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Wer dankt, lernt vertrauen

Silke Stattaus über Psalm 66,12.

Du hast Menschen über unser Haupt fahren lassen, wir sind in Feuer und Wasser gekommen. Aber du hast uns herausgeführt und erquickt.

Psalm 66,12

Vor vielen Jahren habe ich auf einer Bibelfreizeit mein Leben Jesus anvertraut. Als junges Mädchen wurde mir plötzlich bewusst, dass ich meinen kindlichen Glauben mit einem erwachsen gewordenen Ja bestätigen möchte. Seitdem sortiere ich mein Leben in diese Richtung. Ich gehöre zu einer christlichen Gemeinde. Lebe mit einem verlässlichen Freundeskreis. Und ich darf zu einer großen Familie gehören, die Jesus liebhat.

Der Beter des 66. Psalms, in dem das Bibelwort für heute steht, erzählt ähnliches. Mit jubelnden Worten beschreibt er, wie treu Gott ist, selbst wenn Menschen Böses im Schilde führen und ihn enttäuschen. Der Beter endet mit einem Bekenntnis: Trotz allem erhält Gott mich am Leben, er lässt mich nicht untergehen!

Seitdem mein Leben Jesus gehört, erzähle auch ich immer wieder von dem, was ich mit IHM erlebe. Erinnere mich an einzelne Wunder und freue mich darüber. Und ich lade andere ein, es ebenso zu tun. Bin einfach begeistert von so einem großen Gott!

Diese Begeisterung ist der Grund, warum ich vor einigen Jahren mein morgendliches Gebet ganz bewusst mit folgendem Satz beende: „Gott, ich gehöre dir so gern. Ich will mich dir auch nach so vielen Jahren noch einmal ganz neu zur Verfügung stellen! Mach mit mir, was gut ist.“

Und dann passiert es kurze Zeit später: Genau aus meinem zuverlässigen Umfeld enttäuscht mich eine Bekannte. Sie missbraucht mein Vertrauen und schüttelt mit einer Entscheidung mein halbes Leben durcheinander. Wir haben bis dahin gut zusammengearbeitet. Und, wir haben gemeinsam Pläne geschmiedet. Vor allem für unsere Gemeinde und die Menschen, die darin ihre Heimat haben. Und nun das!

Ich bin erst einmal völlig durcheinander. So etwas ist mir bis dahin noch nie passiert. Was mache ich nun? Vieles, was mir bis dahin wichtig ist, ist mit dieser einen Entscheidung erst einmal vorbei.

Ist das die Antwort auf mein erneutes Hingabegebet? Sieht so Gottes Prüfung aus, wenn ich mich ihm ganz zur Verfügung stelle? Ich bin ziemlich wütend auf ihn. Gott sei Dank hilft mir eine Freundin. Sie hört mir zu und gibt Rat. Das ist das, was ich in diesem Moment brauche.

Und das ist auch das, was der Psalmbeter erlebt. Hilfe. Er beschreibt, dass er zwar von Gott geprüft wird. Er ist gefangen und hat schwere Last zu tragen. Menschen trampeln auf ihm herum und er muss manche Prüfungen bestehen. Aber am Ende gibt Gott ihm das, was er braucht. So kann er nach diesem ganzen Kummer auch wieder danken.

Das klingt wie im Zeitraffer: zuerst jubelt er – dann blickt er zurück – und dann entscheidet er sich neu für Gott. Doch so einfach war es für den Psalmbeter nicht. Und so einfach habe ich meine Situation auch nicht empfunden. Enttäuschungen und Verluste steckt wahrscheinlich keiner so leicht weg. Ich hätte mir damals gewünscht, dass alles schneller geht. Aber ich musste Schritt für Schritt meine verletzte Seele heilen lassen.

Und wie sieht heute mein Bekenntnis zu Gott aus? Sage ich noch immer so vollmundig: „Gott, ich gehöre dir gern. Ich stelle mich dir ganz zur Verfügung! Mach mit mir, was gut ist.“? Ich bin zögerlicher geworden. Mein Vertrauen zu Gott zeigt einige Lackschäden. Und immer wieder muss ich mich dazu durchringen.

Allerdings habe ich gelernt, dass es offenbar einen Zusammenhang zwischen Dankbarkeit und Vertrauen gibt. Je dankbarer ich auf das blicke, was Gott mir auch in schweren Situationen schenkt, umso mehr Mut bekomme ich, ihm heute und morgen zu vertrauen.

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Kommentare (1)

Pfr.i.R. Dietrich T. /

Liebe Frau Stattaus. Wie immer , haben Sie auch diesmal wieder mit Ihrem Beitrag unser Herz berührt. Sie haben die Gabe kurz und doch präziese und auch voll identisch das jeweilige Wort Gottes auszulegen. Danke dafür. Jesus segne Sie und die Menschen, die Ihnen lieb sind.