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/ Wort zum Tag

Wie rede ich?

Hartmut Bärend über Jesaja 53,8.

Er ist aus dem Lande der Lebendigen weggerissen, da er für die Missetat seines Volks geplagt war.

Jesaja 53,8

Da war mal wieder so ein Gottesdienst, an dem ich mich geärgert habe. Warum? Weil im Fürbittengebet und auch sonst immer nur von Gott die Rede war. Dagegen ist doch nichts zu sagen, oder? Doch! Wenn in den Gebeten stereotyp nur noch die Anrede „Gott“ verwendet wird, dann frage ich schon, wer denn da gemeint ist. Von Gott reden ja sehr viele, auch in anderen Religionen. Hier, in einem christlichen Gottesdienst, erwarte ich etwas anderes. Jesus hat uns gelehrt, im Gebet Gott als „Vater“ anzureden. Immer wieder im Neuen Testament taucht auch der Titel „Herr“ auf. Und natürlich können wir auch einfach „Jesus“ sagen.

Dabei hat doch der christliche Glaube nur ein Thema: Jesus Christus. Wir leben in unserem Land und in der ganzen westlichen Welt wie selbstverständlich von den christlichen Vorgegebenheiten. Das jetzige Jahr 2019, - das sind eben das 2019. Jahr nach Christi Geburt: Weihnachten, Ostern, Pfingsten. Mag der christliche Sinn dieser Feste bis auf Weihnachten auch kaum noch bewusst sein, trotzdem hält sich unsere Gesellschaft weithin fraglos an den christlichen Festtagskalender. Umso mehr muss das für Christen selbst gelten: Unser Glaube hängt an Jesus Christus, und nur an ihm. Mögen Gelehrte kritische Fragen anbringen: Der Glaube hängt an Jesus, der am Kreuz für uns gestorben ist, damit wir Vergebung unserer Schuld bekommen und mit Gott, dem himmlischen Vater, wieder im Reinen sind. Er hängt an Jesus, der von den Toten auferweckt worden ist, um uns unzerstörbares Leben zu schenken.

 Ein Wort der Bibel sagt mit großer Deutlichkeit, was Jesus für uns getan hat. Im Alten Testament, ja, schon da, findet sich der großartige Satz: „Er ist aus dem Lande der Lebendigen weggerissen, da er für die Missetat seines Volkes geplagt war.“ Mit dem „er“ ist ein leidender Mensch im Dienst Gottes gemeint, ein sogenannter Gottesknecht. Bis heute deuteln die Ausleger dieser Stelle im Jesaja-Buch herum, wer gemeint sein könnte. War es ein Einzelner? War das Volk Israel insgesamt gemeint? Wir Christen geben die für uns einzig mögliche Antwort: Mit diesem leidenden Gottesknecht ist Jesus gemeint. Was hier steht, ist ein Vorschein dessen, was dann 400 Jahre später mit dem Kreuz Jesu Christi und seiner Auferstehung Wirklichkeit geworden ist: Der da aus dem Leben weggerissen worden ist, um für die Sünden der Menschheit zu sühnen, ist Jesus.

Das ist der Kern der christlichen Botschaft, und wer sie verwässert oder sogar verschweigt, der hat sie nicht verstanden oder will sie nicht wahrhaben. Es reicht nicht, in Jesus nur den mitleidenden Bruder zu sehen, den Seelsorger, der viel über den Menschen weiß. Er ist der einzige Trost im Leben und im Sterben, er allein kann Menschen Antwort geben auf die großen Fragen, woher sie kommen und wohin sie gehen, denn er kommt von Gott und ist wieder dorthin gegangen. Wer sich ihm anvertraut, ihn nun wirklich Herr seines Lebens sein lässt, der kann geborgen und zuversichtlich seinen Weg gehen.

 Darum ist es unangemessen, in christlichen Predigten nur allgemein von Gott zu reden und im Gebet nur die Anrede „Gott“ zu benutzen. Wir haben guten Grund, Gott als „Vater“ anzureden. Er ist der Vater Jesu Christi. Wir haben guten Grund, „Herr“ zu rufen, denn damit ist Jesus in seiner Herrschaft gemeint. Und wenn wir einfach „Lieber Herr Jesus“ sagen, wie ich das gern tue, dann zeigt das die Vertrautheit der Beziehung zu Jesus. Bloß nicht nur „Gott“ sagen. Das wirkt kalt, unpersönlich und lässt offen, was unseren Glauben wirklich ausmacht.

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Kommentare (6)

Alice G. /

Herr Bärend DANKE für die sehr gute Auslegung ja,den heftigen Anstoß für die verschlafene Christenheit. Das haben Sie einfach gut gemacht.Gebe es weiter so oft es nötig ist.Gottes Segen zu all Ihrem tun.im Namen Jesu

Georg R. /

Den Gottesdienst kennen ich auch so: guter Gott - kein Wort von Jesus. Das ärgern habe ich mir abgewöhnt, da hat mich mal einer darauf hingewiesen hat, dass Jesus nicht eifersüchtig ist. Also lass ich ihn halt. ich selbst rede im Gebet lieber mit Jesus.

Theo S. /

Ich schließe mich aus ganzem Herzen und gerne dem Kommentar von Anne S.-B. an. Vielen Dank.

Dominik P. /

Danke für die gelungene Auslegung!

Rainer /

Vielen Dank für die wunderbare Auslegung.

Anne S.-B. /

Sehr geehrter Herr Bärend,
ich bin sehr dankbar für Ihr "Wort zum Tag". Mich stört es auch sehr, wenn wir in unseren Gottesdiensten nur noch allgemein von "Gott" sprechen.
Ich bin froh, dass Sie es genauso sehen und dies auch offensiv aussprechen. Unser Glaube basiert auf den Fundamenten Jesu .