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Gottesdienst, wie er sein soll

Jörg Dechert über Römer 12,1.

Paulus schreibt: Ich ermahne euch nun, Brüder und Schwestern, durch die Barmherzigkeit Gottes, dass ihr euren Leib hingebt als ein Opfer, das lebendig, heilig und Gott wohlgefällig sei. Das sei euer vernünftiger Gottesdienst.

Römer 12,1

Wie soll eigentlich ein guter Gottesdienst sein?

„Gediegen, mit klassischer Musik und ausgefeilter Liturgie“, wünschen sich die einen. „Modern und alltagsnah, zum Wohlfühlen“, sagen andere. „Mystisch, inspirierend und überraschend“, wünschen sich die Dritten. Und so weiter.

Ich glaube, es gibt so viele verschiedene Wunschvorstellungen für Gottesdienste – und oft auch Zerrbilder von Gottesdiensten – wie es Kirchtürme in Deutschland gibt.

Was ist ein Gottesdienst, wie er sein soll? Wussten Sie, dass diese Frage tatsächlich längst beantwortet ist? Und zwar anders, als Sie jetzt vielleicht denken, in nur zwei Sätzen im Neuen Testament, im Brief des Apostels Paulus an die Christen in Rom.

Im Römerbrief Kapitel 12 Vers 1 lese ich:

Weil Gott so barmherzig ist, fordere ich euch nun auf, liebe Brüder, euch mit eurem ganzen Leben für Gott einzusetzen. Es soll ein lebendiges und heiliges Opfer sein - ein Opfer, an dem Gott Freude hat. Das ist ein Gottesdienst, wie er sein soll.

Da ist er also, der ultimative Maßstab für einen Gottesdienst, wie er sein soll. Ohne Maßgaben für Liturgie, Musik, Modernität oder mystische Atmosphäre. Denn beim Begriff „Gottesdienst“ geht es Paulus um unendlich viel mehr als die gefällige Gestaltung einer Veranstaltung am Sonntagmorgen. Es geht um nicht weniger als das ganze Leben der Christinnen und Christen.

Und dieses Leben soll sich durch zwei Dinge auszeichnen.

Erstens: Wenn ihr Gott dienen wollt, so Paulus, dann setzt euch mit eurem ganzen Leben für Gott ein. Nicht nur Sonntag morgens, sondern 24/7, jeden Tag, jede Stunde, bis an euer Lebensende. Kein Bereich eures Leben soll von dieser Ausrichtung auf Gott ausgenommen sein. In euren Gedanken, Gewohnheiten, Worten und Taten sollt ihr fest auf Gott vertrauen und mit Gottes Wirklichkeit rechnen.

Zweitens: Tut das auch dann, wenn es euch nicht leicht fällt. Wenn ihr nicht den Beifall eurer Nachbarn und Kolleginnen dafür bekommt. Wenn ihr deswegen einen egoistischen Vorteil hinten anstellen müsst. Wenn es ein Opfer für euch ist. Gott mit eurem ganzen Leben dienen – das ist vielleicht manchmal ein Opfer, aber es ist ein lebendiges Opfer. Ein heiliges, dem Charakter Gottes entsprechendes Opfer. Ein Opfer, an dem Gott Freude hat.

Ganz wichtig für Paulus, und deshalb stellt er es ganz nach vorne: Es geht Gott bei diesem Gottes-Dienst nicht um ein „Hochdienen“. Nicht um fromme Anstrengung oder Schleimerei. Gott mit dem ganzen Leben zu dienen ist vielmehr die Konsequenz von Gottes Barmherzigkeit. „Weil Gott so barmherzig ist…“, schreibt Paulus – deshalb ist es nur vernünftig und logisch und angemessen, nichts vor ihm zurückzuhalten. Sein ganzes Leben für ihn einzusetzen. Als etwas, an dem er einfach Freude hat.

Gott hat nicht Freude daran, dass Sie oder ich perfekt wären, oder sündlos, oder in seinen Augen erfolgreich. Ich möchte Ihnen nicht zu nahe treten, aber all das sind Sie und bin ich ganz sicher nicht. Gott hat Freude daran, wenn Sie und ich auf seine Barmherzigkeit so reagieren, dass wir unser ganzes Leben auf ihn ausrichten, so gut wir es verstehen, nach bestem Wissen und Gewissen.

Das ist ein Gottesdienst, wie er sein soll.

Und wie Sie oder ich dann am Sonntag Gottesdienst feiern, ist dem gegenüber vermutlich nicht ganz so wichtig.

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Kommentare (1)

Ernst und Jacqueline G. /

Herzlichen Dank Herr Dechert! Ihre Auslegung hat uns sehr angesprochen und ermutigt.