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/ Wort zum Tag

Ohne Ansehen der Person

Luitgardis Parasie über Jakobus 2,1.

Haltet den Glauben an Jesus Christus, unsern Herrn der Herrlichkeit, frei von allem Ansehen der Person.

Jakobus 2,1

Beim Kirchessen nach dem Gottesdienst nimmt mich meine Küsterin beiseite. „Ich bin euch so dankbar“, sagt sie, „dass ihr meinen Helmut so in die Gemeinschaft mit aufnehmt.“ Ich bin erstaunt. Ja warum sollten wir ihn denn nicht aufnehmen? „Weißt du, mit dem Gottesdienst hat er’s ja nicht so, und er hatte unheimlich Angst vor den ganzen Intellektuellen in der Gemeinde, da kann er einfach nicht mitreden. Aber ihr nehmt ihn so selbstverständlich mit hinein, das gibt ihm das Gefühl, er gehört wirklich dazu.“ Ja, in der Tat gehört ihr Mann Helmut dazu. Denn ohne seine praktischen Fähigkeiten wären wir oft aufgeschmissen. Stimmt, er kommt selten in den Gottesdienst, damit kann er nicht so viel anfangen. Aber jeden Sonntag backt er einen Kuchen für den Kirchkaffee. Und direkt nach dem Gottesdienst steht er auf der Matte, schleppt Wasserkisten, stellt gebrauchte Tassen weg, räumt die Spülmaschine ein, repariert klemmende Türen. Er ist einfach unbezahlbar.

Tatsächlich habe ich aber schon häufiger beobachtet, dass Christen sich an anderen messen und selber ihrer Meinung nach dabei schlechter abschneiden. Nicht so wortgewandt, nicht so gläubig, nicht so musikalisch. Nicht so moralisch korrekt. „Also, so frei beten wie der Thomas, das kann ich nicht“, meinte kürzlich einer. „Das musst du auch nicht“, sagte ich, „aber Thomas hat zwei linke Hände, du dagegen kannst unsere kaputten Stühle im Gemeindehaus leimen.“

Bei Gott zählt der Akademiker nicht mehr als der Arbeiter am Fließband. Der Reiche nicht mehr als der, der seine Rente mit Sozialhilfe aufstocken muss. Die bildschöne Sängerin mit Sex-Appeal nicht mehr als die überarbeitete berufstätige Mutter von vier Kindern. Gott urteilt ohne Ansehen der Person. Und er möchte, dass wir das auch tun. „Der Mensch sieht, was vor Augen ist, aber der Herr sieht das Herz an“ (1. Sam 16,7). Das war in diesem Jahr Top 1 bei den Konfirmationssprüchen meiner Konfis. Vier von zehn wollten ihn haben. Ich fand das beeindruckend. Meine Konfis haben begriffen, dass bei Gott nicht der äußere Schein zählt. Und das in einer Zeit, in der Menschen sich auf YouTube und Instagram präsentieren und Follower sammeln. Heidi Klum mit Kaffeetasse im Bett. Jennifer Lopez ungeschminkt. Meine Konfis scheinen das zu durchschauen: Das ist so eine Pseudo-Ehrlichkeit, in Wahrheit ganz bewusst gesteuert. Menschen vermarkten sich und zählen ihre Likes. – „Der Herr aber sieht das Herz an.“ Ohne Ansehen der Person. Das hat schon der Prophet Samuel in der Bibel gemerkt. Unter acht Brüdern  sollte er einen neuen König für Israel aussuchen. Er hatte seinen Favoriten auch gleich im Blick, den Ältesten, gut aussehend und führungsstark. Aber Gott sagte: Nein, Fehlanzeige, der nicht. Und das galt auch für sechs weitere Brüder. Übrig blieb der Kleinste, David, den keiner für voll nahm. Nach außen machte der nichts her. Aber eins hatte er den anderen voraus: Sein Gottvertrauen. Mit Gottes Hilfe hatte er sogar den gefährlichen Riesen Goliath besiegt.

Gott urteilt ohne Ansehen der Person. So wie es auch im Jakobusbrief heißt: „Haltet den Glauben an Jesus Christus, unsern Herrn der Herrlichkeit, frei von allem Ansehen der Person.“ Jakobus 2,1

Ihm ist es egal, ob jemand nach außen gut rüberkommt. Gott sieht das Herz an. Danach sehnen sich meine Konfis: Einen, vor dem ich meine Ängste nicht verstecken muss. Der sich freut, wenn mein zartes Glaubenspflänzchen wächst. Die, die Fenster putzt, schätzt Gott genauso wie diejenige, die gut predigen kann. Meine Konfis  haben begriffen: Gott interessiert es nicht, ob sie cool rüberkommen. Ihm kommt es darauf an, ob sie mit dem Herzen dabei sind. Bei ihm und seinem Sohn Jesus Christus.

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Kommentare (1)

Pfr.i.R. Dietrich T. /

Eine ganz tolle Andacht. Lebensnah und ermutigend. Danke. Habe im Internet nach Ihnen recherchiert. Viele Segensstationen. Jesus segne Sie und Ihre Arbeit weiterhin so stark. Es ist doch eine mehr