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Tiefer geht nicht

Volker Teich über Psalm 74,22.

Mach dich auf, Gott, und führe deine Sache.

Psalm 74,22

Tiefer geht es nicht mehr. Asaf, ein Sänger am Tempel von Jerusalem sitzt im Keller seines Hauses. Sein Gesicht trägt die Spuren verzweifelter Angst. Er hat sich versteckt. Denn babylonische Soldaten streifen durch die Stadt und plündern und zerstören, was noch nicht kaputt ist. Und das Schlimme: Asaf hat die grölenden Stimmen vom Tempelplatz gehört, als die Soldaten ihre Siegeszeichen dort aufstellten. Er hat die Axtschläge gehört, als sie das Innere des Tempels kurz und klein schlugen. Unvorstellbar! Die prächtige Inneneinrichtung des Tempels haben sie zerschlagen und dann mit Feuer verbrannt. Man riecht es noch. Tiefer geht es nicht mehr, Asaf schreit zu Gott. Er erinnert Gott an seine herrliche Schöpfung und an seine großen Taten mit seinem Volk Israel. Wo ist er jetzt? Kann Gott das zulassen, dieses Morden und Sterben, dieses blinde, sinnlose Zerstören? Am Ende seines Gebetes bricht er aus in den Ruf: „Mach dich auf, Gott, und führe deine Sache“, so im Psalm 74, Vers 22. Mach dich auf Gott, und führe deine Sache. Oder wörtlich übersetzt: Erhebe dich Gott und richte dein Gericht! Verzweifelt ruft dies Asaf aus. Tiefer geht es nicht mehr.

Wie geht es wohl Menschen in der Ukraine, denen die Häuser zerbombt wurden und auch die Kirchen in Schutt und Asche gelegt wurden. Tiefer geht es nicht mehr, Schlimmer kann es nicht mehr kommen. Was denken sie? Was beten sie?

Und wie geht es Menschen in unseren Kliniken, wenn immer neue Diagnosen festgestellt werden und man immer schwächer wird, immer matter. Was ist dann unser Gebet? „Herr erbarme dich, erbarme dich jetzt und hilf“? Was trägt dann, wenn es tiefer scheinbar nicht mehr geht? Ist es auch die Erinnerung an Gott, der alles, auch mich geschaffen hat? Oder die Erfahrungen, die ich einmal mit Gott gemacht habe. Was trägt, wenn es tiefer nicht mehr geht.

„Mach dich auf, erhebe dich Gott“, betet Asaf. Geht es wirklich nicht tiefer? Es geht tiefer. Es war viele hundert Jahre nach Asaf. Der Tempel stand wieder, der Tempel Herodes des Großen, Wunderschön, ein Weltwunder seiner Zeit. Doch vor Jerusalem standen drei Kreuze. In der Mitte hing Jesus, der Sohn Gottes. Er hing dort und starb mit den Worten: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen“? Tiefer geht es nicht mehr. Erhebe dich Gott! Dort am Kreuz war Gottes Sohn erhöht. Dort starb Jesus Christus für uns. Dort gab er sein Leben für uns. Tiefer geht es nicht mehr. Gott selbst geht in diese Tiefe und ist uns nahe, wenn wir ganz unten sind. Er hält uns gerade dort in seiner Hand. Darauf dürfen wir vertrauen.

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Kommentare (5)

Marianne /

Vielen Dank. Ihnen, uns allen eine gesegnete Woche.

Christian Knobeloch /

Danke, habe noch nie diese Tiefe in einer Predigt gehört, danke !

Riebartsch /

Die Andacht war sehr gut

Volkhard P. /

Lieber Herr Teich, das spricht mir aus der Seele. Danke für die Worte in dieser nicht einfachen, ereignisreichen Zeit. Gott ist für uns, wer sollte gegen uns sein ?
Herzliche Grüße,
Volkhard

Peter K. /

Lieber Herr Teich,
danke für die wunderbaren tröstlichen Gedanken. Auch für die Stimme, die dazu den richtigen Ton gefunden hat.
Gott segne Sie!
Peter K.