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/ Wort zum Tag

Heilig

Daniel Eschbach über Jesaja 6,3

Heilig, heilig, heilig ist der HERR Zebaoth, alle Lande sind seiner Ehre voll!

Jesaja 6,3

Wie haben Sie es mit dem Wort ‚heilig‘? Die einen beklagen, dass heute nichts mehr heilig sei. Andere ärgern sich über die angebliche oder tatsächliche Scheinheiligkeit von manchen Christen. Die Dritten wundern sich bisweilen, wer von wem und warum heiliggesprochen wird. Und nur die wenigsten denken daran, dass sich die ersten Christen samt und sonders als heilig verstanden. Nicht weil sie sich perfekt oder vollkommen wähnten. Sondern weil überzeugt waren, dass der Heilige Geist in ihnen auf sie ausstrahlte.

Im Wort zum Tag heute kommt das Wort gleich dreifach vor. Himmlische Wesen, die sogenannten Serafim, singen in der Berufungsvision des Propheten Jesaja: „Heilig, heilig, heilig ist der HERR, der allmächtige Gott! Seine Herrlichkeit erfüllt die ganze Welt.“ (Jes. 6,3) Wie kann man das verstehen? Ein Theologe meint, ‚heilig‘ umschreibe, wie Menschen die Dimension des Göttlichen erfahren: als eine Verdichtung von Wirklichkeit, die tiefste Schichten ins uns anrührt und zum Schwingen bringt. Das ist erschreckend und heilsam zugleich. Wenn wir die ganze Berufungsgeschichte Jesajas in den Blick nehmen, wird anschaulich, was das heißen könnte. Die Bibel beschreibt diese Geschichte so:

Es ist eine einmalige Erfahrung. Während einer Feier im Tempel weitet sich für Jesaja plötzlich der Raum. Er sieht in echt, was sonst in der Liturgie nur dargestellt wird: den großen, heiligen Gott mitten in seinem Hofstaat. Im ersten Moment ist er überwältigt. Doch dann fährt ihm gleich der Schreck in die Glieder. Ein ganz kurzer Moment in der Nähe Gottes reicht um zu erkennen, wie groß die Distanz zwischen Mensch und Gott ist. Darum hat Jesaja zunächst Angst, Gottes Heiligkeit werde ihn verbrennen. Schließlich hat er ja, so formuliert er es, ‚unreine Lippen‘. Er realisiert, was alles in seinem Leben nicht in Ordnung ist. Das bedeutet vor allem die Einsicht: In meinem Leben wird wenig deutlich, dass ich von Gott weiß, seine Weisungen kenne und seinem Geist vertraue. Die ‚unreinen Lippen‘ sind ein Symbol für Vieles: Vor Gott kann nicht bestehen, was Jesaja hat schlucken müssen, was er begierig eingesogen hat, was er ausgespuckt hat, aber auch, was er – vielleicht in frömmster Absicht – gesagt hat, geflüstert oder geschrieben. Darum sein Schrei: „Weh mir, ich vergehe!“ – Ganz ähnlich hat übrigens später Petrus Jesus gegenüber empfunden und darum gesagt: „Geh weg von mir! Ich bin ein sündiger Mensch!‘ (Lk. 5,8)

Wie Jesus dann vor Petrus nicht zurückweicht, sondern ihn in seinen Dienst nimmt, so lässt Gott nicht zu, dass Jesaja stirbt. Doch ein Reinigungsprozess muss sein. Ein Gottesbote kommt zum Propheten. Er berührt mit einem glühenden Stück Kohle heilend und reinigend, schmerzhaft und erleichternd die unreinen Lippen mit dem Feuer der Liebe, der Hingabe, der Vergebung. So von Gottes Heiligkeit angesteckt, kann Jesaja sich von Gott rufen und senden lassen. Und er wird selbst zum Heiligen, weil er von Gottes Heiligkeit berührt ist.

Nicht weniger wünscht sich Gott für uns. Dass wir, von seinem Heiligen Geist berührt und durchdrungen, selbst zu Heiligen werden, die andere anstecken mit göttlichem Leben.

 

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