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„Ich wünsch’ Dir Gottes Segen!“

Uwe Bertelmann über Epheser 1,3.

Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns gesegnet hat mit allem geistlichen Segen im Himmel durch Christus.

Epheser 1,3

Amtsübergabe im Landwirtschaftsministerium. Julia Klöckner gibt ihrem Nachfolger, dem „lieben Cem“, einige Ratschläge mit auf den Weg und: „Ich wünsch’ Dir alles Gute. Ich wünsch’ Dir Gottes Segen. Ich wünsch’ Dir Freude“. Als kleines Geschenk ein Gutschein für das schwäbische Spätzlerestaurant gegenüber dem Ministerium und ein persönlicher Brief auf dem Schreibtisch. So geht ein Machtwechsel in der Demokratie.

Aber abgesehen davon, dass man dem Nachfolger Erfolg gönnt und alles Gute wünscht - „Gottes Segen“ zu wünschen ist heute ja keine Selbstverständlichkeit mehr. Und wer das als Politiker so öffentlich sagt, für den ist es vielleicht nicht nur Floskel.

Da ertappe ich mich schon eher. Ich bewege mich beruflich in einem christlichen Umfeld. Da wünscht man sich schnell mal am Ende einer E-Mail und erst recht einer Geburtstagskarte „Gottes Segen“. Gehört sich ja so. Man will schließlich etwas Bedeutungsvolleres schreiben als immer nur „Liebe Grüße“. Einfach nur „alles Gute“ wäre auch banal. Man ist ja schließlich Christ.

Wenn Paulus Briefe schrieb, wünschte er auch Gottes Segen. Und er schreibt das nicht nur als Floskel, sondern erklärt ausführlich, was er damit meint. So endet z.B. der Brief an die Epheser mit den Worten: „Friede sei mit den Brüdern und Schwestern und Liebe mit Glauben von Gott, dem Vater, und dem Herrn Jesus Christus! Die Gnade sei mit allen, die unsern Herrn Jesus Christus lieben – in Unvergänglichkeit“ – Wow! Das ist mal ein Briefschluss! Und Paulus hat den Brief auch mit dem Segen Gottes begonnen: „Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns gesegnet hat mit allem geistlichen Segen im Himmel durch Christus“ – Eph 1,3 – der Herrnhuter Lehrtext für heute.

Wenn eine Ministerin ihr Amt an den Nachfolger übergibt und ihm dabei Gottes Segen wünscht, dann wünscht sie ihm vermutlich Gottes Beistand für seine Regierungsaufgaben. So ähnlich wie ein Minister beim Amtseid sagen kann „so wahr mir Gott helfe“. Das finde ich gut, wenn jemand damit zum Ausdruck bringt: „Ich weiß, es gibt da eine Instanz über mir.“ Wenn ich unter eine Geburtstagskarte „Gottes Segen“ schreibe, wünsche ich dem Betreffenden, dass Gott ihm im nächsten Lebensjahr Gutes tun möge, ihn begleiten möge, seine Arbeit gelingen lassen möge oder ähnliches.

Aber was ist denn, wenn das nicht passiert? Wenn die betreffende Person am Tag nach dem Geburtstag einen schweren Verkehrsunfall hat oder vom Arzt eine erschütternde Diagnose bekommt?

Was Paulus meint, geht noch viel tiefer. Ihm geht es um den „geistlichen Segen im Himmel durch Christus“. Gott hat uns durch Christus gesegnet – und zwar genau in dem Augenblick, als Christus verflucht am Kreuz hing. Verlassen von Gott. Verflucht von Gott – weil Christus den Fluch trug, der auf der Welt und der Menschheit lag. Hier werden alle religiösen Vorstellungen von Segen auf den Kopf gestellt. In jeder Religion bedeutet Segen die Gunst, die Nähe, vor allem die Wohltaten Gottes (oder der Götter).

Am Kreuz dreht sich alles um. Der Verfluchte wird der am meisten Gesegnete. Und in ihm werden wir gesegnet. Dieser Segen bedeutet nicht, dass Gott mir Gelingen schenkt bei allem, was ich tue. Dass das Leben rund läuft und ich irgendwann alt und lebenssatt sterbe. Dieser Segen bedeutet, dass Gott, der Vater mir Christus schenkt. Ich bekomme keine Garantie, dass alles glatt läuft. Jesus gibt seinen Gefolgsleuten nur eine Garantie: „Ich bin bei euch.“

„Ich wünsche Dir Gottes Segen“ heißt also etwas ganz anderes – und viel mehr, als ich auf den meisten Geburtstagskarten damit meine. Es heißt viel mehr als „möge Gott Dir helfen“. Segen heißt für Paulus: „Glauben von Gott, dem Vater und unvergängliche Gnade“, es heißt Jesus zu lieben und von ihm geliebt zu sein.

Dieser Wunsch wird nicht enttäuscht, wenn alles anders kommt, als erhofft. Wenn ich das nächste Mal „Gottes Segen“ unter eine Geburtstagskarte schreibe, meine ich das in diesem Sinne.

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Kommentare (3)

Birgit S. /

Vielen Dank für die Gedanken von Herrn Bertelmann gestern und heute. Mich haben diese sehr angesprochen. Man kann ihm auch gut zuhören. Ich würde mich über weitere Andachten von ihm freuen.

Silvia B. /

Danke fuer diesesn Gedankenanstoss! Da werde ich (hoffentlich) bei der naechsten Geb.-Karte /-wunsch genauer ueberlegen, was ich mit "Gottes Segen" wuenschen will / an Jesus zu denken, wie er am mehr

Heinrich D. /

Lieber Uwe Bertelmann,
das war eine sehr schöne gute Andacht. Ich werde diese Andacht heute auf Facebook meinen Freunden senden. Ihnen persönlich wünsche ich alles Gute und Gottes Segen.
Mit freundlichen Grüßen
Heinrich D.