möge mir einen Zipfel vom Mantel des Glaubens schenken“. Einige Zeit später hat er völlig überraschend in seiner Gefängniszelle eine Christus-Vision, und ein tiefer Friede erfasst ihn. Zwar wird er die Freiheit nicht wiedererlangen, weil das Schiff, auf den ihn die Nazis im September 1944 verfrachten, seinen Bestimmungshafen nicht erreicht. Doch sein während der Haft geführtes, später aufgefundenes Tagebuch zeigt neben den inneren Kämpfen die tiefe Dankbarkeit eines Mannes, der nach einem langen Irrweg Gott gefunden hat. So hat Gott in der Not sein Gebet erhört, auch wenn ihm dann ein Leben in Freiheit versagt blieb.
Ich weiß nicht, was Sie möglicherweise davon abhält, sich in Nöten und Schwierigkeiten vertrauensvoll an Gott zu wenden. Vielleicht sind es intellektuelle Zweifel oder enttäuschende Erfahrungen, die Sie daran hindern. Ich möchte Ihnen dennoch mit der Geschichte von Petter Moen Mut machen, Ihre Vorbehalte und Einwände hinter sich zu lassen. Sie werden erfahren, dass Ihr Gebet nicht unerhört bleibt. Auch wenn Sie dabei unter Umständen erfahren, dass Gott Ihnen auf andere Weise antwortet und hilft, als Sie es erwartet haben. Aber weil Gott selbst immer wieder in der Bibel verspricht, uns aus verfahrenen Situationen und Nöten herauszuhelfen, wenn wir ihn darum bitten, können wir darauf vertrauen, dass er sein Versprechen auch wahr macht.
Ihr Kommentar
Kommentare (6)
Lieber Michael!
Ihr Kommentar hat mich berührt, weil es mir zur Zeit ähnlich geht wie Ihnen und auch schon in vergangenen Situationen so war.
Meine Erfahrung ist es, dass Gott nicht immer … mehrheraushilft, sondern auch oft HINDURCHhilft.
Oft haben wir Fähigkeiten, die wir nicht kennen oder nicht nutzen, die Gott aber schon in uns hineingelegt hat. Durch solche schwierigen Situationen, die sich lange nicht auflösen, lernen wir, diese Fähigkeiten zu gebrauchen. Das verändert uns und macht uns mehr und mehr zu dem Menschen, den Gott behutsam aus uns heraustöpfert.
Auch das kann Hilfe Gottes aus der Not sein. Das ist zumindest meine Erfahrung.
Im Rückblick kann ich sagen, dass ich immer stärker aus solchen Lebensabschnitten herausgegangen bin, als ich vorher war - und anders. Ich bin verändert worden.
Aber das sieht man nur im Rückblick. Inmitten der Situationen leider meist nicht.
Ich wünsche Ihnen Kraft zum Aushalten und zum Weiterbeten.
Denken Sie immer dran: Gott hat gesagt: "Wenn du durch Wasser gehst, will ich bei dir sein, und wenn du durch Ströme gehst, sollen sie dich nicht ersäufen. Wenn du ins Feuer gehst, wirst du nicht brennen, und die Flamme wird dich nicht versengen."
Ich ringe das der Glaube an den leiblichen auferstandenen Jesus (von der geistigen Auferstehung bin ich überzeugt)nicht nur in meinem Kopf sondern ins Herz rutscht(ankommt)
Guten Tag Herr Diehl,
vielen Dank für Ihre Auslegung des heutigen "Wort zum Tag".
Ich befinde mich inmitten einer verfahrenen Situation und bitte Gott inständig, mir aus dieser Situation … mehrherauszuhelfen. Ich erwarte Gottes Hilfe, auf seine Weise, d. h., nicht nach meinen Vorstellungen. Doch es ändert sich nichts. Schaut Gott einfach zu und wartet mit seiner Antwort auf meine Not? Ich finde auf diese Frage keine Antwort. außer die, daß ich ohnmächtig und unglücklich bin!
"Not lehrt beten",
ja, das habe ich sehr eindrücklich selbst erlebt. Ich danke Ihnen lieber Bruder Pastor Diehl, für diese Tageslese.
Ich würde Ihnen gerne erzählen, wie wie ich es erlebt habe. … mehr
1998 starb unser jüngster Sohn, mit 19 Jahren nach 10 Jahren Kampf gegen die Leukämie.
Nach seinem Tod konnte ich nicht arbeiten und jobbte kurzzeitig in einem Geschäft eines Verwandten in Herborn. Ich hatte damals KEINE Beziehung zum Herrn Jesus. Es ging mir sehr schlecht. Ich war alleine in dem Geschäft und weinte und schrie laut,
"Herr Jesus, bitte bitte schick mir doch einen Christen mit dem ich reden kann"
Ich hatte gerade meinen Hilferuf geschrien, da sehe ich ein Ehepaar, die ich aus der FEG in Giessen kannte, vor dem Schaufenster stehen. Ich dachte noch, das kann ja gar nicht sein, die wohnen ja viel zu weit weg. Die Tür geht auf und sie kommen herein. Ich fragte beide, wie kommt Ihr denn hierher? Antwort: Wir waren beim Arzt in Frankfurt und hatten den ganzen Morgen den Gedanken im Kopf,
"wir müssen den Rolf besuchen"
Wir hatten ein sehr gutes Gespräch. Es hat dann aber noch bis 2009 gedauert, bis ich bis ich hier in der Ev. Gemeinschaft, Bad Homburg zum lebendigen Glauben an den Herrn Jesus Christus kam.
Da hat der Herr Jesus die beiden Geschwister schon losgeschickt, bevor ich überhaupt um Hilfe schrie.
Das macht der Herr Jesus, aller Dank gebührt IHM!
Heute darf ich mit meiner lieben Frau gemeinsam im lebendigen Glauben an den Herrn JESUS leben.
Amen
Guten Morgen Herr Pastor Diehl,
das ist eine wunderbare Auslegung.
Danke dafür
Lb.Gr.Ute