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/ Wort zum Tag

Trauer verwandeln

Daniel Eschbach über Johannes 16,20.

In den Abschiedsreden nach Johannes versucht Jesus seine Jüngerinnen und Jünger vorzubereiten: Auf das Unvorstellbare, das in seinem Weg in den Tod geschehen wird. Auf Angst. Auf Trauer. Auf Verzweiflung. Es sind Reden voller Warnhinweise. So zum Beispiel jener in Johannes 16,20: „Amen, ich versichere euch: Ihr werdet jammern und weinen, und die Welt wird sich freuen. Ihr werdet traurig sein; doch ich sage euch: Eure Trauer wird sich in Freude verwandeln.“

Wir wollen das eigentlich nicht hören. Dass die Treue zu Jesus etwas, womöglich viel kostet. Dass sie uns jammern, klagen, weinen lassen wird. Lieber würden wir wissen, wie Petrus einmal fragte: „Wir haben alles verlassen und uns ganz auf dich eingelassen. Jesus, was kriegen wir dafür? Was ist unser Lohn?“ – Der Lohn ist, dass die Trauer nicht das Letzte ist. Dass sie sich in Freude verwandeln wird. Dass aus Tränen Perlen werden.

Aber die Bibel ist da ganz realistisch. Zum Leben und Glauben gehört beides dazu: Freude und Trauer, Niedergeschlagen sein und ausgelassener Tanz. Es gibt keine Light-Variante der Nachfolge. Es gibt nur das ganze Leben. Das volle Programm. Dies aber mit der Aussicht, dass am Schluss die Freude und die Liebe triumphieren werden.

Ist das billige Vertröstung auf das Jenseits? So haben viele Mächtige zu allen Zeiten die Theologie missbraucht. Sie haben Arme und Schwache unten gehalten, indem sie ihnen versprachen: Wenn Ihr jetzt brav seid und still leidet, dann werdet ihr es im Himmel umso besser haben. So haben sie die Bibel zum Instrument ihrer Machterhaltung gemacht. Und ihre Botschaft ins Gegenteil verkehrt.

Natürlich spricht die Bibel in glänzenden Farben von der Vollendung in der Zukunft. Aber nicht nur. Die Verwandlung von Trauer in Freude geschieht auch schon in diesem Leben. In Psalm 30,12 stehen Sätze, die stark an Johannes 16,20 erinnern. Aber sie stehen dort nicht in der Zukunftsform, sondern im Perfekt. Für diesen Psalmbeter ist es bereits geschehen: „Du hast meine Klage in einen Freudentanz verwandelt. Das Trauergewand hast du mir ausgezogen und mir ein Festkleid angelegt.“ – Wohl gehören Klage, Tränen, Verzweiflung etc. zum Leben dazu. Davor ist niemand gefeit. Aber ihre Macht ist begrenzt von Gott. Er spricht uns zu, dass auch in unserem Alltag, heute, er daran ist zu verwandeln: Klage in Freudentanz, Tränen in Perlen, Verzweiflung in Hoffnung.

 

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Kommentare (2)

Stefan K. /

Einen schönen guten Morgen und ganz herzlichen Dank, für diese Andacht zur rechten Zeit, auch wenn man sie das ganze Jahr über hören könnte. Sie ist bestens gelungen. Einen guten Wochenstart wünsche ich.

Sabine K. /

Lieber Herr Eschbach, gerade jetzt bin ich in so einer niedergeschlagenen Situation. Ihre Worte haben mir Trost und Zuversicht gespendet.
Vielen Dank!