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Kurz nach sieben

Werner Bücklein über Kolosser 3,16.

Lasst das Wort Christi reichlich unter euch wohnen: Lehrt und ermahnt einander in aller Weisheit.

Kolosser 3,16

Es klingelt an unserer Haustür, es ist kurz nach sieben. Das kann nur unser Enkel sein, der seit einigen Monaten mit seiner Familie im Nachbarhaus wohnt. „Bei euch schmeckt das Frühstück besser“, hat er einmal gesagt und kommt nun beinahe jeden Morgen. Ich decke schon ganz automatisch für ihn mit, wenn ich den Frühstückstisch richte, koche ihm den Tee, den er so gerne trinkt. Es ist schon beinahe so, als würde er bei uns wohnen, wenn er immer mal wieder bei uns übernachtet. Das ist auch sehr schön, wenn abends kurz gefragt wird: „Wo möchtest du schlafen heute Nacht?“ und er dann die Auswahl hat, ob er hüben oder drüben zur Haustür hineingeht. Er kommt mit einer Selbstverständlichkeit, wie sie eben in vielen Familien da ist.

Ich weiß nicht, ob der Apostel Paulus solch ein Bild vor Augen hatte, als er den Kolosserbrief geschrieben hat. Er schreibt den Menschen, wie das mit Jesus ist, der gestoben, auferstanden und in den Himmel gefahren und der jetzt mitten unter uns mit seiner Kraft gegenwärtig ist. Er beschreibt die neue Art zu leben der Menschen, die an Jesus glauben. Wie sie böse und schädliche Verhaltensweisen ablegen und gute Gewohnheiten einüben. Oder, um es auf den Punkt zu bringen: er schreibt, wie ein Leben gut wird und gelingt. Manches in seinem Brief ist recht anspruchsvoll und nicht immer gleich und schon gar nicht einfach umzusetzen, etwa dann, wenn er den Leuten mit auf den Weg gibt: Lasst euch nicht mehr zum Zorn und zu Wutausbrüchen hinreißen. Schluss mit aller Bosheit! Redet nicht schlecht übereinander und beleidigt niemanden!  Hört auf, euch gegenseitig zu belügen. (Kolosser 3, 8+9).  Ihr seid doch Gottes geliebte Kinder, die zu ihm gehören. Darum soll jetzt herzliches Mitgefühl euer Leben bestimmen, ebenso wie Güte, Bescheidenheit, Nachsicht und Geduld. Ertragt einander und vergebt euch gegenseitig. (Kolosser 3, 12+13).  

Ich sehe die Leute in Kolossä buchstäblich die Backen aufblasen. Puh! Wie soll das auf Dauer gehen? Wer das schon mal probiert hat, wird gemerkt haben, dass der Vorsatz schnell gefasst, das Umsetzen in die kleine Münze des Alltags aber ganz schön herausfordernd sein kann. Als ob Paulus die fragenden Blicke der Empfänger seines Briefes geahnt hätte, gibt er ihnen gleich noch einen Tipp, wie das gelingen kann. Er sagt: Lasst jemand bei euch wohnen. Macht ihm die Türe auf und bittet ihn herein. Er soll an eurem Tisch sitzen wie einer aus der Familie und soll mit einer Selbstverständlichkeit da sein, wie es nur bei engen Vertrauten vorkommt. Paulus sagt das so: Lasst das Wort Christi reichlich unter euch wohnen: Lehrt und ermahnt einander in aller Weisheit. (Kolosser 3, 16) Aus diesem guten Wort Christi erreichen mich Impulse, die meinen Alltag verändern. Hier lese ich von Mut und Trost, freue mich über einen Zuspruch des Segens Gottes und immer wieder auch Veränderung meines Denkens und Handelns.

Das Wort Christi soll reichlich bei mir wohnen - ich merke an meinem eigenen Alltag, dass auch das gar nicht so einfach ist. So manches Mal bin ich wie überrollt von den alltäglichen Dingen, dass ich erst am Nachmittag merke: Ich habe ja noch gar keine Bibel gelesen. Dabei suche ich doch die Nähe Gottes, möchte, dass er mich anspricht und berührt. Wie gut, dass ich die Losungen in meiner Terminmappe abgeheftet habe! Wie gut, dass die Bibel auf meinem Schreibtisch liegt.  Ein paar Minuten Zeit kann ich immer dafür frei machen, am besten am Morgen, wenn ich den Tag richte wie einen Frühstückstisch. Pünktlich kurz nach 7 klingelt dann unser Enkel an der Haustür. Selbstverständlich bitte ich ihn herein und nehme mir Zeit für ihn – warum nicht auch für das gute Wort des lebendigen Gottes?

 

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