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/ Wort zum Tag

„Leere oder volle Hände?“

Renate Schmidt über 1. Timotheus 6,8-9.

Haben wir Nahrung und Kleidung, so soll uns das genügen. Die aber reich werden wollen, geraten in Versuchung und in die Schlingen vieler törichter und schädlicher Begierden.

1. Timotheus 6,8–9

Ja, auch ich bin reich: gerade bin ich aus dem Garten hereingekommen, ich konnte einfach nicht aufhören: hier noch ein Unkraut, Kompost rausbringen, es ist so schön, in der Sonne zu werkeln. Nur meine Knochen, mein Rücken signalisieren mir: es reicht! Und manchmal laufe ich (gefühlte 100 Mal am Tag treppauf-treppab, um aufzuräumen, oder „schnell mal noch was holen“, aus der anderen Etage: mein großes Haus ist wunderbar, aber es macht Arbeit; ich stöhne oft über die Unordnung, den Staub… Ja, Reichtum will gepflegt sein… Sind das Versuchung und Schlingen der Begierden? Ich bin dankbar für diesen Reichtum und genieße Haus und Garten. Und vieles von den schönen Dingen, die ich gesammelt habe, kommt ja der Gemeinde zugute: das anschauliche Material für den Unterricht, für Gottesdienste – ich liebe es, damit zu arbeiten!

Paulus mahnt Timotheus: Reichtum ist gefährlich! Jesus sagte das ja auch, er sprach vom „Götzen Mammon“. Der macht nicht glücklich, leider ist es ja nicht so: je mehr ich habe, desto zufriedener bin ich… Irgendwie hätte ich gerne immer noch mehr! Bei mir ist es nicht das schnellere Auto oder Neid auf den Nachbarn, der schon wieder in Urlaub fährt; dagegen bin ich doch ziemlich immun… – aber im Garten vielleicht noch einen duftenden Schneeball-Strauch haben, das wäre schön; einen Teich könnte ich anlegen – für Insekten… Aber das macht dann doch viel Arbeit; auch das alles zu pflegen! Wann ist es denn genug? Eigentlich doch nie!

Wir dürfen uns freuen an dem Schönen in dieser Welt! Warum sonst hätte Gott so viel Schönes erschaffen?! Schwierig wird es nur, wenn es nicht reicht; wenn ich nie zufrieden bin. In Vers 6 vorher – die alte Lutherübersetzung macht es deutlich, da heißt es: es ist aber ein großer Gewinn, wer gottselig ist und lässt sich genügen. Gottseligkeit, der Ausdruck gefällt mir: selig sein in Gott, mein Glück in Gott finden, und das reicht; dann bin ich im Frieden, zu-frieden. Ja, das ist genug, und da ist es egal, ob ich nun noch einen Strauch im Garten pflanze und noch einen Teich anlege – „Herr Jesus, danke für deine Liebe, danke, dass ich bei dir nicht schaffen, machen, rödeln muss… Ich bin mit mir oft nicht zufrieden – ich kritisiere an mir herum; aber du, Herr Jesus, du liebst mich wie ich bin...“ Das tut so unendlich gut!

In einem Glaubenskurs gab es dafür einen wunderbaren Vergleich: die Kursleiterin ging mit einem Blumentopf herum und bat: „Gib mir was, könntest du nicht? – nur ein bisschen…“ Der Blumentopf hatte keinen Boden! Wenn jemand etwas hineingelegt hätte – es wäre durchgefallen, und der Topf wäre leer geblieben. O weh – sind nicht so manche Menschen: sie bekommen und bekommen – und sie betteln sozusagen, aber es reicht nie. Dagegen gibt Gott einen „Liebesboden“, seine Liebe bleibt für immer und ewig, und nun kann reingefüllt werden und es bleibt drin. Ich muss nicht betteln gehen bei Menschen.

Unser alter Nachbar sagte oft – wir konnten es schon gar nicht mehr hören – „Ich hab noch nie en Wägele hinter nem Sarg herfahren sehen – ich nehm nix mit!“ Und er gab „mit warmen Händen“; immer hatte er ein kleines Geschenk dabei, wenn wir ihn eingeladen hatten; das erwarteten wir gar nicht, aber für ihn war es Lebensprinzip: „ich nehm nichts mit“.

Ja, ist das nicht schade? Wir kommen mit leeren Händen auf die Welt – und wir verlassen sie wieder ohne all das Schöne, das wir angesammelt haben. Aber ist das wirklich schlimm, wenn der Himmel auf mich wartet? Die Freude, und – ich bin mir sicher! – auch Tätigkeiten, und dann aber ohne schmerzenden Rücken?

Ich will heute danken für Nahrung und Kleidung – und für Menschen, die mich mögen, und den Garten, und die Zeit und die Kraft dafür; und ja: ich will danken auch für den schmerzenden Rücken, denn er bedeutet mir: ich kann was tun…

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Kommentare (4)

Gudrun R. /

Wie naheliegend und wie einfach und tausendmal Danke für die wunderbare Andacht an der ich teilhaben darf. Lieber Gruß

Hanne C. /

Liebe Frau Schmidt,
Sie sprechen mir aus der Seele!
Danke für Ihren tollen Beitrag.
Freundliche Grüße

Christa S. /

Vielen Dank für diese tolle Auslegung des Tagestextes.

Waltraud R. /

Sehr gut