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/ Wort zum Tag

Ein schrecklicher Gott?!

Andreas Schenk über Daniel 9,4-5

Ach, Herr, du großer und schrecklicher Gott, der du Bund und Gnade bewahrst denen, die dich lieben und deine Gebote halten! Wir haben gesündigt und Unrecht getan.

Daniel 9,4–5

Schrecklich! Was finden Sie schrecklich?

Schrecklich finde ich, was Menschen einander antun. Schrecklich sind Kriegselend und Hungersnöte. Schrecklich ist, wie wir manches Unrecht zwar erkennen, aber doch nicht verhindern. Schrecklich ist … Gott!

Das steht in der heutigen Tageslosung. Es ist ein Gebet des Propheten Daniel: 

„Ach, Herr, du großer und schrecklicher Gott, der du Bund und Gnade bewahrst denen, die dich lieben und deine Gebote halten! Wir haben gesündigt, Unrecht getan.“ Dan. 9,4-5

Wie ist Gott? Die wenigsten Menschen würden ihn wohl als „groß und schrecklich“ beschreiben. Doch hier steht dieses Wort. Es fordert mich heraus. Ich möchte keinen „schrecklichen“ Gott bezeugen müssen.

Genauer übersetzt hieße es eher „furchtbar“ oder „Furcht erregend“. Doch ich spüre auch da einen Zwiespalt: Zwar kenne ich eine Gottesfurcht im Sinne einer tiefen Ehrfurcht. Aber es ist keine Angst vor Gott. „Furcht erregend“ finde ich nicht Gott, sondern den Gedanken, die Konsequenzen für alles getane Unrecht und alle unterlassen Hilfe tragen zu müssen.

„Wir haben gesündigt und Unrecht getan.“, meint ja nicht nur die kleinen Bosheiten. Es geht um die grundsätzliche Abkehr von dem, was Gott gefällt. Damit geht es auch um Egoismus, Habgier und Gleichgültigkeit gegenüber den Armen. Das Bußgebet von Daniel ist diesbezüglich deutlich.

Vers 5 geht so weiter: „Wir (haben gesündigt und Unrecht getan,) sind gottlos gewesen und von deinen Geboten und Rechten abgewichen.“ Nein, es waren gerade nicht die „besonders Schlimmen“, die so gebetet haben. Zu Daniels Zeit war das Volk Israel gefangen in Babylon. Das Exil wurde von manchen als Strafe Gottes verstanden. Gerade bei den Gläubigen gab es ein kollektives Schuld- und Verantwortungsbewusstsein: „Wir haben zu wenig gemacht, um das Ruder herumzureißen. Wir waren zu sehr mit uns selbst beschäftigt. Wir haben zu viel Unrecht in Kauf genommen.“

Diese Gefühle kenne ich auch. Gegenüber Menschen, die am Wohlstand kaum teilhaben können, und gegenüber den Generationen, die nach uns kommen.

Daniel drückt das dann so aus: „Du, Herr, bist gerecht, wir aber müssen uns alle heute schämen …“  (V. 7a) und in Vers 8 heißt es in einer anderen Übersetzung: „Uns, HERR, treibt es die Schamröte ins Gesicht, (…)weil wir gegen dich gesündigt haben!“ (Schlachter)

Aus der Entwicklungspsychologie wissen wir, dass schon ein kleines Kind bald Scham verspüren und erröten kann. Und wir? Schämen wir uns, dass die „Natur“ immer weniger naturbelassen ist? Schämen wir uns, dass unser globales Wirtschaftssystem Ausbeutung zulässt und gar fördert? Schämen wir uns, zu den Profiteuren zu gehören?

Ich fände es schlimm, wenn wir Christinnen und Christen keine Scham mehr empfinden würden. Es könnte auf ein Gottesbild hinweisen, das jedes Erschrecken vor Gott und seiner Macht ausschließt.

 Darum ist es gut, dass wir auch heute wie Daniel zu diesem großen Gott beten könne: „Ach, Herr, du großer und schrecklicher Gott, der du Bund und Gnade bewahrst denen, die dich lieben und deine Gebote halten! Wir haben gesündigt, Unrecht getan.“ (Daniel 9,4-5)

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Kommentare (1)

Kristian E. /

Lieber Bruder Schenk, Diese Auslegung der Schrift trifft sehr gut aber hart für uns, besonders für uns Gläubige hier Alaska, wo der Ausbeutungsidustrien wegen, wenig die Wahrheit hören wollen.