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… und kein bisschen weise

Dorothee Döbler über Sprüche 2,6.

Der HERR gibt Weisheit, und aus seinem Munde kommt Erkenntnis und Einsicht.

Sprüche 2,6

„Sechzig Jahre – und kein bisschen weise“, so beginnt ein Lied, das Curd Jürgens einmal gesungen hat. „Sechzig Jahre – und kein bisschen weise, aus gehabtem Schaden nichts gelernt.“ Ja, so ist das – zumindest bei mir. Ich bin jetzt über sechzig Jahre alt und nehme immer noch Fettnäpfchen mit, die sich mir bieten. Wenn ich mich entscheiden muss, dann liege ich oft genug daneben. Und auf meine guten Ratschläge wartet auch keiner. Weisheit – davon fühle ich mich weit entfernt.

Und andere? Sind die weise? Doch, unsere Bundesregierung hat in der Corona-Krise immer wieder Entscheidungen getroffen, die ich weise fand. Bei den Politikern im Allgemeinen gibt es aber auch viel Hauen und Stechen und Profilierungssucht. Und andere weise Menschen? Erst einmal fällt mir keiner ein. Doch, meine Schwiegermutter. Sie hatte eine Weisheit, die zeigte sich weniger in einem riesigen Wissen. Sondern es war eine Herzensweisheit. Sie hatte ein gutes Gespür dafür, wann ein Mensch Trost und Beistand brauchte, und wann auch einmal eine feste Ansage. Bei ihr habe ich mir gern Rat geholt.

Was ist das überhaupt, Weisheit? Die Bibel erklärt sie im Buch der Sprüche so: „Wenn du nach Vernunft rufst und deine Stimme nach Einsicht erhebst, dann wirst du die Erkenntnis Gottes finden. Denn der Herr gibt Weisheit, und aus seinem Munde kommt Erkenntnis und Einsicht“ (Sprüche 2, Verse 3, 5b und 6).

Vernunft und Einsicht führen zur Erkenntnis. Vernunft ist für mich, wenn ich nur auf die Sache schaue, wenn ich persönliche Empfindlichkeiten außen vor lasse. Und Einsicht? Dazu gehört für mich, dass ich bereit bin, Ansichten von mir in Frage zu stellen. Dass ich sagen kann: Stimmt, wenn ich es so bedenke, dann muss ich meine Meinung ändern. Vernunft und Einsicht kommen, wenn ich bereit bin, von mir abzurücken. Wenn ich bereit bin, auch andere zu hören.

Die Bibel ermutigt mich: Höre doch auf Gott! Wenn du nach Vernunft – zu Gott – rufst, und wenn du – Gott – nach Einsicht fragst, dann wird er dir antworten. Dann wird er dir die Erkenntnis und die Einsicht schenken.

Ja, so erlebe ich es immer wieder. Ich bete zu Gott und frage ihn, wo ich nicht weiterkomme. Ich lese in der Bibel und suche darin Antworten auf Fragen, die mich umtreiben. Und ich finde Antworten. Es sind nicht immer die Antworten, die ich gerne hören möchte. Aber wenn ich sie umsetze, habe ich jedes Mal den Segen gespürt, der darin liegt.

„Sechzig Jahre – und kein bisschen weise, aus gehabtem Schaden nichts gelernt.“ Nein, so soll es nicht bleiben. Ich wünsche mir, dass ich lerne, mehr innezuhalten, mehr zu fragen. Vor allem: mehr Gott zu fragen. Und ich darf mich freuen, was er mir für Erkenntnisse schenkt.

Ich merke: Ich selbst brauche nicht weise zu sein. Denn das könnte mich eitel machen. Aber ich will eine Fragende bleiben. Und ich weiß, an wen ich mich mit meinen Fragen wenden kann: an Gott, meinen weisen Ratgeber.

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Kommentare (1)

Leo /

Das haben Sie gut erzählt. - Wer sitzt im Alter noch gerne auf der AnfängerSchulbank und will etwas dazulernen, vor allem über sein "Unvermögen" - aber das, scheint mir, ist das Tor zur Weisheit. - Der Weise weiß nicht, dass er weise ist - oder er benennt sich nicht so. - Danke